England, 1665: Nachdem Grace Haverstock (Charlotte Kirk) ihren Ehemann Joseph (Joe Anderson) während der Großen Pest verloren hat, wird sie zu Unrecht beschuldigt, eine Hexe zu sein - und in die Obhut von Englands rücksichtslosestem Hexenjäger, Richter Moorcroft (Sean Pertwee), gebracht. Grace ist gezwungen, körperliche und emotionale Folter zu ertragen und gleichzeitig ihre Unschuld aufrechtzuerhalten. Sie muss sich ihren eigenen inneren Dämonen stellen, während der Teufel selbst beginnt, sich immer tiefer in ihren Geist hineinzuarbeiten...
Neil Marshall zeigt mit "The Reckoning" einen Hexen-Horror-Thriller zu Zeiten der Pest, doch die Zeiten, in denen Marshall gute Filme ablieferte, scheinen längst vorbei. "Dog Soldiers" war ein frisches, aufregendes Debüt und es versprach viel. Mit "The Descent" lieferte er zwei der besten Horrorfilme ab und selbst mit dem total unterschätzen (und unterbewerteten) "Doomsday" zeigte er, was er kann, wenn man ihm Budget zur Verfügung stellt. Selbst sein Reboot von "Hellboy" war nicht wirklich schlecht, obwohl dieser Film mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hatte. "The Reckoning" erinnert nun wieder an Filme wie "Hexen bis aufs Blut gequält" oder "Der Hexenjäger", doch niemals erreicht er deren Klasse. Dafür ist Marshalls Film zu sauber, zu geleckt.
Die Unglaubwürdigkeit der Story mag man ihm zwar verzeihen, doch dass in den Szenen, in denen es darauf ankommt, auch mal Schauwerte zu zeigen, in den meisten Fällen weggeblendet wird, nicht. Harte Koste ist das trotzdem noch, doch es mangelt an Stringenz, was dazu führt, dass es den Zuschauer völlig kalt lässt. Immerhin hält sich Marshall mit den CGI-.Effekten arg zurück und geht wieder zur Handarbeit über und auch das mittelalterliche Setting kann sich sehen lassen - inklusive der Kostüme. Doch auch hier schimmern Probleme durch. Dafür dass die Pest grassiert, sieht das alles einfach zu sauber aus. Ein paar Beulen an Armen und in den Gesichtern oder eine verwesene Leiche in der Ecke reichen einfach nicht aus. Zu sauber ist auch die Hauptfigur Grace . Mit strahlenden weißen Zähnen, fast immer gepflegten Haaren und hübschen Gesicht trotz teils widrigster Zustände, ist das einfach nur lachhaft. Zudem ist sie mit Charlotte Kirk total fehlbesetzt und man merkt ihr das mangelnde Schauspieltalent in vielen Szenen deutlich an. Die anderen Darsteller bleiben gesichtslose Abziehbilder. Dass die Ernsthaftigkeit des Films mit Mühe zusammengehalten wird, liegt allein an Sean Pertwee als Hexenjäger und Henker Moorcroft. Nicht nur geht von ihm die meiste Bedrohlichkeit aus, auch seine Figur ist die glaubwürdigste von allem.Meist unnötige Rückblenden sorgen im Verlauf des Films eher für Kitsch und Belanglosigkeit, später werden Visionen und Träume der Hauptfigur unter übertrieben, pompösen Sounddesign regelmäßig eingeworfen, die nicht nur künstlich die Laufzeit dehnen, da die dünne Story vergessenswert ist, auch wirken sie wie die Dialoge eher unfreiwilig komisch. Zudem versucht Marshall in der zweiten Hälfte - im wahrsten Sinne des Wortes - auf Teufel komm raus, einen Dämonen/Revenge-Cocktail aus dem Hut zu zaubern, was im blutigen Finale - immerhin mit Tempo - aber total hirnrissig ausfällt bis zum peinlichen Schlußbild. Von den teils nicht nachvollziehbaren Handlungen der Figuren und den Logiklöchern will man da erst gar nicht reden. So bleibt nur zu konstatieren, dass man aus dem Thema Pest und Hexenverfolgung hätte so viel herausholen können. Das Endergebnis ist leider erschreckend nüchtern ausgefallen. Fürs Mittelmaß spricht da noch, dass der Unterhaltungswert den geneigten Zuschauer sinusartig aus der Langeweile herauszuholen vermag.5,5/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight
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