https://www.imdb.com/title/tt2274648/
Der Halbdämon Hellboy (David Harbour) hat im Kampf gegen das Böse diesmal einen ganz besonderen Auftrag: Mit frisch geschärftem Schwert, seinen blutroten Hörnern und der legendären steinernen Faust muss er der mächtigen Hexe Nimue (Milla Jovovich) und dem Monster Gruagach Einhalt gebieten. Gemeinsam mit anderen mythischen Wesen wollen die beiden Tod und Zerstörung über die Welt der Menschen bringen. Doch um das zu schaffen, brauchen sie noch jemanden: Nämlich keinen geringeren als Hellboy! Im Gegensatz zu seinem gegenwärtigen Ziel, das Böse zu vernichten, war seine einstige Bestimmung, den Weltuntergang herbeizuführen. Doch sein Ziehvater Professor Broom (Ian McShane) holte ihn auf die gute Seite und setzte ihn als Spezial-Agent gegen die Monster dieser Welt ein. Hellboy wird von Broom für einen wichtigen Auftrag nach London geschickt. Zeitgleich hinterlässt Nimue eine Schneise der Verwüstung in ganz England. Hellboy und seine Mitstreiter Anna (Sasha Lane) und Ben (Daniel Dae Kim) sehen sich plötzlich nicht nur mit einer völlig neuen Armee der Finsternis konfrontiert, sondern auch mit ihren eigenen Dämonen, die tief in ihnen selbst schlummern...
Er ist eine superstarke Comicfigur, die gegen das Böse kämpft. Aber Hellboy ist kein Superheld und dies ist kein gewöhnlicher Comic-Film. "Hellboy" wurde von Mike Mignola erschaffen und ist ein muskulöser, scharlachroter Dämon, der im Auftrag einer schattenhaften, paramilitärischen Organisation mythische Monster jagt, mit Hilfe von Menschen, die vom Paranormalen gezeichnet sind. Kein Geringerer als Guillermo Del Toro inszenierte 2004 mit Ron Perlman in der Hauptrolle die erste Adaption des Comics, es sollte noch eine weitere folgen. Und eigentlich auch eine dritte, wäre da nicht der Streit zwischen Mignola und Del Toro gewesen. Mignola fand, dass die von Del Toro auf die Leinwand gebracht Figur so gar nicht seiner Vorstellung des Höllenjungen entsprach und so wurden Pläne für einen dritten Teil mit Perlman nach schier endlosem Hin und Her ad acta gelegt und Del Toro widmete sich neuen Projekten. Zum Leidwesen einiger Fans, denn beide Filme waren unglaublich stark und phantasievoll, bis ins Detail ausgearbeitet (wie man es von Del Toro gewöhnt ist) und Perlman war der perfekte Darsteller für die Rolle.
Mit Neil Marshall, der für Horror- und Actionfilme wie "The Descent" und "Doomsday", ganz zu schweigen von zwei großen "Game Of Thrones"-Schlachten, bekannt ist, wird nun das Reboot geprägt von Over-the-top-Action und blutverschmierten Kreaturen im Rage-Modus. Subtilität ist offensichtlich nicht die Stärke dieses Mannes, aber er kurbelt diese neue Version von "Hellboy" mit einigen Umdrehungen mehr an und zeigt, dass auch seine Welt trotz der etwas chaotischen Armut ihrer Geschichte und ihrer Charakterisierung eine kreativ vorgestellte Welt ist.
Wer die Filme von Marshall kennt (und zu würdigen weiß), der weiß, dass er gern mit abgefahrenen (und blutigen) Verrücktheiten spielt, sofern er von der Leine gelassen wird. Und Verrücktheiten gibt es in "Hellboy" genug. Bevor man sich nämlich im Kinosessel überhaupt niedergelassen hat, hat ein wahnsinniger Dämon mit einer Luchador-Vampirfledermaus gerungen, eine Zauberin wurde von King Arthur geköpft und ein pulpiger Superheld hat sich mit einem Maschinengewehr durch einen Kader von Nazis und Rasputins Armee geschossen. Die Arthurian-Hintergrundgeschichte stammt eigentlich aus den "Hellboy"-Comics und mag sich schon einmal als verspielter Mash-up angefühlt haben, hier fühlt es sich wie eine kleine kreative Verzweiflung an. Aber da gibt es ja noch jene geheime Gesellschaft, die unverbrauchte Helden sucht, um Monster zu jagen, ein Schweinemonster, das Zungen aus Mönchen herausreißt und eine bösartige Hexe mit Holzbeinen und einem Auge. Das ist absolut verrückter Unsinn. Und das ist großartig. Aber eine Figur ist ganz weit vorn.
David Harbor, ein Star aus der Erfolgsserie "Stranger Things", verdeckt seinen muskulösen Körper unter einer Tonne von rotem Make-up. Spätestens hier werden Vergleiche mit der Oscar-Preisträger Guillermo Del Toros "Hellboy"-Adaption von 2004 und der Fortsetzung von 2008 "The Golden Army" mit Ron Perlman angestellt. Es ist auch eine ziemlich hohe Latte für Marshall und Harbour. Schon im ersten Frame des neuen "Hellboy"-Films - in dem ein Rabe den Augapfel einer Leiche herauspickt - ist klar, dass es sich um sehr unterschiedliche Streifen handelt. Del Toros Filme hatten John Hurt als eine freundliche, besonnene Vaterfigur; Marshalls Film lässt Ian McShane ungehemmt fluchen. Del Toro fertigte eine barocke Märchenversion der Comics an; Marshall Marshalls eine R-Rated Rock-Oper. Die Vorstellung von der wahren Natur des zentralen Charakters und dessen, was er werden könnte, ist einer der emotionalen Schwerpunkte des Films. Hellboy drückt eine gewisse Zurückhaltung aus, sich dem Kampf gegen Nimue anzuschließen. "Die Antwort auf jede Bedrohung, mit der wir konfrontiert werden, kann nicht Vernichtung sein", ruft er seinen Vater, Professor Trevor Bruttenholm (Ian McShane) zu, der das Büro für paranormale Forschung und Verteidigung leitet. Papas Antwort? "Sie hat dich mit ihren parfümierten Worten und ihren frechen Brüsten verführt!“ Vielleicht, aber Hellboy ist auch besorgt wegen einer Prophezeiung, die behauptet, er werde das Ende der Welt herbeiführen. Er hat Angst vor dem, wozu er in der Lage sein könnte. In einer kurzen Traumvision sieht er sich selbst auf einem schrecklichen Drachenskelett reiten und eine menschliche Stadt in eine Version des Höllenfeuers verwandeln. Es ist ein wundervoller kleiner Moment, der sich aber als so abgekürzt und so niedrig erweist, wie Ausschnitte aus einem verlassenes Subplot. Denn das ist das größte Manko des Films: die durch die Bank weg aneinandergestückelt wirkende Story und das abrupte Ende.
Aber mit dem neuen "Hellboy" kann sich David Harbour auch gegen Perlman behaupten. Ein großer Teil von Hellboys Charme besteht darin, dass er unter seiner unverwundbaren Haut ein verletzliches Herz versteckt und Harbour Melancholie und Wut durch die Schichten roter Schminke überträgt. Manchmal ist dieser riesige rote Dämon wankelmütig und verwundet, er ist überraschend gefühlvoll, sympathisch und sogar charmant. Er sieht etwas abgerockter aus als Perlman, das passt hier aber recht gut, auch wenn erste Bilder und Poster etwas anderes vermuten ließen. McShane ist so abrasiv wie eh und je, obwohl die anderen Leistungen etwas wackeliger sind. Daniel Dae Kim und Sasha Lane wirken in ihrer jeweiligen Rolle adäquat bis okay, während Milla Jovovich das brodelnde Übel der verführerischen Königin des Blutes nicht ganz heraufbeschwören kann. Besonders erwähnenswert ist jedoch Stephen Graham, der dem widerwärtigen Schweinemonster seine Stimme verliehen hat und da einen echt guten Job abgeliefert hat.
Sicher, das CGI ist ein wenig unfreundlich, die Akzente sind mittelmäßig verteilt und bleiben im Rahmen des Konstrukts auf dem Teppich und der ganze Zirkus bleibt immer wieder für einen weiteren Flashback stehen. Aber dann gibt es eine Szene, in der Hellboy wütende Riesen verprügelt, während Muse aus den Lautsprechern rockt oder ein Haus mit riesigen Hühnerbeinen angewalzt kommt, damit eine russische Hexe zum tödlichen Schlag ausholen kann. Lediglich eine musikalische Untermalung (in der Sequenz zu Pferd) vergeigt den guten akustischen Gesamteindruck. Hanebüchener, übertriebener Quatsch, und wenn man so etwas mag, ist "Hellboy" von vorn bis hinten ein fetter Spaß. Der Fakt, viele dieser Monster in einen Spielfilm zu packen, könnte sogar einer der Gründe sein, warum sich dieser "Hellboy" wie ein vollgestopftes, kakophones Durcheinander anfühlt. Ja, dieser "Hellboy" aus dem Jahr 2019 unterscheidet sich stark von den vorherigen Versionen, ist aber dennoch ein angenehmes und annehmbares Creature-Feature. Ohne Frage.
6,5/10
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