Dienstag, 13. Juli 2021

Frau Müller muss weg! (2015)

https://www.imdb.com/title/tt4216934/

Bei einem außerplanmäßigen Treffen mit der Klassenlehrerin Frau Müller (Gabriela Maria Schmeide) gibt es einiges zu bereden. Die Kinder sind mit unmöglichen Zensuren nach Hause gekommen. Wie sollen sie es denn mit so einem Übergangszeugnis aufs Gymnasium schaffen? Höchste Zeit, mal ein ernstes Wort mit Frau Müller zu reden. Die knallharte Karrierefrau Jessica Hövel (Anke Engelke) erklärt sich schnell selbst zur Sprecherin der Elterngruppe. Dem arbeitslosen Wolf Heider (Justus Von Dohnanyi) passt das nicht in den Kram und er versucht, die Diskussion immer wieder auf sich und sein Kind zu lenken. Dem Ehepaar Patrick (Ken Duken) und Marina Jeskow (Mina Tander) geht es vor allem um die Ausgrenzung ihres begabten Sohnes, während die alleinerziehende Mutter Katja Grabowski (Alwara Höfels) nur aus Solidarität mitgekommen ist, denn ihre Tochter ist die Klassenbeste. Doch Frau Müller hat keinesfalls vor, die Klasse abzugeben. Stattdessen konfrontiert sie die ahnungslosen Eltern mit dem Verhalten ihrer Kinder. Plötzlich muss sich nicht mehr Frau Müller rechtfertigen, sondern es sind die Eltern, die ob ihrer eigenen Versäumnisse in Erklärungsnot geraten... 

Endlich mal Mäuschen spielen und seinem eigenen perfiden Voyeurismus freien Lauf lassen! "Frau Müller muss weg!" ist eine herrliche Minimalismus-Komödie, die sich so anfühlt, als würde man an einem Zimmer lauschen, in dem gerade ein Kleinkrieg tobt. Wer könnte da schon vorüber gehen? Tja, Elternabende bergen immer und jederzeit großes Konfliktpotential. Warum dies nicht in einem Film für die Nachwelt konservieren, wenn es darum geht, die schlechten Noten der eigenen Blagen der Lehrerin in die Schuhe zu schieben? Der Film von Sönke Wortmann widmet sich dem Thema Helikopter-Eltern und zeigt unterhaltsam, zu welchen menschlichen Abgründen Eltern fähig sind, wenn das eigene Kind in der Schule nicht die Noten bekommt die erwartet werden und wie leicht es doch ist die Schuld bei der Lehrerin anstelle bei der eigenen Erziehung und gar dem Kind zu suchen. Themen wie der immer noch schwelende Ost/West-Konflikt, Komptenzprobleme oder typische Klischees, die man eigentlich nur von Hörensagen kennt, werden durch den Kakao gezogen. Dafür sorgt auch das gut aufgelegte Schauspielensemble, angeführt von einer wunderbar strengen Anke Engelke. Wünschenswert wäre gewesen, hätte sich Sönke Wortmann doch auf das Kammerspiel im Klassenraum beschränkt - später kommen recht absurde und unpassende Handlungsstränge dazu (Affäre, Schwimmbad usw.), die nichts zur Wirkung des Geschehens beitragen und noch dazu die Intensität drosseln. Dennoch sind die ein oder anderen Witze und One-Liner - vor allem, wenn es um die gnadenlose Selbstüberschätzung von Helikopter-Eltern und ihrer jeweiligen Sprösslinge geht - durchaus treffsicher. An einigen Stellen erscheint "Frau Müller muss weg!" aber leider etwas zu konstruiert, doch die Schlusspointe zündet dann wieder angenehm und zeigt, dass es eben nicht immer nur auf die Noten ankommt. Insgesamt ist der Film amüsante, seichte Abendunterhaltung um einen anstrengenden Tag entspannt ausklingen zu lassen. Ein Spiegel, in gewisser Hinsicht.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Constantin Film

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