Sonntag, 12. Dezember 2021

Dune - Dune: Der Wüstenplanet (Theatrical Version) (1984)

https://www.imdb.com/title/tt0087182/

Wir schreiben das Jahr 10191. Die mächtigen Adelshäuser Atreides und Harkonnen kämpfen hartnäckig um den Abbau der Droge „Spice” auf dem Wüstenplaneten Arrakis, auch genannt: Dune. Wer über das Spice, das einen bemächtigt, mittels Gedanken durch den Raum zu reisen, herrscht, regiert das Universum. Padisha Imperator Shaddam IV. bringt Vladimir Baron Harkonnen (Kenneth McMillan) und seine Leute zum Mord an Leto Atreides (Jürgen Prochnow). Nur durch Zufall können sich dessen Sohn Paul (Kyle MacLachlan) und seine Mutter aus der Gefangenschaft befreien, sie müssen aber auf Arrakis notlanden. Dort treffen sie auf das Wüstenvolk der Fremen, bei denen eine Prophezeiung existiert, dass einmal ein Mann kommen werde, um den Krieg zu beenden und sie aus der Dunkelheit in die Freiheit zu führen. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass es sich dabei um Paul handelt...

David Lynchs Adaption des Buches von Frank Herbert im Jahr 1984 war schon ein gewagtes Stück Kino. Ein Stück, dass damals wie heute gleichwohl gahsst und geliebt wird. Für die Hasser war es nicht "Star Wars" genug. Und selbst Liebhaber hatten etwas auszusetzen, denn den episch ausladenden Stoff in knappe und für damalige Zeit doch rehct üppige 136 Minuten zu pressen, erschien vielen so, als würde etwas fehlen.Wenngleich Lynchs artistische Vision dem Roman von Frank Herbert einen durchaus passenden dreckigen Ton verleiht und die stellenweise trockene Atmosphäre in vielerlei Hinsicht stimmungsvoll ergänzt oder kreativ aufbricht (beispielsweise durch Weglassen belang- und endloser Dialoge), wird man das Gefühl nicht los, er habe bei der Konzeption der Figuren keine allzu große Sorgfalt walten lassen. So werden die Schlüsselmomente in Pauls und Jessicas Entwicklung entweder mechanisch durchexerziert mit der Dynamik einer Aufziehpuppe oder an entscheidenden Stellen vollkommen übergangen. Generell lässt sich feststellen, dass in Lynchs Umsetzung der Vorlage eine merkwürdige Schizophrenie zwischen akribischem Festhalten an ihr und äußerst fragwürdigem Abweichen besteht. In Anbetracht einer nötigen Kürzung des sedierenden und labertaschigen Tausendseiters wäre das nicht weiter tragisch, resultierten daraus nicht unfreiwillig komische und nicht immer nachvollziehbare Sprünge in der Geschichte, wie etwa Pauls plötzliche Liebe zu Chani oder Jessicas naive Bereitschaft, ihre Gabe mit dem Fremenvolk zu teilen. Ebenfalls problematisch und damit verbunden ist die Umsetzung der Gedankenwelt der Figuren. Während diese im Buch aufgrund fehlender Mimik und Gestik zur Beschreibung intrinsischer Vorgänge dienten, hinterlässt deren wortwörtliche Übersetzung in ein Voice-Over den faden Beigeschmack jener Erklär-Bär-Momente, die selbst die offensichtlichsten Tatsachen nicht unkommentiert lassen können. Nicht nur werden Figuren damit vollständig ihrer Ambivalenz beraubt, auch Stimmungen werden ins Gegenteil verkehrt und Atmosphären zunichte gemacht. 

Infolgedessen verkommt die phantasie- und effektvolle Optik, stets zwischen bizarr-grotesk und charmant, mitunter zum Selbstzeck und wertet dadurch die Handlung nur bedingt auf. Der Reichtum an Geschehen wird dem Zuseher bisweilen nahezu aufgedrängt, leider werden jedoch nicht alle Handlungsfäden zu Ende gesponnen. Dazu opfert Lynch in manchen Szenen die Plausibilität zugunsten der Dramatik, was zwar den Spannungsbogen über weite Strecken straff gespannt hält, jedoch ebenso seine zuvor angesprochenen Schwächen offenbart. Der klassische Kampf zweier Parteien und die stets überschaubare und eindimensionale Verteilung der Absichten raubt der Geschichte rund um die nebulöse Raumgilde, dem Handel mit dem mysteriösen Spice Melange und der damit verbundenen politischen Wichtigkeit des sonderbaren Wüstenplaneten Arrakis etwas die Komplexität. Nicht zuletzt deshalb, weil sich der Planet und das ihn umgebende Universum schlicht nicht groß genug anfühlt.Doch Cast und Musik allein halten den Film gekonnt über Wasser. Die ätherischen, einnehmenden Klänge von Toto und Eno vervollständigen die durch opulente kulissen aufgebaute Atmosphäre gekonnt, der Cast gleicht einer Armade namhafter Schauspieler, und dass sich etwa Richard Jordan oder etwa Freddie Jones wie auch Jürgen Prochnow mit kleinen Rollen zufrieden gaben, sagt schon so einiges aus. Sting, Patrick Stewart, Kyle MacLachlan, Brad Dourif, Virginia Madsen oder José Ferrer glänzen geradezu in ihren Rollen und lassen den Zuschauer ein ums andere Mal wünschen, Arrakis wäre greifbarer.

Damit kann der Streifen zwar nicht in allen Belangen überzeugen, doch wegen seiner phantasievollen Umsetzung, des grandiosen Casts und der guten Musik ist er stets unterhaltsam, wenngleich kleinere Längen nicht schönzureden sind. Die spezielle Atmosphäre zieht den Fan aber immer und immer wieder in seinen Bann. Empfehlen kann man "Dune: Der Wüstenplanet" trotzdem nur mit Einschränkungen, für SciFi-Fans ist der Streifen aber wohl ein absolutes Muss. 

8/10

Von KOCH Films erschien der Film als "Ultimate Edition" in 4K Ultra HD, mit über 8 Stunden Bonusmaterial und den beiden erhältlichen Schnittfassungen, inkl. dem seltenen SpiceDiver Cut und dem Soundtrack, Fotoband mit Entwürfen und Setfotos von Ron Miller und der Comicadaption von Bill Sienkiewicz und Ralph Macchio.

Quellen:
Inhaltsangabe
: Studiocanal / ARTHAUS /
Koch Films

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