Dienstag, 24. August 2021

친절한 금자씨 - Chinjeolhan geumjassi - Lady Vengeance (2005)

https://www.imdb.com/title/tt0451094/

Im Alter von gerade mal 19 Jahren soll Geum-ja Lee (Yeong-ae Lee) einen kleinen Jungen ermordet haben, wofür sie 13 Jahre im Gefängnis saß. Was die Öffentlichkeit noch mehr schockte als die brutale Tat an sich war die geständige Täterin. Wie konnte ein so junges, wunderhübsches, schier engelsgleiches Mädchen ein solches Verbrechen begehen? Im Gefängnis scheint Geum-ja sich nun gewandelt zu haben. Ein Priester ist überzeugt, dass er den Engel in ihr nach vorne gebracht und die Hexe vertrieben hat. Sie ist angesehen als freundliches und hilfsbereites Mädchen. Doch das alles ist nur Schein. Vom Tag ihrer Einlieferung ins Gefängnis hat Geum-ja an einem Plan gearbeitet - einem mörderischen Plan. Der verfolgt nur ein Ziel: Rache an Mr. Beak (Min-sik Choi)...

Bereits mit dem wundervoll komponierten, computeranimierten Vorspann nimmt Regisseur Park Chan-wook den Zuschauer mit auf eine poetische Reise, den letzten Teil seiner "Vengeance"-Trilogie, die stets den Balanceakt zwischen Schönheit und Grauen meistert. Der wieder einmal durchgängig überwältigende Soundtrack von Jo Yeong-wook erschafft von der ersten Minute eine kunstvolle Atmosphäre und begleitet von Chung Chung-hoons malerischen Bildkompositionen entsteht ein audio-visuelles Erlebnis, das man nur ausgesprochen selten erlebt. Chungs erneute Arbeit mit Park unterstreicht einmal mehr ihre überwältigende Symbiose. Die absurd-genialen Einfälle des Regisseurs in Kombination mit den berauschenden Bildern des Kameramanns konnten bereits bei "Oldboy" faszinieren. Bei "Lady Vengeance" erreicht diese Zusammenarbeit ein neues Hoch, denn der dritte Teil der Rache-Trilogie ist optisch einfach nur als Kunstwerk zu bezeichnen. Doch die Schönheit der Bilder wird immer wieder durch die abgründige Handlung durchbrochen, für die Park berühmt ist. Sein Gespür für die Gegensätze sucht seinesgleichen. Diese manifestiert sich bei "Lady Vengeance" auch in der Hauptfigur Geum-ja. Auf der einen Seite als skrupellose Mörderin dargestellt, auf der anderen als liebevoll und großherzige Insassin wahrgenommen, wandelt sich ihr Verhalten nach ihrer Entlassung in pure Kälte. Regisseur und Drehbuchautor Park Chan-wook gelingt es hier seinen speziellen Sinn für Humor wieder erstklassig einzuarbeiten, sodass die eigentlich durch und durch düstere Geschichte immer wieder aufgehellt wird.

Um diese Abgründe und inszenatroisch überwältigende Kraft hangelt sich eine Geschichte von einer zutiefst verletzten Frau. Neben ihrem blutigen Rachefeldzug versucht sie ihre zur Adoption gegebene Tochter wiederzufinden. Auch wenn gerade der Part im Ausland zum schwächsten des Films gehört, so verleiht es der Figur doch eine gefühlvolle Note. Und gerade in der Endsequenz ist es die Tochter, die für einen wunderschönen und poetischen Ausklang sorgt. Doch bis dahin wandert Geum-ja auf einem moralisch fragwürdigem Pfad. Zwar möchte sie ihrem Peiniger und dem des verstorbenen Kindes, seine verdiente Strafe zuführen, doch ist ihr auf dem Weg dorthin jedes Mittel Recht, auch wenn unbeteiligte zu Schaden kommen. Parks Einfallsreichtum bei der Rache-Thematik nimmt dabei kein Ende. Ob es eine besonders konzipierte und gestaltete Schusswaffe ist, oder die erschütternde Wendung, die sich zum Finale hin offenbart, der Filmemacher überrascht den Zuschauer immer wieder visuell wie inhaltlich. Gerade das schockierende Finale lässt dann auch den letzten Funken Liebreiz erlischen, nur um ihn beim zauberhaften Ende wieder zu beschwören. Darstellerisch kann Lee Yeong-ae vor allem in den warmherzigen und verletzlichen Augenblicken überzeugen. Kombiniert sie diese Seiten in den Gefängnissequenzen noch mit eine wunderbaren Kaltherzigkeit gegenüber den Unterdrückern, kann sie mit ihrer ernsten teils wütenden Art nicht immer überzeugen. Ihr gegenüber steht Choi Min-sik der einen hervorragenden Antagonisten abgibt. Aber auch in Nebenrollen finden sich nicht nur fähige, sondern auch bekannte Gesichter. Kim Byeong-ok, der als brutaler Personenschützer in Oldboy noch einzuschüchtern wusste, gibt in Lady Vengeance eine herrlich abgedrehte Performance als Priester ab. Neben ihm treten die Oldboy-Stars Kang Hye-jeong und Yu Ji-tae in Gastrollen, wie Oh Dal-su und Lee Seung-shin in Nebenrollen auf. Aber auch aus älteren Werken gibt es ein kleines Wiedersehen mit zwei Darstellern. So zeigen sich die Hauptdarsteller aus Parks JSA und Sympathy for Mr. Vengeance Song Kang-ho und Shin Ha-kyun als Auftragsmörder.

Abgesehen von den zahlreichen Auftritten bieten die Schauspieler durchgängig eine souveräne Darbietung. Zwar fehlt im Gegensatz zu den vorangegangen und nachfolgenden Werken von Park die ganz große Leistung, doch gibt es trotzdem nichts groß zu beanstanden. "Lady Vengeance" ist inhaltlich und inszenatorisch das wahrscheinlich erwachsenste und mit Sicherheit das poetischste Werk aus der Rache-Trilogie. Vor allem die überwältigende Bildersprache hinterlässt langanhaltende Spuren. Mit verträumten Bildkompositionen ist "Lady Vengeance" eigentlich ein von Schönheit triefender Film, wenn nicht seine abgründige Geschichte diese Harmonie immer wieder durchbrechen würde. Ein Balanceakt zwischen Schönheit und Grauen, zwischen Poesie und klarer Brutalität. Unkonventionell, schockierend, wunderschön. 

8,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:


Quellen
Inhaltsangabe: Capelight

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