Der Magier Fenix (Adan Jodorowsky) wächst im Zirkus neben seiner Mutter, der Trapetzartistin Concha (Blanca Guerra), und seinem Vater, dem Großen Orgo (Guy Stockwell) auf. Als die taubstumme Alma (Sabrina Dennison) in sein Leben tritt, verändert sich alles. Concha erwischt ihren Gatten eines Tages dabei, wie er sie mit der Tätowierten Frau, Almas Mutter, betrügt, und vergießt in rasendem Zorn Säure über seine Genitalien. Bevor Orgo sich das Leben nimmt, schneidet er ihr die Arme ab und überlässt sie ihrem Schicksal. Fenix, der das alles miterleben muss, landet in einer Nervenheilanstalt. Fortan weigert er sich zu sprechen oder Kleidung zu tragen - bis seine Mutter wieder auftaucht und einen blutigen Rachefeldzug startet, der mit der Tätowierten Frau bald ein erstes Opfer findet...
Inmitten einer Zirkusfamilie schickt Jodorowski den jungen Magier
Fenix auf eine schmerzliche und surreale Reise. Unterdrückt, enttäuscht,
angewidert und letztlich alleingelassen von seinen Eltern entwickelt er
ein ödipales Trauma nach dem schrecklichen Selbstmord seines Vaters.
Auf zwei Zeitebenen entspinnt sich so ein fiebertraumartiges
Psychospiel, das den Zuschauer immer wieder mit surrealen und
befremdlichen Situationen konfrontiert. Dabei steigert sich der Film von
einem Absurdum ins nächste und lässt die Grenzen zwischen Traum und
Wirklichkeit verstreichen. Das ist nicht nur eine Herausforderung für
Fenix, sondern auch für den Zuschauer, denn "Santa Sangre" ist alles, nur
nicht gewöhnlich. Eingefangen wird der psychische und surreale Wahnsinn mit
eindrucksvollen Bildern und unaufgeregten Kamerafahrten, die mit
mystischen Klängen unterlegt sind. Einzelne Gewaltspitzen, obskure
Kostüme und absurde Ideen loten die Geschmacks- und
Sehgewohnheits-Grenzen des Zuschauers aus. Ähnlich wie Fenix fühlt man
sich hin und wieder orientierungslos und alleingelassen. Sobald die
Regie den Zuschauer aber wieder an die Hand nimmt, sind Intention und
Ziel inmitten des vor Symboliken strotzenden Werkes erkennbar. "Santa Sangre" ist eine obskure Show voller Surrealismus, Poesie und
psychischen Schmerzen, welche die Grenzen des Zuschauers weit über den
Horror-Aspekt hinaus auslotet.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Kinowelt / Studiocanal
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