Samstag, 14. August 2021

Günter Wallraff: Ganz unten (1986)

https://www.imdb.com/title/tt0292533/

Im Mittelpunkt dieses Dokumentarfilms stehen die Erfahrungen eines (scheinbar) türkischen Gastarbeiters, der unter menschenunwürdigen und gesundheitsgefährdenten Bedingungen zu einem Hungerlohn im Ruhrgebiet seine Brötchen verdiente. Tatsächlich handelte es sich bei diesem Mann um den Reporter und Autoren Günter Wallraff, der hinter der Maske des Ausländers die Arbeits- und Lebensumstände mancher Menschen, die in der Realität in ähnlichen Situationen stecken, aufdeckte. Der Film besteht zum aus Aufnahmen, die Wallraff mit versteckter Kamera gemacht hat, und Interviews mit Betroffenen. Wallraffs Buch gleichen Titels landete Mitte der 80er ganz oben in den Bestsellerlisten.

Beeindruckende Dokumentation unter Mitwirkung von Günter Wallraff, einem Begründer des investigativen Journalismus. Der 1986er Film ist zeitlich vielleicht nicht mehr ganz aktuell, zeigt aber sehr überzeugend die Zustände mit denen sich Gastarbeiter arrangieren mussten. Wie alle (schriftlichen und filmischen) Werke von Wallraff, vielleicht stellenweise etwas plakativ, aber immer aufrüttelnd, entlarvend und schonungslos. Noch besser sind allerdings seine aktuellen Dokumentationen, die jedoch bisher nur in Buch- bzw. Artikelform erschienen sind und in denen er Lidl, Call-Center, die Bahn und die DITIB ("Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion", also bundesweiter Dachverband für die Koordinierung der angeschlossenen türkisch-islamischen Moscheegemeinden in Deutschland) unter die Lupe nimmt. Dieser Film ist sicher nix für einen entspannten Abend mit Freunden, ist aber aufgrund der Botschaft und der Brisanz etwas, das man zumindest mal gesehen haben sollte. Ein erschütterndes Zeugnis deutscher Arbeitswelt, in denen die Menschenrechte, Arbeitsschutzbedingungen und nicht zuletzt die Menschenwürde mit Füßen getreten wird. Profitgier und Unterdrückung als Geschäftsmodell deutscher Zeitarbeitfirmen, damals wie auch heute, leider.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Radio Bremen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen