Mittwoch, 11. August 2021

[KINO] F9 - Fast & Furious 9 (2021)

https://www.imdb.com/title/tt5433138/

Dominic Toretto (Vin Diesel) hat immer großen Wert auf die „Familie“ um seine Frau Letty (Michelle Rodriguez), ihren gemeinsamen Sohn Sohn Brian, seiner Schwester Mia (Jordana Brewster) und seine Mitstreiter Roman (Tyrese Gibson) und Tej (Ludacris) gelegt. Als dann allerdings plötzlich ein weiterer Blutsverwandter von Dom auf der Bildfläche erscheint, sieht das etwas anders aus. Doms und Mias verschollener Bruder Jakob (John Cena), ein tödlicher Killer und Dieb, will mit Dom eine Rechnung begleichen und tut sich dafür mit der Cyber-Terroristin Cipher (Charlize Theron) zusammen. Dom steht vor seiner wohl größten Herausforderung. Da kommt es ihm gerade recht, dass er unverhoffte Unterstützung von seinem totgeglaubten Freund Han (Sung Kang) bekommt, der den Anschlag auf sein Leben offenbar doch überlebt hat. Dom muss sich nun den Sünden seiner Vergangenheit stellen und sich mit seiner Crew zusammenschließen, um die Weltverschwörung zu stoppen, die von Jakob und Cipher angeführt wird. 

Bereits mit dem siebten Teil deutete sich an, dass im "Fast & Furious"-Franchise eine Richtung eingeschlagen wird, die nichts Gutes verheißen sollte. Allein wenn man den Film "The Fast And The Furious" mit dem mittlerweile neunten Teil dieser Reihe vergleicht, muss unweigerlich die Frage aufkommen, was da in der Zwischenzeit passiert ist. Wie wurde aus dem vergleichsweise ernsten Hochgeschwindigkeitsabenteuer von 2001 dieser trashige "Mission Impossible"-Abklatsch? Das Herz der Reihe ist längst verloren gegangen, illegale Rennen und die Liebe zum rassigen (getunten) Sportwagen spielen kaum noch eine Rolle, stattdessen gibt es peinlichen Technikblödsinn und in jedem Film eine neues, brandgefährliches Eliteteam, dass die Welt mit irgendeiner Superwaffe ins Chaos stüzen will und natürlich nur von Dominic Toretto und seinen Leuten aufgehalten werden kann. Anfangs, in Teil 6, als dieser Weg eingeschlagen wurde, war das als kleiner Ausflug noch interessant, inzwischen ist dieser aufwendige Agentenfilm-Edeltrash nur noch peinlich und passt gar nicht zu dem, für was die Filme mal standen.

Dass dieser Blödsinn trotzdem immer noch ganz anständig unterhält, liegt freilich an der hemmungslos übertriebenen Action und dem gehörigen Maß an Nostalgie, wenn immer wieder alte Weggefährten auftauchen. Dieser Synergieeffekt rettet an der Stelle viel von dem, was das idiotische Drehbuch vernichtet. Mias Rückkehr war überfällig und Hans Wiederauferstehung mag völlig unglaubwürdig sein - ein Faktor, der inzwischen eigentlich völlig vernachlässigt werden kann - doch er hat der Reihe gefehlt. Auch Lucas Black mischt wieder mit, wenngleich sich durchaus die Frage stellt, wie er vom Drift King von Tokyo zum Raketenbauer in Köln werden könnte, aber dieses Fragespiel sollte man hier nicht spielen, denn die Kopfschmerzen könnten mörderisch sein. Warum Charlize Therons Cipher sich aus irgendeinem Grund die Haare von einem Fünfjährigen hat schneiden lassen, wäre aber schon interessant zu wissen. Cena als Doms Bruder Jakob ist gar nicht so übel, das gleiche beschränkte Talent wie Diesel und sogar eine ähnlich ausdruckslose Mimik - die Beiden könnten tatsächlich Brüder sein. Trotzdem stiehlt er Diesel in jeder gemeinsamen Szene die Show - und das will schon etwas heißen. Die in Rückblenden erzählte Geschichte zum Tod von Vater Toretto, die eigentlich nur im ersten Film mal kurz anklingt, ist hingegen ganz anständig erzählt - ganz im Gegensatz zum Rest. By the way: Die gewählten Jungschauspieler - ach naja.

So rumpelt sich die sympathische Truppe durch eine katastrophale Story und gibt sich gar nicht mehr die Mühe den ganzen Quatsch tatsächlich noch ernst zu nehmen. Es tut dem Film durchaus gut, dass das Maß an Selbstironie und Gags nach oben geschraubt wurde. "So lang wir uns an die Gesetze der Physik halten, kann uns nichts passieren. Okay?" Der Satz fällt ernsthaft durch Tej in einer Szene, in der er und Roman mit umgebauten Taucheranzügen in einem modifzierten Pontiac Fiero mit Raketenantrieb ins All fliegen, um einen Satelliten zu sabotieren. Auch Romans Fragen wie "Wieso leben wir eigentlich noch?" sind längst überfällig gewesen. Denn das ist die eigentliche Frage hinter diesem Unsinn. Doch das zeugt immerhin von Humor. Dennoch ist gerade die Weltall-Szene selbst für "Fast & Furious"-Verhältnisse so absurd dämlich, dass auch das unverholene Augenzwinkern dabei diese Peinlichkeit nicht ausgleichen kann. Wenn die Physik in diesen Filmen auch nur im Ansatz eine Rolle spielen würde, wären ausnahmslos alle Protagonisten aus der Reihe schon längst tot. Das Herumspielen mit den Elektromagneten ist ziemlich spaßig - wenn auch unheilbar unlogisch. Die sich daraus ergebenden Actionszenen sehen richtig nett aus, da fliegen die Trümmer und die Autos wie mit der Cheat-Engine in GTA.

Richtig böse kann man also dem Film nicht sein, obwohl das nächste Mal vielleicht ein paar Schimpansen weniger am Drehbuch mitarbeiten sollten. Die Reihe hat sich mit ihrem ständigen Bestreben immer noch einen draufsetzen zu wollen in eine Sackgasse manövriert, aus der sie durch allerhand Absurditäten zu entkommen versucht. Vielleicht wäre es besser, jetzt, wo die Saga so langsam auf die Zielgerade einbiegt, mal wieder etwas runter zu kommen und zurückzukehren zu den Wurzeln. Wieder echte Straßenrennen mit schicken Karossen und die Weltrettung Ethan Hunt und Co. überlassen. Aber dies wird wohl ein Wunsch bleiben. Die letzte Szene, wenn der Skyline in Doms Einfahrt einbiegt und völlig klar ist, wer darin sitzt, holt immerhin noch einen Sympathiepunkt extra raus. Und die Mid-Credit-Sequenz verspricht für den zehnten Teil immehrin die Rückkehr von Jason Statham als Deckard Shaw.

4,5/10 

Anmerkung: Wenn die Macher die Chance verstreichen lassen, und den nächsten Film nicht "Fast10 Your Seatbelts!" nennen, könnte man der Reihe angesichts der Entwicklung nachträglich tatsächlich doch noch böse werden.

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen