Mittwoch, 15. November 2017

[KINO] Justice League (2017)

http://www.imdb.com/title/tt0974015/

Bruce Wayne (Ben Affleck) alias Batman hat wieder Vertrauen in die Menschheit – auch dank Superman (Henry Cavill), der im Kampf gegen das Monster Doomsday wahre Selbstlosigkeit bewies und sich opferte. Als sich das mächtige außerweltliche Wesen Steppenwolf (Ciarán Hinds) mit einer Armee Paradämonen anschickt, die Erde zu überfallen, wendet sich Batman an Diana Prince (Gal Gadot), besser bekannt unter dem Namen Wonder Woman, die gegen Doomsday eindrucksvoll zeigte, was sie kann. Gemeinsam rekrutieren sie ein Team von Superhelden, bestehend aus den Metamenschen, auf die die beiden bereits aufmerksam geworden sind: Aquaman (Jason Momoa), Cyborg (Ray Fisher) und The Flash (Ezra Miller) verbünden sich mit Batman und Wonder Woman, aber der Angriff auf die Erde scheint dennoch nicht mehr zu verhindern sein...

Gut ein Jahr ist es her, da kam mit "Batman v Superman" ein langerwartetes Treffen zweier Helden-Giganten in die Lichtspielhäuser. Batman traf auf Superman. Lange wurde auf dieses Treffen gewartet, legt es doch den Grundstein für die hiesige "Justice League", viel wurde spekuliert, die großartigen Trailer versprachen gigantisch viel. Umso enttäuschter waren die Fans, denn die Kinofassung lies vieles vermissen, was die Story hätte zumindest rund wirken lassen. Vom enttäuschenden Handshake ("Martha") beider Helden mal abgesehen, denn das war so unglaubwürdig wie nie zuvor, war auch das Storytelling extremst holprig und in Bezug auf Kontinuität und Abholen der Zuschauer wurde kaum bis gleich gar keinen Wert mehr gelegt. Sicher, das alles war überaus opulent und gewaltig inszeniert, aber es reichte eben nicht aus, um das Aufeinandertreffen der beiden Figuren zu einem Meilenstein der Superheldenfilmgeschichte zu machen. Und so wurde "Batman v Superman" somit das neue Symbol für alles, was in einem Hollywood-Comicfilm-Spektakel schief gehen konnte. Der Film war schwerfällig und aufgeblasen, seine Logik passte nicht, er hatte einen Batman, dessen heiserer Glitzer ihn zu keinem Ersatz für andere (bessere) Batmans machte; er hatte einen Bösewicht, der ein einziges Klischee war - und mehr noch, denn es sickerte eine Art ernsthafter überreifer "Dunkelheit" durch, die zwar beabsichtigt war um Integrität herzustellen, aber tatsächlich zu bitter herüber gebracht wurde. Der finale Todesstoß für das Studio war dann noch, dass der Film an der Kinokasse unterdurchschnittliche Ergebnisse einbrachte.

Nun ging es mit "Wonder Woman", der lang erwarteten Origin-Story um Diana Prince, ein Stück bergauf und DC, obwohl noch längst nicht auf dem unterhaltsamen Niveau eines MARVEL-Films angekommen, machte bei den Fans etwas Boden gut. Nun sollte trotzdem angemerkt werden, dass sämtlicher Spott teilweise auch übertrieben war. "Batman v Superman" machte in der "Extended Version" ebenfalls einige Fehler der Kinofassung wett, und war effektiv kein schlechter Film. Selbiges gilt übrigens für den eigentlich lausigen "Suicide Squad", der aber immerhin den Kinoaugust 2016 gerettet hat. Okay, genug gemeckert, kommen wir zum neuesten Streich aus dem Hause DC, kommen wir zu "Justice League".


Superheldenfilme sollen ja allen voran einfach nur eines: liefern. Liefern, was der Fan erwartet. Das kann man nun von "Justice League" leider nicht zu voller Gänze behaupten. Nach einem Vier-Film-Aufbau, der vor vier Jahren mit "Man Of Steel" begann, sollte sich die "Justice League" wie ein Höhepunkt anfühlen, mit Batman und Wonder Woman, die neue Helden rekrutieren und ebenfalls Superman zurückbringt, um eine neue außerirdische Invasion abzuwehren. So wie es die "Avengers" 2012 für MARVEL getan haben. Und der Film liefert auch das, nur leider wieder zu überhastet, zu schnell, ohne wirklichen charakterlichen Heldenbezug (bis auf die drei üblichen Verdächtigen) und mit nur wenig elementarer Erkenntnis für nicht-eingefleischte DCU-Kenner.

"Justice League", so hat man das Gefühl, wurde in jedem einzelnen Frame konzipiert, um die Sünden von "Batman v Superman" zu korrigieren. Es ist nicht nur eine Fortsetzung - es ist irgendwie ein Akt der Franchise-Buße. Der Film, der ein halbes Dutzend Comic-Unsterbliche zusammenfasst und sie auf einen gemeinsamen Weg bringt, ist in seinem Aufbau auch niemals unordentlich oder richtig bombastisch. Es ist leicht und sauber und einfach (manchmal fast zu einfach), mit teilweise schon witziger Schlagfertigkeit und guten Kampfduellen, die dieses Mal auch nicht überbordern und zu lange dauern. Der Bösewicht ist wieder ein strenger CGI-Krieger aus dem Mittelalter (Motion-gecaptured von Ciarán Hinds), der 'Steppenwolf' heißt. Er hatte 1972 seinen ersten Auftritt in den DC-Comics, hätte sich aber auch, so klischeehaft und motivationslos er erneut gezeichnet wurde, auch über Nacht von einem x-beliebigen Drehbuchautoren hätte erfinden lassen können. Ein Problem, welches nicht nur DC hat, dasselbe Problem hat MARVEL - sie verpacken es nur etwa besser. Zudem hat "Justice League" auch einige Logiklöcher inne, die teilweise so peinlich und gleichzeitig groß sind, dass man meint, es wäre gewollt.

Zack Snyder führte erneut Regie, musste sich aber aus privaten Gründen (im März nach dem tragischen Selbstmord seiner Tochter) von dem Projekt verabschieden. Ungefähr 4/5 des Drehs waren zu dem Zeitpunkt abgeschlossen und der Postproduktionsprozess (einschließlich des restlichen Drehs) wurde von Joss Whedon beaufsichtigt - eine perfekte Wahl, obwohl es kaum ironischer hätte sein können, war Whedon doch mit "The Avengers" ein direkter Konkurrent. "Justice League" ist dahingehend so nahtlos, dass es schwer ist zu sagen, wo der eine Filmemacher aufhört und der andere beginnt. Aber der Film schmeichelt dann doch mehr Whedon als Snyder, dessen Pop-Grandiosität radikal heruntergespielt wird. Jeder Moment fühlt sich so an, als sei er zum Vergnügen des Zuschauers geschrieben worden. Als ein Produkt ist "Justice League" damit schon mal besser als "Batman v Superman", aber dennoch fühlt er sich generisch an. Es gibt kaum eine Szene darin, die man so noch nie gesehen hat. An einer Stelle fühlt man sich sogar an die "Herr der Ringe"-Trilogie erinnert - und das nicht zu knapp.


"Ein Mann, den ich kannte, pflegte zu sagen, dass Hoffnung wie ein Autoschlüssel ist", witzelt Superman (Henry Cavill) sinngemäß am Anfang des Films, in eine Handykamera, das von ein paar Fans im Schuljungenalter aufgenommen wird. "Er ist leicht zu verlieren, aber wenn ihr um euch herum sucht, ist er doch in der Nähe." - der Grundton des Films spiegelt sich allein in dieser Aussage wieder.

Ben Affleck spielt souverän und sicher diesem Film, wissend, dass viele Leute sein Debüt als "Dunkler Ritter" hassten, was ihn in eine schwierige Lage brachte. Und so beschreitet er - wie fast alles andere in der "Justice League" - einen vorsichtigen Mittelweg. Er spielt Bruce Wayne / Batman in einer sehr zurückhaltenden Version und auf eine Art und Weise, die einfach genug ist, um damit auch noch durchzukommen. Es hilft, dass er sich mit Gal Gadot kokettieren kann und auf seinem Gast-Auftritt in "Wonder Woman" aufbaut. Das Clark Kent / Superman natürlich nicht tot ist, sollte für niemanden ein Geheimnis mehr sein, wo doch selbst Warner auf den Postern sein Logo verwendete und damit selbst einen riesigen Spoiler in die Welt setzte. Nun gut, geschenkt. Henry Cavill macht aber seinen Job gut, genau wie Butler Alfred, gespielt von Jeremy Irons, der dem Film den nötigen humoristischen Sidekick außerhalb der Superheldenliga gibt und immer wieder für einen herrlich-lockeren Spruch gut ist. Es ist kein Michael Caine, dessen würdevolle Art und Weise einen deutlich besseren Butler zeichnete, aber Irons passt zumindest ins hier gezeigte Bild. Verschenkt sind Ray Fisher als Victor Stone / Cyborg und Jason Momoa als Arthur Curry / Aquaman, was in beiden Fällen zu verschmerzen ist. Amy Adams als Lois Lane ist etwas in den Hintergrund gerückt und Laurence Fishburne als Perry White sucht man vergeblich - was etwas schade ist. Ezra Millers Szenen als "The Flash" sind cool, reichen aber lange nicht an die eines Quicksilver heran, und wenn er früh im Film seinen Vater (gespielt von Billy Crudup) im Gefängnis besucht, gibt es zumindest einen Hauch von Hintergrundgeschichte - leider wird sein Charakter im Verlauf des Films zur nervenden Witzfigur im Superhelden-Team reduziert.

Snyder macht wie immer ansprechende Vorspann-Credits und bietet hier nicht weniger als eine Palette aus 5 Einführungsszenen, unterlegt mit einer Soft-Rock-Version von Leonard Cohens "Everybody Knows" (interpretiert von der norwegischen Sängerin Sigrid), um dramatisieren zu können, wie schlecht es doch Amerika seit Supermans Tod gegangen ist. Es geht von Batman, der sich gegen eine geflügelte, metallische Bestie wehrt - es stellt sich als einer von Steppenwolfs Armee von Paradämonen heraus - bis hin zu Wonder Woman, die einen Terroranschlag in London vereitelt, indem sie eine ganze Salve von Maschinengewehrschüssen abwehrt und dabei ihren felsenfesten Killerblick beibehält. Naja. Im Hintergrund tönt unauffällig Danny Elfmans Partitur, die John Williams "Superman"-Thema von 1978, Elfmans eigenes "Batman"-Motiv aus den Tim Burton-Jahren und das "Wonder Woman"-Cello-Riff von Hans Zimmer und Junkie XL in einem Ensemble, dass beim Publikum nach einem Strohhalm der Gunst greift, aber damit in einer kleinen Diskrepanz zu Snyders Bildern steht.

Im Fokus von "Justice League" finden sich immer wieder Batman und Wonder Woman. Jetzt, da Superman nicht mehr da ist, ist es diesen beiden zu verdanken, eine Liga von Superhelden zusammenzustellen, auch wenn der Zuschauer diese rituellen Assemblagen schon zu oft durchgemacht hat - in den Filmen "The Avengers" und "X-Men" In "Guardians Of The Galaxy" und den aktuellen "Thor: Ragnarok" - um nur wenige zu nennen. "Justice League" hinterlässt im Gegensatz zu all diesen vorgenannten Filmen den Eindruck, dass es tendenziell besser geht. Die letzte Szene, in der diese 300-Millionen-Dollar-Blockbusterproduktion mündet, legt den Grundstein für mehr, macht aber den Weg nicht ebener, sondern eher holpriger. Die zwei Post-Credits-Szenen bringen da pflichtschuldig etwas mehr, aber das Herz des Films ist einfach nicht mehr drin. "Justice League" ist ein immerhin noch durchaus sehenswerter Film, aber eben auch kein so grandioser Spaß wie bei nahezu allen Werken, die der große Konkurrent MARVEL abliefert.

5,5/10

In der "2-Disc Limited Steelbook Edition" erschien der Film als 4K Ultra HD im Steelbook. Exklusiv bei MediaMarkt erhältlich.   


Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

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