Mittwoch, 1. Dezember 2021

[KINO] Welcome To Raccoon City - Resident Evil: Welcome To Raccoon City (2021)

https://www.imdb.com/title/tt6920084/

1998, Raccoon City: Einst die florierende Heimat des Pharmariesen Umbrella Corporation, hat sich die Stadt im Mittleren Westen stark verändert. Der Exodus des Unternehmens hat die Stadt regelrecht in den Tod gezwungen und in ein Ödland verwandelt. Die größte Gefahr steht Raccoon City allerdings noch bevor, denn unter der Oberfläche der Stadt braut sich ein großer Schrecken zusammen – und dieser wird sich bald in Form von Zombiehorden auf die Jagd begeben. Eine kleine Gruppe entschließt sich jedoch dazu, mutigen Widerstand zu leisten und rauft sich zusammen, um die Wahrheit hinter der Umbrella Corporation aufzudecken...

Seit Jahren ist Capcoms "Resident Evil"-Franchise in zwei Hälften geteilt. Da ist zum einen die Spiel- und Zeichentrickfilmreihe, die sich eng an Shinji Mikamis Survival-Horrorspiel von 1996 anlehnt. Dann gibt es die Live-Action-Reihe, ein halbes Dutzend kaum miteinander verbundener Blockbuster mit Milla Jovovich in der Hauptrolle. Der neu erschienene Film "Resident Evil: Welcome To Raccoon City" ist nun ein Reboot mit komplett neuem Cast und orientiert sich in seiner Story an ersten beiden Videospiele aus den Neunzigern. Damit fühlt er sich an wie ein 107-minütiger Fan-Film - was nicht unbedingt schlecht ist. "Resident Evil: Welcome To Raccoon City", geschrieben und inszeniert von Johannes Roberts, verschmilzt die Handlungen und Charaktere von "Resident Evil" und "Resident Evil: Apocalypse" und beschrieb in der Vorankündigung sein Projekt im Vergleich zu früheren Filmen als "reine" Adaption. Man gewinnt auch durchaus den Eindruck, dass die Macher tatsächlich ihre Hausaufgaben gemacht haben, um das Fanherz höher schlagen zu lassen.

Es ist besonders eine Freude zu sehen, wie Szenen, die man aus anderen Spielen kennt, von echten Menschen nachgespielt werden, und Roberts hat ein gutes Gespür dafür, was einzelne Momente für die Zuschauer so befriedigend macht. Die Filmemacher komponieren dabei die Aufnahmen so, dass sie Elemente aus den Spielen heraufbeschwören, selbst wenn der erzählerische Kontext ein anderer ist. Die Schauspieler sehen zwar den Charakteren im Spiel nicht ähnlich, doch wen juckt das? Die Macher halten sich an Details wie Claire Redfields ikonische rote Jacke. Das reicht durchaus. Das Drehbuch lässt sich voll und ganz auf die seltsamen erzählerischen Eigenheiten von "Resident Evil" ein, wie die unglaubwürdig verzierte Polizeistation von Raccoon City, anstatt zu versuchen, sie zu rationalisieren oder sie mit einem Witz zu überspielen. Der Preis dafür ist, dass "Resident Evil: Welcome To Raccoon City" aus jeder anderen Perspektive fast surreal wirkt. Dieses Gefühl wird durch die unglaublich ruhigen Darbietungen der Schauspieler noch verstärkt. "Resident Evil: Welcome To Raccoon City" ist außerdem ein blutiges Durcheinander aus Zerstückelungen, versehentlicher Selbstverbrennung und gefräßigen Zombiemassen, und die Überlebenden scheinen von diesen Entwicklungen bestenfalls mäßig irritiert zu sein. Vor allem Leon Kennedy wird weniger wie ein frischer Cop gespielt, der überfordert ist, sondern eher wie eine Figur aus Jim Jarmuschs Satire "The Dead Don't Die".

Das Problem ist nicht, dass der Film unrealistisch ist, sondern dass sich diese Merkwürdigkeiten nie vollständig auszahlen. Dinge wie Leons beiläufige Ungeschicklichkeit könnten dem Horror eine effektive Komödie beimischen, aber andere Charaktere bleiben ähnlich lässig bei den Ereignissen, die sie laut der Storyentwicklung eigentlich hätten killen sollten. Und anstatt sich auf Videospielszenen zu stützen, die in einem Live-Action-Film immer absolut bizarr aussehen, übergeht der Film sie zugunsten generischerer Action-Set-Pieces. Trotzdem geht der Film einen guten Weg, indem er sich genüsslich der ursprünglichen Gruseligkeit hingibt. In den ersten 20 Minuten werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Zuschauer in Angst und Schrecken zu versetzen: unheimliche Puppen, krächzende Stimmen aus der Dunkelheit, hingekritzelte Warnungen vor seltsamen Kreaturen, fröhliche Kinderzeichnungen mit unheilvollem Unterton und vieles mehr. Danach entwickelt sich der Film schnell zu dem zu erwartenden Action-Horror, der sich aber immer noch auf die gruselige Ästhetik des Franchise stützt.

"Resident Evil: Welcome To Raccoon City" macht unterm Strich viele Elemente von Moment zu Moment richtig. Der Film ist geradlinig, ohne prätentiös zu sein, und voller übertriebener Genre-Zutaten, ohne in eine knirschende, kitschige Selbsterkenntnis zu verfallen. Aber er ist so tief in einer jahrzehntealten fiktiven Welt versunken, dass er kaum über deren Grenzen hinausschauen kann. Der Film liefert eine Checkliste, um die Zuschauer daran zu erinnern, warum sie "Resident Evil" mögen - aber er scheint manchmal zu vergessen, was eigentlich seine Aufgabe ist - nämlich neues Terrain zu betreten und die Welt weiter zu entwickeln.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Constantin Film

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