Sonntag, 19. Dezember 2021

The Ten Commandments - Die zehn Gebote (1956)

https://www.imdb.com/title/tt0049833/

Mit dem biblischen Drama aus dem Jahre 1956 schuf der legendäre Stummfilmregisseur Cecil B. DeMille einen zeitlosen Klassiker, der damals vor allem durch seine spektakulären Effekte, wie die Teilung des Roten Meeres und technischen Neuerungen, wie "VistaVision" und "Technicolor" begeisterte. Als Baby in einem Binsenkorb auf dem Nil ausgesetzt, wächst Mose (Charlton Heston) im ägyptischen Königshaus auf und wird von Gott auserwählt, um die Israeliten in die Freiheit zu führen. Bei der Wanderung durch die Wüste werden er und sein Volk Zeuge von vielen göttlichen Wundern, wie den Dornenbusch, der nicht verbrennt oder den Stab von Mose, der sich in eine lebende Schlange verwandelt. Schließlich erhält der Prophet auf dem Berg Sinai die zehn Gebote...

Der Monumentalfilm "Die zehn Gebote" ist ein weiterer Vertreter aus der Reihe der überbordernden Filme, die mit geradezu epischen Kulissen, Tausenden von Komparsen und Darstellern (14.000 Statisten und 15.000 Tiere wirkten Berichten zufolge in diesem Monumentalepos mit) und - für die damalige Zeit - grandiosen (und handgemachten) Special Effects aufwarteten. Auch wenn man mit Kirche und Glauben so rein gar nichts am Hut hat, ist "Die zehn Gebote" rein aus dieser Sicht interessant. Etwa mit der Fertigstellung seines vorherigen Films, "Die größte Schau der Welt" von 1952, begann DeMille mit den Planungen der Neuverfilmung des biblischen Teils seines Stummfilms "Die Zehn Gebote" von 1923. Diesmal sollte der Film das gesamte Leben von Moses umfassen. Bei Paramount erhielt er unerwartet Unterstützung von Adolph Zukor, sodass die Finanzierung für das aufwendige Projekt gesichert war. Nach der Ankündigung der Verfilmung des Bibelepos wollte Darryl F. Zanuck mit einem Film über den ägyptischen Arzt Sinuhe ebenfalls einen zur Zeit der Pharaonen spielenden Streifen produzieren. "The Egyptian" ("Sinuhe der Ägypter") wurde von DeMille und Wilcoxon als Konkurrenzprodukt befürchtet, zumal die teilweise ähnlichen Handlungsfäden dasselbe Publikum ansprechen würden und der Streifen der Centfox vor der Fertigstellung von DeMilles Film in die Kinos käme. Als Marlon Brando die Hauptrolle in jenem Film nicht übernahm, sicherte Zanuck DeMille zu, diesen Film nicht zu produzieren. Tatsächlich wurde der Film dann doch gedreht und kein Kassenerfolg. Zanuck verkaufte einige Kostüme und Requisiten an DeMille. Das Schwert, welches Clint Walker in seiner Rolle trägt, die rot-weiße Doppelkrone der Pharaonen und der dunkelrote Marmorboden im Palast von Ramses II. sind aus dem vorhergehenden Film. John Carradine und Mimi Gibson (Pharaonenkind in The Egyptian, Enkel des Blinden in DeMilles Streifen) wirkten in beiden Filmen mit. Ein Großteil der Außenaufnahmen für DeMilles Film wurde an Originalschauplätzen in Ägypten gemacht. Umfangreiche Unterstützung bei den Dreharbeiten waren direkt auf Gamal Abdel Nasser zurückzuführen. Aufnahmen wurden im Tal der Könige, am Sinai und am Nil gemacht. Diese Aufnahmen aus Ägypten sind teilweise auch in Rückprojektionen zu sehen, ebenso mit im Paramount-Studio gedrehtem Material oder Trickaufnahmen geschnitten. Für die Schauspieler traten in Ägypten teilweise Körperdoubles auf (z. B. Wassermädchen Lilia, wenn sie im Tal der Könige durch die Baustelle läuft). Mit Heston und Brynner wurde auch Material in Ägypten gedreht. Die ersten dort gedrehten Einstellungen waren jene, in denen Moses nachdem ihn Prinz Ramses verbannt hat, in die Wüste geht. Bei den Aufnahmen des Exodus erlitt DeMille einen Herzinfarkt. Eine der wenigen in den USA gemachten Außenaufnahmen ist die Sequenz, in der Moses den Hebräern das Korn aus den Tempelspeichern rauben lässt. Sie entstand am Gelände des Paramount-Studios, im Hintergrund sind einige Palmen zu erkennen. Das ursprünglichen Drehbuch ging auch auf die Ehe von Moses mit der äthiopischen Prinzessin Tharbis ein. DeMille fand diese Handlung für die damalige Zeit unpassend und ließ diese Szenen nicht drehen. Jedoch ist im Film eine Beziehung vage angedeutet und eine eifersüchtige Nefretiri zu sehen. Eine Sequenz, die gedreht, aber verworfen wurde, ist jene, in der die biblische Froschplage gezeigt wird. Die Einstellungen sahen eher komisch als furchterregend aus. Für den Abschluss der Dreharbeiten hob man sich die Szene zwischen Brynner und Heston auf, in welcher der Pharao die Hebräer frei lässt.


Komisch sind auch, zumindest aus heutiger Sicht, Dialoge, Gebahren und die Science-Fiction-artige Darstellung der Geschichte. Man mag skeptisch gegenüber der Erzählungen aus der Bibel gegenüberstehen, doch was hier teilweise heroisiert wird, ist an vielen Stellen übelster Mumpitz. Da müsste selbst ein Bibelfester Gläubiger ins Nachdenken kommen. 

Das alles kann man, muss man aber nicht mit bedenken, wenn man heute "Die zehn Gebote" sieht und beurteilt. Man den Film einfach auf seine künstlerischen und erzählerischen Qualitäten runterbrechen und feststellen, dass das pathetische Schauspiel von Sandalenikone Charlton Heston und Glatzenlegende Yul Brynner nicht mehr in die heutige Zeit passt und recht befremdlich wirkt. Das sind Auftritte wie in Stein gemeißelt, man tritt nicht auf, sondern schreitet in die Szene, kraftstrotzend, eitel und mit einem aufgepumpten nackten Oberkörper wie von Michelangelo gemeißelt. Frauen sind schlangenartige Intrigantinnen oder dümmlich kichernde Hühner, und da sie fast alle mehr oder weniger gleich aussehen, fällt es oft schwer, zu unterscheiden, mit wem wir es nun gerade zu tun haben. Am Ende ist nämlich nicht so ganz klar, wer hier nun eigentlich Anne Baxter, Yvonne de Carlo oder Debra Paget war bzw. welche Rolle sie gespielt haben. Dazu kommt, dass viele Szenen massiv ausgetreten erscheinen. Ein Gedanke oder Handlungsabschnitt, der sinngemäss in drei Sätzen wiedergegeben werden könnte, wird in aller Ausgiebigkeit mit der angesprochenen Theatralik dargestellt. Das behindert den Fluss im Plot und führt zu beinahe schon quälender Langatmigkeit. Die Hälfte der Laufzeit wäre mehr als angemessen für das, was hier inhaltlich transportiert wird.

Der Film punktet auf der produktionstechnischen Ebene, die schiere Masse an Statisten und die aufwändigen Special Effects zum Beispiel bei der Teilung des Roten Meeres begeistern auch heute noch. Trotzdem bleibt "Die zehn Gebote" ein Musterbeispiel des überinszenierten Schmachtfetzens, eine Übung in Bad Taste, pathetisch und oft ungewollt komisch in seinem bleiernen Ernst. Jedes einzelne Wort scheint mit Bedacht gewählt, mitunter ein wenig schwülstig, ähnlich einer Theateraufführung. Dialogreich geht es zu, und so zählen die Massenaufläufe und einige sehenswerte Szenen (Pyramidenbau, Teilung des Roten Meeres, die zehn biblischen Plagen, von denen leider nicht alle dargestellt werden), zu den Highlights des Films. Moses Lebensgeschichte ist ganz ohne Frage nicht nur interessanter Filmstoff, wenngleich die vierstündige Laufzeit nicht immer besonders leichte Kost darstellt.

6/10

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Quellen:
Inhaltsangabe
: Paramount Pictures
Textauszüge: Wikipedia

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