Knockemstiff, Ohio, mitten im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westen der USA, zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Vietnamkrieg: Hier wächst Arvin Eugene Russell (Tom Holland) zwischen religiösen Fanatikern, Psychopathen und korrupten Sheriffs auf. Seine Stiefmutter Charlotte (Haley Bennett) leidet an einer schweren Krankheit, ihr Mann, Kriegsveteran Willard (Bill Skarsgård) versucht sie mit okkulten Tricks zu retten. Doch Arvin selbst will nur diesen Ort hinter sich lassen und der Gewalt entkommen. Aber das Serienkiller-Pärchen Carl (Jason Clarke) und Sandy Henderson (Riley Keough), das sein Unwesen treibt, der Sheriff Lee Brodecker (Sebastian Stan) auf der falschen Seite des Gesetzes und der zwielichtige Priester Preston Teagardin (Robert Pattinson) machen das unmöglich. Bald muss Arvin selbst zur Waffe greifen…
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Donald Ray Pollock umfasst die Geschichte mehrere parallel verlaufende Handlungsstränge, die sich zeitlich vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1960er Jahre erstreckten. Der Film wechselt zwischen den Charakteren, den Zeiträumen und den einzelnen Plots, die sich zum Schluss zu einem Ganzen zusammenfügen. Nachfolgend skizziere ich kurz die Handlungsstränge. Willard Russell ist ein psychisch vom Krieg schwer gezeichneter Kriegsveteran. Seine spätere Frau Charlotte lernt er nach seiner Kriegsheimkehr nach Ohio in einem kleinen Kaff in einem Bistro kennen. Das Pärchen Carl und Sandy Henderson, Ex-Kollegin von Charlotte, sind Serienmörder, die es auf allein reisende Tramper abgesehen haben. Der Bruder von Sandy ist ein korrupter Polizist. Im Mittelpunkt der Handlung steht aber Arvin Russell, der Sohn von Willard und Charlotte. Seine Stiefschwester Lenora ist sehr religiös und von dem neuen Priester Preston Teagardin fasziniert.Antonio Campos, der Regisseur, konzentriert sich in diesem Film hauptsächlich auf die Charakterzeichnung und die psychologischen Aspekte, die er fast schon peinigend ausarbeitet. "The Devil All The Time"“ ist insgesamt gut, aber oft viel zu intensiv in der Charakterdarstellung, ja partiell sogar überzeichnet. Schon nach kurzer Zeit bekommt der Zuschauer immer wieder unter die Nase gerieben: jeder Mensch ist schlecht, einer ist anscheinend noch ein größerer Psychopath als der andere. Und die wenigen Guten sind so richtig herzensgut, moralisch perfekt und naiv. Eine dezentere und differenzierte Charakterausarbeitung würde schon eher meinem Geschmack entsprechen und wäre sicherlich authentischer.Die Kritik am religiösen Fanatismus ist im Film gut aufgehoben, jedoch eine Spur zu überbetont. So sind die größten und abartigsten Menschen im Film eben die Priester. Das ist etwas zu dick aufgetragen, zu pauschalisierend und zu überakzentuiert. Man kann sich als Zuschauer kaum dem Eindruck entziehen, dass der Film wohl eine sehr persönliche Abrechnung von Antonio Campos mit der Institution Kirche, mit dem christlichen Glauben und mit allem Klerikalen ist. Was nicht unbedingt schlecht ist.
"The Devil All The Time" ist ein fieser Film, welcher den Finger genau auf die Wunden legt und uns zeigt, wozu der Mensch fähig ist. Das Wagnis, hier einen Erzähler sprechen zu lassen und die Geschichte zu umreißen, ist selten und passt nicht oft, doch hier ist es das Tüpfelchen auf dem "i" und fügt sich hervorragend ein. Unterm Strich ein grandioses Werk über den Missbrauch und die Manipulation der Menschen im Namen des Glaubens & der Religion und einen eindringlicher Blick in die tiefesten Abgründe der Menschen. Mehr davon!
8,5/10
Inhaltsangabe: Netflix
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen