Der Deutsch-Türke Murat Kurnaz (Sascha Alexander Geršak) war fünf Jahre lang unschuldig ein Gefangener der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terror. All diese Jahre lang hatte man Kurnaz in Afghanistan und in Guantanamo auf Kuba inhaftiert, er wurde gequält und gefoltert und unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangengehalten - nur aufgrund der Tatsache, dass er sich als junger Mensch dem Islam zuwandte und nach den Terroranschlägen vom 11. September eine Koranschule in Pakistan besuchte. Sein Gegenspieler ist der Verhörspezialist Gail Holford (Ben Miles), der im Auftrag der amerikanischen Regierung noch jeden zum Reden gebracht hat. Doch der 19 Jahre alte Kurnaz hält stand, trotz physischer und psychischer Folter unterzeichnet er nicht das geforderte Geständnis. Er wird in völliger Isolation gehalten und sein Leben scheint vollends in den Händen seiner Peiniger zu liegen. Aber Kurnaz weiß, dass alles, was ihm noch bleibt, sein Glaube an seine eigene Unschuld ist. Und er gibt nicht auf.
Der Spielfilm erzählt die Geschichte Murat Kurnaz', der unschuldig im Gefangenenlager Guantanamo saß und dem unterstellt wurde, ein islamistischer Terrorist zu sein. "Fünf Jahre Leben" ist der erste Langfilm von Stefan Schaller, der sich von den Berichten über Kurnaz’ Schicksal betroffen fühlte. Der Film war seine Diplomarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg. Schaller hatte den Fall des inhaftierten Deutschtürken bereits vor Beginn seines Studiums im Jahr 2005 in den Medien verfolgt und traf dessen Anwalt Bernhard Docke. Gedreht wurde der Film in Brandenburg und in den Studios Babelsberg. Bei den Dreharbeiten setzte Schaller ehemalige Soldaten, darunter auch amerikanische, als Komparsen ein. Murat Kurnaz nahm an der Kinopremiere des Films am 23. Mai 2013 in Berlin teil.
Die Verfilmung ist durchweg gelungen, obwohl während der gut 90 Minuten eigentlich gar nicht viel passiert. Man erlebt den Alltag in Käfigen, Zellen und Verhörräumen, immer wieder werden dem gefangenen Kurnaz bruchstückhaft scheinbar aus der Luft gegriffene Beschuldigungen an den Kopf geworfen. Weder die Türkei, dessen Staatsbürger Kurnaz ist, noch Deutschland, wo er geboren wurde und bis zur Festnahme seinen Wohnsitz hatte, kümmern sich um diesen Fall. Deutschland lehnt sogar eine Überführung ab, sodass Kurnaz' ungewisse Zukunft weiterhin durch die Foltermethoden bestimmt wird. Ebendiese werden dem Zuschauer zwar erspart, doch jeder weiß, was in diesem Lager vorgeht. Der beinlose Zellennachbar erzählt von Amputationen, Kurnaz wird immer wieder von mehreren Soldaten verprügelt und verbringt Tag für Tag an Ketten. mehr will man eigentlich gar nicht sehen oder wissen. Durch die irrsinnigen Verhöre wird eine drückende Spannung erzeugt, die einem sogar lange Zeit selbst im Irrglauben lässt, dass der amerikanische Verhörspezialist Kurnaz nur helfen will, wie er selbst beteuert. Ben Miles zeigt hier sein ganzes Können, spielt alle Asse aus und wirkt wie der Teufel selbst, wenn er dem Häftling befiehlt, völlig grundlos eine Eidechse mit bloßen Händen umzubringen. Er will Kurnaz brechen, was ihm jedoch nicht gelingt. Der Film bewegt fraglos. Er ist wohl eines der anti-amerikanischsten Erzeugnisse, der dieses allgemein unbequeme Thema aufgreift. Das allein verlangt bereits eine Menge Mut.
Was allerdings etwas schade ist: "5 Jahre Leben" beginnt zu spät und endet viel zu früh. So wäre die Art und Weise der Inhaftierung interessant gewesen, was auch die Umstände und die Vorgeschichte noch einmal verdeutlicht hätte. Leider bleibt auch das Haftende im Verborgenen, was einen dann doch etwas wurmt. Der Film endet 2 Jahre vor der Freilassung, mit einem kurzen Text und Bildern im Abspann setzt Stefan Schaller die Story fort. Sicher ein stilistisches Mittel und pure Absicht des Regisseurs, doch neugierigen Personen bleibt damit nur die Möglichkeit, das Internet nach Zusatzinfos zu durchforsten.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Bavaria International
Textauszüge: Wikipedia
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