Donnerstag, 19. Juli 2018

The Shape Of Water - Shape Of Water: Das Flüstern des Wassers (2017)

https://www.imdb.com/title/tt5580390/

Die stumme Elisa (Sally Hawkins) ist während des Kalten Krieges in einem Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung angestellt, wo sie einsam und isoliert ihrer Arbeit nachgeht. Doch als sie und ihre Kollegin und Freundin Zelda (Octavia Spencer) ein streng geheimes Experiment entdecken, das in dem Labor vorangetrieben wird, ändert sich Elisas Leben für immer. Sie freundet sich mit dem mysteriösen Fischwesen (Doug Jones) an, das dort in einem Tank gefangen gehalten wird. Ihre Gefühle für die Kreatur werden immer intensiver und zusammen mit ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins) fasst sie schließlich den Entschluss, den Amphibienmann aus den Händen der Regierung zu befreien – allerdings steht die Liebe unter keinem guten Stern, denn nun wird das Paar gnadenlos vom Militär und dem Laborleiter Strickland (Michael Shannon) gejagt, die das außergewöhnliche Geschöpf und seine heilenden Kräfte bei einem Kriegsausbruch gegen die Sovjets einsetzen wollen...

"Shape Of Water", das neue Werk von Guillermo del Toro, ist ein weiteres Meisterwerk neben dem genialen "Pans Labyrinth". Eine dringende Empfehlung an alle, die sich auf die Erzählung einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte einlassen können. Genau wie in "Pans Labyrinth" verbindet del Toro das Fantasievolle mit der harten Realität. Der Wassermensch steht dabei sinnbildlich für das Andersartige und Unvollkommene. Von ihm strömt einerseits Faszination und andererseits Gefahr aus. Die Faszination finden wir in all den fantasievollen Sequenzen, in denen es in "Shape Of Water" zahlreiche gibt. So ähnelt das Wesen stark dem "Schrecken vom Amazonas", in welchem diese Thematik ebenfalls beleuchtet wird, und bildet somit eine Hommage an den Horrorklassiker. Allgemein wird das künstlerische und Fantasievolle in Form des Mediums Film, der Musik und auch des Tanzes zelebriert. Generell wird Kunst durch die zahlreichen Anspielungen an alte Filme und Musicals hervorgehoben und betont, denn das Künstlerische oder auch das Emotionale ist allen Menschen zugänglich. Dadurch stellt der Film nicht zuletzt die Frage, was den Menschen menschlich macht und gibt darauf eine klare Antwort: Es ist seine Unvollkommenheit und sein Mitgefühl. Diese beiden stehen im Einklang miteinander, denn wären wir alle vollkommen, so müssten wir kein Mitgefühl haben. Sich diese Unvollkommenheit einzugestehen fällt dem Menschen jedoch schwer. Das Wettstreiten des Menschen und seinen Drang zur ständigen Verbesserung wird durch die zeitliche Einordnung des Geschehens in den kalten Krieges symbolisiert. Das sehen wir besonders in dem Antagonisten der Geschichte. Er versucht durch seine Regeln, seinen Erfolg und seine Überlegenheit den perfekten Menschen abzubilden. Dabei scheint er dem enormen Druck der Gesellschaft ausgeliefert zu sein, wie er selbst eindrucksvoll in einer Szene klarmacht. Die Gesellschaft erwartet schließlich nicht weniger als genau das von ihm und erschafft somit das eigentliche Monster der Geschichte. Ein starkes Symbol dafür ist der verrottende Finger, den er sich unbedingt unter allen Umständen bewahren will, da ihm sonst etwas fehlen würde. Auch muss er den Geschlechtsverkehr beenden, sowie er ihn einmal begonnen hat. Nach seiner Philosophie machen die Taten eines Mannes seine Vollkommenheit aus. Aus diesem Grund reinigt man sich auch nicht nach einer Tat, sondern davor. Ebenfalls eine beeindruckende Szene. Dem Antagonisten wird in den Kritiken häufig vorgeworfen er sei belanglos und eintönig.

Das komplette Gegenstück dazu bildet die Protagonistin. Sie ist sich ihrer Menschlichkeit in vollen Zügen bewusst und scheint Gefallen an den einfachen Dingen des Lebens zu finden, was sich unter anderem in einer regelmäßigen Selbstbefriedigung ausdrückt. Allein durch diese Szene macht del Toro klar, wie realistisch er seine Geschichte erzählen möchte. Es ist unglaublich mutig, solche Szenen, aber auch die späteren Liebesszenen, zu drehen, da sie schnell lächerlich wirken könnten. Regisseur del Toro und seine Hauptdarstellerin Sally Hawkins, für die er die Rolle geschrieben hat, wissen das allerdings zu verhindern. Zu eindringlich ernsthaft und gleichzeitig fantasievoll und parabelartig wird die Geschichte erzählt. Somit verkommt der Film in keinem Moment zu billigem Kitsch, sondern wird ständig von der harten Realität unterbrochen, denn auch hier gilt, dass Vollkommenheit nicht echt wäre.

Handwerklich entführt einen der Film in eine völlig andere Welt. Jeder einzelnen Szene merkt man an, dass hier ein absoluter Filmgeek am Werke war, der Spaß hat sich eigene etwas marode Szenen und Wesen auszudenken und sie optisch eindrucksvoll in Szene zu setzen. Satte 13 Nominierungen hat der Film bei den Oscars 2018 erhalten. Besonders das fantastische Szenenbild sticht hervor. Allerdings wäre es nachvollziehbarer gewesen, wenn der Film im Bereich Kostüm ausgezeichnet worden wäre. Die Kamera ist fließend und mit einem Wort wunderschön. Auch der Schnitt reiht sich in die inszenatorischen Kniffe des Films fantastisch ein. Del Toro ist völlig zu Recht für sein handwerkliches Können und seinen Mut diesen Film so zu realisieren als bester Regisseur ausgezeichnet worden. Sally Hawkins geht vollkommen in ihrer Rolle auf und man nimmt sie ihr absolut ab. Auch hier finden wir durch den stummen Charakter Anspielungen Filme von Buster Keaton oder Charlie Chaplin, von denen hier eindeutig gelernt wurde. Richard Jenkins und Octavia Spencer spielen solide Nebenrollen. Völlig in seinen Bann wird man allerdings von dem meisterhaften Michael Shannon gezogen. Weshalb er keine Nominierung erhalten hat, bleibt ein Rätsel. Schließlich schlüpft erneut Doug Jones in eine von del Toro erdachte Figur und erfüllt den Wassermenschen mit Leben.

Die Oscar-prämierte Musik von Alexandre Desplat ist ebenso zu erwähnen. Seine verspielten fantasievollen Klänge harmonisieren perfekt mit den Bildern und verleihen dem Film schließlich seine eigene Atmosphäre. Mit zunehmender Handlungsdramatik nimmt auch die Musik an Dramatik zu und schraubt sich zu einem großen Finale auf. Insgesamt kann man dieser parabelhaften (oder auch märchenhaften) Geschichte über das Anderssein, die Individualität, die Liebe und die Kreativität nichts vorwerfen. Mann muss sich auf die Geschichte einlassen und der mehr als gelungenen Verbindung aus Fantasie und Realität folgen wollen. Man muss den Streifen ernst nehmen und wird in diesem Fall mit einem absoluten Meisterwerk belohnt, dass beinahe auf einer Stufe mit "Pans Labyrinth" steht. Vielen, vielen Dank an Guillermo del Toro.

8,5/10

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