Donnerstag, 2. September 2021

[KINO] Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings (2021)

https://www.imdb.com/title/tt9376612/

Shang-Chi (Simu Liu) wächst als Sohn eines chinesischen Geschäftsmannes und einer amerikanischen Mutter in einem abgelegenen Anwesen in China auf. Abgeschnitten von der Außenwelt, kann der Junge nicht behaupten, dass seine Kindheit nach normalen Regeln verlief. Von seinem Vater Wenwu (Tony Leung) erhält Shang-Chi jahrelang intensives Kampfsporttraining, bei dem er erstaunliche Martial-Arts-Fähigkeiten entwickelt. Erst Jahre später erfährt er den Grund, warum er der harten Ausbildung folgen musste: Im Glauben, einer guten Sache zu dienen, hat sein Vater ihn auf eine Mission vorbereitet, die alles andere als rechtschaffen ist. Shang-Chi sagt sich von seinem Vater los und beginnt ein neues Leben. Doch schon bald holt ihn seine Vergangenheit wieder ein und er muss gemeinsam mit seiner guten Freundin Katy (Awkwafina) versuchen, die kriminellen Machenschaften des Vaters zu stoppen...

Mit "Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings" bringt MARVEL nun in Phase 4 seines breit gefächerten "Cinematic Universe" (MCU) seine erste ostasiatische Hauptfigur und zwar in Form des jungen Kampfkunstmeisters Shang-Chi,  der es mit einer ganzen Reihe von Gegnern aufnehmen muss, die aber allesamt unterschiedlich ikonisch, charismatisch und unterhaltsam sind. Neben vielen anderen Aspekten von "Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings" ist einer der erfreulichsten Aspekte des Films das Vermischen verschiedener Kampfkunststile (wie etwa Wuxie als auch Kung-fu), um daraus etwas zu schaffen, das sowohl eine Hommage an das ist, was vorher im MCU war, als auch ein Mittel, um ein Greatest-Hits-Paket von Konfrontationen zu schaffen, was auf der Leinwand einfach großartig aussieht. Unter der Regie von Destin Daniel Cretton stellt der Film zudem auch einen der charismatischsten Hauptdarsteller aller Marvel-Filme vor: Simu Liu, einen jungen Mann, chinesisch-kanadischer Abstammung, der einen Spagat zwischen der Erziehung durch seinen kriminellen Vater und seiner freundlichen, moralischen Mutter machen muss.

Shang-Chi ist ein junger Mann, der seine Berufung und sein großartiges Kriegerschicksal verleugnet; er lebt in San Francisco, nennt sich "Shaun" und arbeitet als bescheidener Parkwächter in einem protzigen Hotel. Eine mysteriöse Gruppe treibt Shaun in einem Bus in die Enge und deren Anführer, "Razorfist", verlangt den Anhänger, den Shaun seit je her um den Hals trägt; dies führt zu einer unterhaltsamen, rasanten Schlägerei, während das Fahrzeug außer Kontrolle gerät und bergab fährt. Es führt auch zu einer Enthüllung: Shang-Chis Vater ist in Wirklichkeit ein legendärer Unsterblicher, der im Besitz von 10 okkulten Ringen mit enormer Macht ist. In der ursprünglichen Comicserie war Shang-Chis Vater in Wirklichkeit Dr. Fu Manchu, die inzwischen zu Recht in Verruf geratene rassistische Figur, die von Peter Sellers zu einem Tiefpunkt seiner Karriere berühmt (oder berüchtigt) auf der Leinwand dargestellt wurde. In diesem umgedeuteten Universum ist Shang-Chi der Sohn eines gewissen Mandarin, der von Tony Leung mit stählerner Coolness und Charisma gespielt wird, und es ist auch der Mandarin, der ein Auge auf den Anhänger geworfen hat.

Während die Story zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springt, erfährt der Zuschauer, was Shang-Chi dazu veranlasst hat, sein Zuhause zu verlassen, kurz nachdem seine geliebte Mutter Li (Fala Chen) von denen getötet wurde, die sich an Wenwu (Tony Leung) rächen wollten. Man erfährt auch, wie der junge Shang-Chi (Jayden Zhang) und seine Schwester Xialing (Elodie Fong) ihre tödlichen Fähigkeiten unter der Anleitung eines maskierten Lehrers namens Death Dealer (Andy Le) erlernen. Die Rückblenden sind besonders beeindruckend, weil sie die etwas magische Welt zeigen, aus der Li stammt, und wie ihre Güte Wenwu dazu inspiriert hat, seine kriminellen Machenschaften eine Zeit lang aufzugeben. In der Gegenwart kehrt Shang-Chi an diesen mystischen Ort zurück, um für die unvermeidliche Ankunft seines Vaters zu trainieren, wo er von seiner Tante Jiang Nan (Michelle Yeoh) empfangen wird. Doch neben den Menschen ist das Dorf auch von uralten Tieren bevölkert, die stark an die Festwagen und Kostüme eines chinesischen Neujahrsumzugs erinnern - besonders die mit Löwen gekreuzten Drachen stechen hervor. Es ist ein exquisit realisierter Ort, an dem Production- und Creature-Design fast Hand in Hand gehen, um etwas zu schaffen, was sich gleichermaßen mystisch, magisch als auch vertraut anfühlt und gleichzeitig die chinesische Sagenwelt ehrt.

"Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings" verbindet die stilisierten, gegen die Schwerkraft gerichteten Qinggong-Kampfstile der Wuxia-Filme effektiv mit den Superkräften der Avengers und bringt diese erstaunlich flüssig in Einklang. Es ist ein unterhaltsamer, wenn auch im Großen und Ganzen ziemlich vertraut wirkender MCU-Film mit gelegentlichen witzigen Rollen und ironischen Macken, die die Ernsthaftigkeit auflockern und für eine gewisse Vertrautheit sorgen. Es gibt natürlich auch eine finale, spektakuläre Schlacht, die in traditioneller Manier etwas zu lang ist, mit einem bösen Riesendrachen, der wie der Todesstern in "Star Wars" eine einzige verwundbare Stelle hat. In diesem Zusammenhang lassen sichaber auch nicht die Mängel leugnen: Shang-Chis Freuning Katy (Nora Lum / Awkwafina) ist der größte Nervtöter des Films. Mit ihrer überdeht-quirligen und plapperigen Art ist sie von Beginn an der größte Störfaktor in der Geschichte. Zudem ist es reichlich seltsam, dass sie innerhalb eines Tages wie ein Profi das Bogenschießen lernt. Hingegen ist der Auftritt von Ben Kingsley gleichermaßen nostalgisch als auch einlullend.

Unvermeidlich gibt es in der Mitte des Abspanns eine Szene, die Shang-Chi wieder in das größere MCU-Bild einbindet und den im Wesentlichen genialen und gutmütigen Comic-Strang etabliert, der ein wichtiger Teil des Films ist: Er unterscheidet sich von der theatralischen Ernsthaftigkeit etwa von "Black Panther". Die mythische Komponente von Shang-Chi ist klanglich eher mit "Thor" vergleichbar. Es ist ein unterhaltsamer Spaß, auch wenn die formelhafte Qualität ein wenig offensichtlich ist. Zugegeben, je mehr sich der Film auf die Kämpfe mit Superkräften (verstärkt durch die "Zehn Ringe") stürzt, desto mehr schwindet auch das Interesse an den Schlachten, weil diese wieder eimal aus dem Ruder laufen und überbordernd wirken. Sowohl Liu als auch Leung (ganz zu schweigen vom Rest der Besetzung) sind fantastische Kämpfer, doch wenn die sowieso schon grandose Martial-Arts-Action mit den glühenden Energiestrahlen der Ringe beginnt, ist das etwas problematisch, da die Spezialeffekte die tatsächlichen körperlichen Fähigkeiten verdrängen.


Der Film birgt auch ein paar überraschende Verbindungen zum größeren Marvel-Universum, aber das ist bemerkenswert zweitrangig (und meist auf die Szenen in der Mitte und nach dem Abspann beschränkt), was "Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings" zu einem der eigenständigsten Einträge in der Filmreihe macht. Der Film befasst sich zwar mit der kontroversen Geschichte des Mandarin in den Marvel-Filmen (vor allem in "Iron Man 3"), aber Shang-Chi macht es dem Zuschauer auch unglaublich einfach, in diesen Film einzusteigen, ohne irgendwelche Vorkenntnisse über alles, was vorher war, zu haben. Man darf sich beinahe sicher sein, dass die Shang-Chi-Figur in Zukunft viel stärker in die übrigen Marvel-Geschichten integriert werden wird, aber dies ist ein großartiges Einstiegswerk, das weitaus mehr viszerale Action bietet, als man es von diesen Filmen gewohnt ist. Die äußerst sympathische Besetzung macht mehr als neugierig darauf, wie es weitergeht. Vielleicht noch wichtiger ist aber, dass sich dieser Film wie das erste wirkliche Kapitel anfühlt, das sich in einem Bereich bewegt, der nicht zu sehr von den Handlungssträngen von "Avengers: Infinity War" und "Avengers: Endgame" abhängig ist - und das ist mehr als willkommen wie fast alles andere in diesem Film.

7,5/10

Von WALT DISNEY Studios Home Entertainment gibt es den Film auch in Ultra-HD im limitierten Steelbook.

Quellen
Inhaltsangabe: Marvel / Disney

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