Ein Flugzeugabsturz bringt die überlebenden Jugendlichen eines Chors in eine vollkommen ungewohnte Situation. Plötzlich ist kein Erwachsener mehr da, welcher der Gruppe Befehle erteilt. Notgedrungen retten sie sich auf eine einsame Insel, wo sie schon bald Nahrung finden und beginnen sich selbst zu organisieren: Die Gestrandeten wählen zwei Anführer, die jeweils Verantwortung für eine eigene Gruppe übernehmen. Ralph (James Aubrey) kümmert sich mit seinen Leute um die Unterkunft, während Jack (Tom Chapin) einen Trupp anführt, der für die Beschaffung von Nahrung sorgt. Funktioniert das System zu Beginn noch sehr gut, gibt es mit zunehmender Dauer immer mehr Konfliktherde. Vor allem die Jäger entwickeln sich mit der Zeit zu gewalttätigen Wilden. Schon bald spitzt sich die Situation bedenklich zu und es kommt zu einer brutalen Eskalation...
"Herr der Fliegen" erzählt eine hochinteressante und absolut zeitlose Geschichte über Macht, Stärke und die Entstehung einer Gesellschaft. Der Kampf ums Überleben in einer weitestgehenden unzivilisierten Gesellschaft. Auch fünf Jahrzehnte nach der Verfilmung ist die Geschichte so hochgradig aktuell und unheimlich faszinierend und spannend. Die Geschichte von William Golding ist zeitlos, keine Frage. Seine kluge Parabel über Macht, Gewalt, das Ende von Zivilisation und Vernunft, die Natur des Menschen, losgelöst von gesellschaftlicher Etikette und Werten, ist nach wie vor eindringlich, faszinierend und erschreckend.
Die Gruppendynamik sieht sich von Beginn an durch den renitenten Jack (Tom Chaplin) gestört. Er war bereits Anführer des Chors und musste sich in der Abstimmung um den Posten des Leaders gegen den gutmütigen Ralph (James Aubrey) geschlagen geben. Als verhaltenspsychologische Studie mag die Verfilmung des Literaturklassikers zwar nicht unablässig in die urwüchsigen Tiefen der menschlichen Natur vordringen, der Film allerdings gibt einen überaus trefflichen Eindruck davon, wie verschieden die Menschen agieren, wenn sie realisieren, dass die Gesetze ihrer Sozialisation außer Kraft gesetzt worden sind. Aus einer freiheitlich bestimmten Rangordnung entwickelt sich ein Diskurs über das in jedweder Form von Hierarchien eingeschriebene Gewaltpotenzial. Ralph bleibt diplomatisch, versucht zu vermitteln, während Jack sein eigenes Team bildet - quasi eine verwilderte Gegenbewegung. So sehr das alles heute noch wirkt, die filmische Umsetzung hat über die Jahre doch deutlich Federn gelassen. Im Prinzip funktioniert er nur durch seine großartige Geschichte. Auf die schien sich Regisseur Peter Brook auch zu sehr zu verlassen. Das inszenatorische Geschick ist nicht besonders, die Kinderdarsteller nicht immer wirklich überzeugend. Insgesamt wirkt der Film an vielen Stellen nicht effektiv genug, bezogen auf seine Bildsprache und Erzählweise. Auch das Ende steht unkommentiert im Raum: eine Tatsache einfach, ohne Wenn und Aber. Die Kamera ist es, die erzählt in s/w ein immer noch aktuelles und immer noch wichtiges gesellschaftliches Lehrstück7/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight
Poster/Artwork: Capelight
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