Die Menschheit ist in großer Gefahr! Ein riesiger Asteroid rast auf die Erde zu und wird die Bevölkerung restlos auslöschen. So lauten zumindest die Warnungen der beiden Astronomen Kate (Jennifer Lawrence) und Randall (Leonardo DiCaprio), die sich mit ihren bahnbrechenden Erkenntnissen an die Öffentlichkeit wagen und eine Katastrophe vermeiden wollen. Doch niemand interessiert sich für die Behauptungen der beiden Wissenschaftler, deren Belege und Thesen als unbestätigte Randnotiz verhallen. Um sich dennoch Gehör zu verschaffen, begeben sich Randall und Kate auf große Medientour. Selbst Präsidentin Orlean (Meryl Streep) steht auf der Liste der Wissenschaftler. Das ungewöhnliche Duo gibt sich redlich Mühe, die Erdbevölkerung auf das drohende Unheil aufmerksam zu machen. Aber sind ihre zahlreichen Berechnungen und Prognosen wirklich korrekt oder jagen sie einer Katastrophe hinterher, die sie selbst kreieren wollen?
Die Klimakatastrophe im filmischen Gleichnis. Und obwohl der im Film verantwortliche Komet
Dibiasky so wie die Klimaveränderung in der realen Welt deutlich sichtbar ist, glauben
Politiker weltweit, man könnte - kontrolliert - das alte Wachstumsdiktat
durch ein Neues ersetzen, das Krisenmanagement als Chance begreifen,
noch mehr unnützes Kapital zu generieren. Dabei schenken sie unser Vertrauen Soziopathen aus Silicon Valley, jagen deren
Utopien nach, während sich in Australien und Kalifornien die Himmel
blutrot färben, sich in den undenkbarsten Breitengraden Wärmekuppeln
etc. bilden.
All diese Ignoranz im postfaktischen Zeitalter, der fahrlässige Umgang mit evidenten Daten bildet "Don't Look Up" referenziell ab. Es beginnt bereits in der Szene als der General den Wissenschaftlern 20 Dollar abknöpfte und mündet in zwei konkurriende, dekadente Shows, die lediglich auf Quoten abzielen. Vor den Augen der Zuschauer spielt sich eine nicht weniger bemerkenswerte, politische Groteske ab; Figuren die polarisieren, Figuren die auf ihrem Misthaufen selbstbeweihräuchernd den Zusammenhalt beschwichtigen (Showtime für ein paar Punkte in der Marktforschung) während die Maja Göpels, Hoesung Lees, Harald Leschs vermutlich täglich Stoßgebete aussenden, dass diese elterliche Bevormundung aufhört und die Leute wie Erwachsene mit den nackten, irreversiblen Tatsachen konfrontiert werden, dass wir realisieren, dass wir uns mit unserem Leistungs-/Konsumethos in rasanter Geschwindigkeit ans Ende allen Seins bewegen.
"Don't Look Up" überzeugt vor allen Dingen durch die tollen Performances des illustren Casts. Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawerence liefern richtig ab, auch Jonah Hill sorgt für einige Lacher. Am meisten catchen kann der Film den Zuschauer aber in den Extremen, nämlich mit seiner schwarzhumorig-überzeichneten Absurdität auf der einen und den ernsten Tönen auf der anderen Seite. Dazwischen verirrt der Film sich über die etwas aufgeblähte Laufzeit allerdings zu oft und bekommt Message und Entertainment nicht immer sauber ausbalanciert. Teilweise erschreckend nah an der Realität, dann wieder absolut drüber und comichaft, entscheidet er sich nie wirklich, in welcher Dimension zwischen Augenzwinkern und Zeigefinger er verstanden werden will. Das mag gewollt sein, lässt "Don't Look Up" letztlich aber etwas unrund wirken. Trotzdem bekommt man hier eine anständige Produktion, die absolut nicht von der Stange ist und den Finger in einige gesellschaftliche Wunden legt.
7,5/10
Inhaltsangabe: Netflix
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