Donnerstag, 12. August 2021

Journal 64 - Dossier 64 - Verachtung (2018)

https://www.imdb.com/title/tt6916362/

Die Ermittler Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und Hafez el-Assad (Fares Fares) aus dem Kopenhagener Sonderdezernat Q sind zurück und untersuchen dieses Mal einen schaurigen Fund: Drei mumifizierte Leichen sitzen in einem leer stehenden Appartement an einem gedeckten Tisch, ein vierter Platz ist frei. Offenbar ist der Mörder noch nicht fertig. Nun stehen die Ermittler vor dem schwierigen Unterfangen, zu klären, wer die Toten sind und für wen der vierte noch freie Platz gedacht ist? Bei Recherchen stoßen Carl Mørck und Hafez el-Assad auf die verlassene Insel Sprogø, auf der vor vielen Jahren in einer Frauenklinik grausame Experimente an den Patientinnen durchgeführt wurden. Dieses dunkle Kapitel galt bislang als geschlossen, so ist also bis heute nicht klar, was dort eigentlich genau passiert ist. Nach und nach stellt sich allerdings heraus, dass die Täter von damals noch immer ihr Unwesen treiben. Carl und Hafez rennt die Zeit davon, denn sie haben nicht mehr viel Zeit, um noch weitere grausame Morde zu verhindern... 

Auch die vierte Verfilmung der Jussi-Adler-Olsen-Krimis bietet eine insgesamt sehr gute, spannende und interessante Story und bewegt sich allein aufgrund der 3 vorherigen Verfilmungen auf sicherem Terrain. Der Regiewechsel macht sich erneut bemerktbar, allein schon weil sich die Geschichte dieses Mal auf zwei Zeitebenen bewegt. Der Film beginnt sogar mit einer der stärksten Szenen, welche die Reihe bislang vorzuweisen hat: Wenn bei der Renovierung einer Wohnung die Bauarbeiter auf das Mumientrio stößt, dann stockt nicht nur den Anwesenden der Atem. Die auf Romanen von Jussi Adler-Olsen basierenden Geschichten, sonst eher bodenständig, gewinnen so eine bislang ungekannte bizarre Note.

Dieser Auftaktsknaller ist jedoch gleichzeitig die Schwäche des Films, denn vergleichbar intensiv wird es in den folgenden 110 Minuten nicht mehr. Stattdessen teilt sich die Geschichte in zwei Stränge auf. Der erste erzählt von der jungen Nete (Fanny Bornedal), die in den 1960ern in eine Anstalt eingewiesen ist. Der zweite folgt Mørck und Assad, wie sie dem ebenso grausigen wie mysteriösen Fund versuchen auf die Schliche zu kommen. Das geht mit den üblichen Ermittlungen einher. Da werden Leute befragt, alten Akten nachgegangen, während sich nach und nach die einzelnen Puzzleteile zusammensetzen. Dass dies trotzdem spannend bleibt, ist der Aufteilung in die zwei Zeitebenen zu verdanken. Ansonsten wäre dies ein stinknormaler Ermitlungsfall ohne wirklichen Höhepunkt. Doch indem die Mumienszene an den Anfang des Films gesetzt wurde, nimmt "Verachtung" nicht nur den Höhepunkt vorweg. Es wird auch viel zu früh verraten, was hinter dem ganzen Vorfall steckt. Polizei und Öffentlichkeit mögen noch im Dunkeln tappen, als Zuschauer wartet man hingegen darauf, dass die anderen den eigenen Wissensstand einholen. Auch damit kann man natürlich spielen. Regisseur Christoffer Boe fällt jedoch nicht wirklich etwas dazu ein. Selbst die Szenen, die eine Überraschung beinhalten sollen, sind etwas zu früh offensichtlich. 

Was jedoch nach wie vor gut funktioniert, ist das Zusammenspiel der verschiedenen Charaktere. Carl ist immer noch das sozial beeinträchtigte Wrack, an dem alle anderen verzweifeln - ob Freund, Vorgesetzter oder Zeuge. Zur Freude des Publikums. Auch die Atmosphäre ist geglückt, "Verachtung" suhlt sich erneut in menschlichen Abgründen, selbst wenn diese ausnahmsweise mal schick sein sollen. Vor allem aber die soziale Komponente hinterlässt großen Eindruck, wenn es hier mal nicht um persönliche Bereicherung oder sonstige übliche Motivationen geht. Stattdessen griff Adler-Olsen in seinem Roman einen realen Missstand auf, der selbst als Krimi verpackt zu Herzen geht, teilweise auch schockiert - umso mehr, da er gerne noch immer totgeschwiegen wird. Vor dem Abspann des Films werden Zitate der Dänen Karl Kristian Steincke und Jonathan Leunbach zum Umgang mit gesellschaftlichen Versagern eingeblendet. Auch erfährt der Zuschauer, dass in den Jahren von 1934 bis 1967 mehr als 11.000 dänische Frauen zwangssterilisiert wurden. 

7,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Textauszüge: Wikipedia

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