Samstag, 4. September 2021

Santa Sangre (1989)

https://www.imdb.com/title/tt0098253/

Der Magier Fenix (Adan Jodorowsky) wächst im Zirkus neben seiner Mutter, der Trapetzartistin Concha (Blanca Guerra), und seinem Vater, dem Großen Orgo (Guy Stockwell) auf. Als die taubstumme Alma (Sabrina Dennison) in sein Leben tritt, verändert sich alles. Concha erwischt ihren Gatten eines Tages dabei, wie er sie mit der Tätowierten Frau, Almas Mutter, betrügt, und vergießt in rasendem Zorn Säure über seine Genitalien. Bevor Orgo sich das Leben nimmt, schneidet er ihr die Arme ab und überlässt sie ihrem Schicksal. Fenix, der das alles miterleben muss, landet in einer Nervenheilanstalt. Fortan weigert er sich zu sprechen oder Kleidung zu tragen - bis seine Mutter wieder auftaucht und einen blutigen Rachefeldzug startet, der mit der Tätowierten Frau bald ein erstes Opfer findet... 

Inmitten einer Zirkusfamilie schickt Jodorowski den jungen Magier Fenix auf eine schmerzliche und surreale Reise. Unterdrückt, enttäuscht, angewidert und letztlich alleingelassen von seinen Eltern entwickelt er ein ödipales Trauma nach dem schrecklichen Selbstmord seines Vaters. Auf zwei Zeitebenen entspinnt sich so ein fiebertraumartiges Psychospiel, das den Zuschauer immer wieder mit surrealen und befremdlichen Situationen konfrontiert. Dabei steigert sich der Film von einem Absurdum ins nächste und lässt die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verstreichen. Das ist nicht nur eine Herausforderung für Fenix, sondern auch für den Zuschauer, denn "Santa Sangre" ist alles, nur nicht gewöhnlich. Eingefangen wird der psychische und surreale Wahnsinn mit eindrucksvollen Bildern und unaufgeregten Kamerafahrten, die mit mystischen Klängen unterlegt sind. Einzelne Gewaltspitzen, obskure Kostüme und absurde Ideen loten die Geschmacks- und Sehgewohnheits-Grenzen des Zuschauers aus. Ähnlich wie Fenix fühlt man sich hin und wieder orientierungslos und alleingelassen. Sobald die Regie den Zuschauer aber wieder an die Hand nimmt, sind Intention und Ziel inmitten des vor Symboliken strotzenden Werkes erkennbar. "Santa Sangre" ist eine obskure Show voller Surrealismus, Poesie und psychischen Schmerzen, welche die Grenzen des Zuschauers weit über den Horror-Aspekt hinaus auslotet.

7,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Kinowelt / Studiocanal

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen