Wenn sich Journalisten für Berichterstattungen und Bildmaterial in Kriegsgebiete begeben, bringen sie sich nicht selten selbst in größte Gefahr. So auch Rebecca (Juliette Binoche), die als Fotografin an die Brennpunkte der Welt reist und für das nächste Bild oft alles riskiert. In Afghanistan begleitet sie eine Gruppe von Selbstmordattentäterinnen. Die Suche nach Wahrheit und Nervenkitzel hat diesmal ihren Preis, als eine Bombe vorzeitig detoniert und sie schwer verletzt wird. Nachdem sie in ihre Heimat nach Irland zurückgekehrt ist und sich wieder erholt hat, wird sie von ihrem Ehemann Marcus (Nikolaj Coster-Waldau) vor eine schwierige Wahl gestellt: Entweder sie lebt für ihre Arbeit und riskiert weiter ihr Leben oder sie entscheidet sich für die Familie. Schweren Herzens wählt sie eine risikoärmere Zukunft. Doch als sie mit ihrer Tochter Steph (Lauryn Canny) in ein vermeintlich sicheres Flüchtlingslager nach Kenya reist, kommt es zu einem brutalen Überfall und ihre Leidenschaft wird erneut geweckt.
Der Film "Tausendmal gute Nacht" des norwegischen Regisseurs Eric Poppe ist ein einfühlsamer und wunderschön gedrehter Film, der aber leider letztlich in seiner eigenen Abneigung, zu irgendeiner dramaturgisch sinnvollen Schlussfolgerung seines Themas zu kommen, stecken bleibt. Das Thema das Films ist die Kriegsfotografin Rebecca (Juliette Binoche) und als der Film beginnt, knipst sie, während sie einen Hidschab trägt, eine Gruppe anderer Frauen bei der Vorbereitung eines Selbstmordattentats. So ehrgeizig und verbissen sie auch bei der Dokumentation der Lage in den Kriegsgebieten auch ist, so ist sie auch nicht unfehlbar. Hin- und hergerissen zwischen objekitven Journalismus und humaintärer Hilfe reißt ihr die Explosion der Bombe die Kamera aus den Händen und sie wird verwundet nach Hause zu ihrem Mann (Nikolas Coster-Waldau) und ihren beiden Töchtern geschickt. Unnötig zu erwähnen, dass besagter Ehemann vom Verlauf von Rebeccas Karriere zu diesem Zeitpunkt nicht gerade begeistert ist.
"Du hast gesagt, du liebst mich, weil ich Leidenschaft habe, ich habe Feuer..." protestiert Rebecca gegenüber ihrem sanften Mann, nachdem er klar ausgesprochen hat, dass es dieses Mal genug ist. Es ist von Anfang an klar, dass Rebecca der Gefahr, Kriegsfotografin zu sein, verfallen ist und in vielerlei Hinsicht fühlt sich dieser Film an wie Kathryn Bigelows "The Hurt Locker" mit einer weiblichen Hauptfigur. Nur, leider, ist "Tausendmal Gute Nacht" nicht so gut. Die Szenen der häuslichen Konfrontation und des Streits sind fast schon klischeehaft; die Erwachsenen sprechen in gedämpftem Ton, damit die Kinder möglichst wenig mitbekommen und viele Szenen laufen schlicht ins Leere. Der Film nimmt hier und da an Fahrt auf, vor allem, wenn Binoches Figur die Chance bekommt, zu erklären, warum sie tut, was sie tut. Als sie beispielsweise ihrer Tochter die Gier nach Diamanten und Edelmetallen, die Bürgerkriege in Afrika auslösen, anhand von Bildern erklärt, werden die Wut und das Engagement der Figur lebendig. Der Film verbindet diese lobenswerten Eigenschaften aber nicht ausreichend mit Rebeccas Rücksichtslosigkeit, die in einer Szene in einem angeblich konfliktfreien Gebiet in Kenia, das Rebecca mit ihrer Tochter besucht, sehr anschaulich dargestellt wird. Als nämlich eine bewaffnete Gruppe diesen Ort angreift, begibt sich Rebecca bewusst in Gefahr, nachdem sie ihr eigenes Kind zusammen mit anderen Beobachtern weggeschickt hat und selbst vor Ort bleibt. Packende, aber letztlich frustrierende Szenen sind das eine. An anderer Stelle macht der Film immer wieder deutlich, dass eindrucksvolle Bilder, ein bedächtiges Tempo und akribischer guter Geschmack kein ausreichender Ersatz für echte Nachdenklichkeit oder Drama sind. Die eindrucksvollen Bilder wirken manchmal fast schon lächerlich deplatziert; der Film erreicht einen Höhepunkt mit der wahrscheinlich am besten inszenierten Schulszene in der Geschichte des Kinos. Wenn man sich über diesen Film beschweren möchte, dann nur deshalb, weil man durchaus frustriert darüber sein darf, dass seine erstklassigen Zutaten, allen voran Binoche, es irgendwie nicht geschafft haben, ein besseres Ergebnis zu erzielen.8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Filmstarts
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