Frankreich im 14. Jahrhundert: Marguerite de Carrouges (Jodie Comer) beschuldigt Jacques Le Gris (Adam Driver), sie vergewaltigt zu haben. Ihr Mann, der Ritter Jean de Carrouges (Matt Damon), bringt die Klage vor seinen Fürsten Pierre d'Alençon (Ben Affleck). Der ist aber eng mit Le Gris verbandelt und will die Sache unter den Tisch kehren. Er weist den Anspruch ab, verkündet, dass Marguerite die Vergewaltigung nur geträumt habe. So sieht de Carrouges nur eine Chance und fordert vor dem jungen französischen König (Alex Lawther) ein Duell zwischen ihm und Le Gris auf Leben und Tod. Dieses soll nach alter und eigentlich schon lange nicht mehr ausgeübter Tradition über die Wahrheit entscheiden. Denn der Glaube ist, dass Gott demjenigen, der die Wahrheit spricht, zum Sieg verhelfen wird. Dabei riskiert er aber nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Frau. Wenn Jean verliert, wird sie wegen falscher Anschuldigungen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Es war nach "Alien: Covenant" und "Alles Geld der Welt" ein wenig ruhig geworden um Ridley Scott, doch in diesem Jahr ist er gleich mit zwei Filmen zurück. Einer davon ist, neben "House Of Gucci", der hier besprochene "The Last Duel". Ein Epos, angesiedelt im Mittelalter und so dürfte manch einer wilde Ritterduelle und epische Schlachten erwarten, was angesichts des cleveren Titels auch nicht besonders ungewöhnlich ist. Doch was Scott hier abliefert ist weniger ein Schlachtenepos, sondern vielmehr ein Krimi, ein ein Historiendrama über die Stellung der Frau im Feudalismus. Die Gesellschaftsordnung fusste damals auf wirklich absurden Regeln, weil die Kirche ihre vermeintlich gottgegebene Machtstellung ausnutzte und Menschenrechte erst mit der Aufklärung definiert wurden. Tatsächlich Gleichheit von Mann und Frau ist bis heute ein großes Problem, global betrachtet, und so ist der Film trotz historischer Perspektive aktueller denn je. Ein darin vernakertes, unerhörtes Thema bildet die anfangs noch unbekannte wirkliche Thematik dieses Duells, welches endlich mal wieder geerdete Kampfszenen zeigt, ohne sie so zu verfremden, dass man nichts mehr erkennen kann. Ohne Umschweife kann man jetzt bereits sagen, dass "The Last Duel" Scotts bester Film seit "Der Marsianer" ist, denn die unterschiedlichen Erzählperspektiven holen den Zuschauer perfekt ab. Scotts handwerklichen Fähigkeiten sind schon lange über jeden Zweifel erhaben, bekommt er dazu das richtige Drehbuch kommt ein hervorragender Film heraus, egal an welches Genre er sich wagt.
"The Last Duel" basiert auf einem wahren historischen Hintergrund und
beschäftigt sich mit der Thematik der im Mittelalter gerichtlich
angeordneten Duelle auf Leben und Tod, welche die Schuldfrage der
Beteiligten im Prozess klären sollten.
Das Prinzip war dabei recht simpel: Kam ein Prozess ins Stocken oder
gab es vielleicht gar keine Zeugen im Hinblick auf das begangene
Verbrechen, so wurde die Schuldfrage in Form eines Duells geklärt.
Man glaubte, dass Gott über das Duell wachen, und demjenigen, der die Wahrheit sagte, den Sieg schenken würde. Der Film spielt im Frankreich des späten 14. Jahrhunderts und
erzählt die Geschichte des letzten gerichtlich angeordneten Duells auf
Leben und Tod, das in Frankreich stattgefunden hat.
Für die Geschichte sind dabei vor allem drei (historische)
Charaktere von Bedeutung, nämlich Marguerite de Carrouges (Jodie Comer),
ihr Ehemann Jean de Carrouges (Matt Damon) und Jacques Le Gris (Adam
Driver).
Zwischen diesen drei Charakteren entspinnt sich eine verzwickte und
spannende Geschichte, die letztlich zum titelgebenden Duell führt.
Scott unterteilt seinen Film dabei in drei Kapitel, und
beleuchtet dabei die Sichtweisen der drei Hauptfiguren auf den Auslöser
des Prozesses: die vermeintliche Vergewaltigung von Marguerite durch den
alten Freund ihres Mannes, Jacques.
So lernt der Zuscheur die Thematik aus Sicht der drei Hauptcharaktere kennen und wird dabei mit einigen guten, wenngleich auch nicht sonderlich überraschenden, Wendungen gefüttert. Einigen Parallelen zur heutigen Zeit, gerade in Sachen Vergewaltigung, der Suche nach der Wahrheit und dem gerichtlichen Prozess, sind dabei nicht von der Hand zu weisen. So befasst sich der Großteil des Filmes eigentlich hauptsächlich mit der Hintergrundgeschichte zum letzten Duell in Frankreich. Das Duell an sich bildet dabei wohl das klassische Finale und wurde richtig schön wuchtig und hart inszeniert, so wie man es Ridley Scott erwartet. Bis dahin ist der Film auch noch gut erzählt, wobei es gerade am Ende nochmal richtig spannend wird. Die Wahrheit wird erst gegen Ende immer ersichtlicher (auch wenn sich natürlich schon vorher ein kleiner Verdacht eingeschlichen hat), was vor allem an den drei Sichtweisen der Figuren liegt, was den Zuschauer immer wieder zum Grübeln anregt, wer denn nun die Wahrheit sagt und wer nicht. Denn bis zur Auflösung sind tatsächlich alle Sichtweisen auf ihre Art und Weise glaubhaft. Scott erzählt hier ein sehr gekonnt und routiniert inszeniertes Drama, das sich mit einem Geflecht aus Wahrheit, Gerechtigkeit, Lügen, Intrigen und Verrat beschäftigt, dabei aber nie die ganz großen und intensiven Gefühle beim Zuschauer hervorrufen kann.
Schauspielerisch ist "The Last Duel" richtig gut. Jodie Comer als Marguerite weiß am besten zu gefallen. Sie spielt stark und zeigt auch die beste schauspielerische Leistung. Daneben kann Adam Driver einmal mehr von sich überzeugen. In der Rolle des Jacques Le Gris kann er sein Talent wieder mal voll und ganz unter Beweis stellen. Ein wirklich toller Schauspieler, der sein Können immer wieder in interessanten Rollen ausleben kann. Doch auch Ben Affleck gefällt in seiner Nebenrolle als Pierre d‘Alençon gut, wobei Affleck hier sichtlich Spaß in seiner Rolle gehabt hat und einige gute Szenen für sich verbuchen kann. Einzig der eigentlich immer grandiose Matt Damon will nicht so recht in die Rolle des Jean de Carrouges passen. Sein Schauspiel erreicht den Zuschauer schlicht nicht, geschweige denn Da besitzt ein Adam Driver als Konkurrent erstaunlicherweise mehr Ausstrahlung und Charisma. Doch vielleicht war genau das der Plan.Doch am Ende ist "The Last Duel" ein überaus gelungener Streifen über ein interessantes Ereignis, handwerklich großartig und rau inszeniert, so wie es sich für das tiefste Mittelalter gehört.
Die Geschichte ist spannend und wird durch die Schauspieler stimmungsvoll zum
Leben erweckt, wobei wie bereits erwähnt Jodie Comer tatsächlich besonders hervorzuheben ist. Wie schwer ind er damaligen Zeit das Leben für eine Frau wie Marguerite gewesen
sein muss, kommt im Film eindrucksvoll zur Geltung. Definitiv ein sehr sehenswerter und von Altmeister Scott gekonnt
inszenierter Film, der durch die aktuellen Umstände leider total im Kino
untergegangen ist.
8,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox / Disney+
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