Mittwoch, 22. September 2021

Election Night (2021)

https://www.imdb.com/title/tt7226254/

Das Großbritannien von "Election Night" ist eine Gesellschaft, in der die Öffentlichkeit von den traditionellen Politikern und dem "Establishment" desillusioniert ist. Viele glauben an eine neue optimistische Rhetorik einer fiktiven sozialistischen Partei, der "Progressive Social Alliance". Andere setzen ihr Vertrauen in eine neue populistische rechtsextreme Bewegung, die "New Britain Party", die von dem ehemaligen Zeitungsbaron Dominic Drummond (Bruce Payne) angeführt wird. Während die Wahlergebnisse eintrudeln, treffen sich fünf liberal gesinnte Freunde, um die Fernsehberichterstattung zu verfolgen. Es ist eine durchzechte Nacht, die zu einer großen Feier werden könnte. Doch draußen randalieren NBP-Anhänger und behaupten, die Wahl sei manipuliert worden. Dann klopft es an der Tür und drei Menschen suchen verzweifelt Schutz vor der Gewalt, während die Polizei die Kontrolle verliert...

In Großbritannien ist "Election Night", die Wahlnacht, bei der die Ergebnisse der alles entscheidenden politischen Wahl bekannt gegeben werden. Was hier anfangs noch als relativ ruhig vor sich hin plätschernder Film unter Freunden der gesellschaftlichen Oberschicht (Adi, Ben, Jasper, Natasha und Zoe), die sich über die Ergebnisse unterhalten, angesehen werden könnte, ändert sich bald, wenn die Sraßen der Hauptstadt zunehmend ins Chaos abdriften und die Menschen unruhig werden. Einige sprechen von Wahlbetrug, andere sind radikaler und lassen der Gewalt freien Lauf. Und diese Gewalt kommt bald in der Wohnung der Freunde an und birgt einige knisternde Konstellationen.

Der Film von Neil Monaghan ist ganz klar vom Brexit geprägt, aber nicht nur durch den Brexit allein, sondern auch von der zunehmenden Radikalisierung einiger Parteien, die in der realen Welt am rechten Rand fischen oder bereits fest dort verankert sind. Es ist ein brandaktuelles Thema, denn in "Election Night" wird die fiktive Situation dargestellt, was wäre, wenn die Partei, die von der gewaltbereiten Masse herbeigesehnt wird, doch nicht gewinnt. Hier sind es Morgan, Thorne und eine scheinbar verletzte Frau, Georgie, die in einen nahe gelegenen Straßenkampf verwickelt wurden und scheinbar Hilfe benötigen, die genau diese Seite repräsentieren. Denn als die Wahlergebnisse eintreffen und die Gäste beginnen, sich mehr als nur für das Geschehen auf dem Bildschirm zu interessieren, erholt sich Georgie auf wundersame Weise - und die drei Neuankömmlinge beginnen, ihre eigenen Ansichten unter den Freunden durchzusetzen, ob dieses das nun wollen oder nicht. 

Natürlich ist "Election Night" ein politischer Kommentar, gepaart mit dem Horror und Thrill aus dem "Home Invasion"-Genre und wird, während die vom Bildschirm stets passend kommentierten Konflikte ausgetragen werden, vielleicht nicht jedermanns Zustimmung finden, was seine Botschaft und seinen Subtext angeht, aber er bietet eine Perspektive für die Reichen und die Armen dieser Welt und zeigt, welchen konstruktiven Wert eine reale politische Weltsicht haben kann. Nach einem etwas behäbigen Beginn wird es in der zweiten Hälfte blutig und das Politthema weicht dem Horror, gepaart mit einigen ordentlichen Effekten. 

Nun mag zwar das Politthema "Election Night" zwar über den Standard derartiger Filme heben, doch auch mit dem Kontext bleibt der Film dem Zuschauer eine Moral schuldig. Dafür punktet er mit guten Schauspielern und einer bedrohlichen Atmosphäre, die einem vor Augen führt, was wäre, wenn die Menschheit sich tatsächlich der Gewalt statt der Vernunft hingibt.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Film Collective

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