Dienstag, 28. September 2021

Seven Sisters - What Happened to Monday? (2017)

https://www.imdb.com/title/tt1536537/

Aufgrund der dramatischen Überbevölkerung der Erde dürfen Familien in der nahen Zukunft nur noch ein Kind haben. Das Kinder-Zuteilungsbüro unter Leitung der gnadenlosen Nicolette Cayman (Glenn Close) kämpft mit harten Bandagen, um diese strikte Familienpolitik durchzusetzen, und geht dabei notfalls auch über Leichen. In dieser Welt führen die Siebenlinge, die von ihrem Großvater Terrence (Willem Dafoe) aufgezogen wurden, ein gefährliches Leben: Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday (alle gespielt von Noomi Rapace) geben sich abwechselnd als ein und dieselbe Person aus - eine Frau namens Karen Settman - und dürfen deshalb jeweils nur an einem einzigen Tag der Woche das Haus verlassen. Den Rest der Woche verbringen die Schwestern in ihrem Apartment. Doch dann kommt Monday eines Tages nicht mehr nach Hause... 

Tommy Wirkola fiel bereits seit 2009 durch seine "Dead Snow"-Filme auf, später machte er mit dem rasanten und amüsanten Horror-Actioner "Hansel & Gretel: Witch Hunters" keine Gefangenen. Mit "What Happened To Monday?" bringt Wirkola nun einen sauspannenden Dystopie-Action-Thriller auf die Leinwände, der vor allem von der facettenreichen Darbietung seiner Hauptdarstellerin Noomi Rapace lebt. Doch auch die Idee ist frisch, wenngleich diese Vision der Zukunft sich an vielen Stellen realer anfühlt, als es sein dürfte. Im Kern zeigt "What Happened To Monday?" ein Problem auf, das in absehbarer Zeit tatsächlich auf die Welt zukommen könnte. Auch wenn sich der Film nicht direkt traut näher auf die drohende Überbevölkerung einzugehen und lieber weitgehend undifferenziert alles in Schwarz und Weiß unterteilt, so verfehlt er mit seiner beklemmenden Stimmung eine gewisse Wirkung nicht.

Es ist längst nicht alles logisch, was Wirkola hier anbietet, doch eigentlich ist die Prämisse auch nur dazu vorgesehen eine tragische, mit Action und einzelnen Gewaltspitzen durchsetzte Geschichte zu erzählen und weniger dazu ein Statement zur Politik der Zukunft abzugeben. Der kompromisslose und wenig zimperliche Umgang mit den Figuren überrascht mitunter. Die sieben Schwestern werden derb durch die Mangel gedreht. Bei der Figurenzeichnung war man offenkundig sehr bemüht den Zuschauer nicht zu verwirren und sieben äußerlich wie innerlich sehr unterschiedliche Charaktere zu schaffen. Das ist nicht sonderlich realistisch, vor allem weil alle im selben Umfeld aufgewachsen sind, doch das soll nur eine Randnotiz sein.

Noomi Rapace, die in der Vergangenheit oft verheizt wurde, darf sich hier voll ins Zeug legen, was sie auch tut. Was sie hier in siebenfacher Ausführung abliefert, ist schlicht Wahnsinn. Wie unglaublich facettenreich sie jede einzelne Schwester darstellt, wie sie allen Charakteren ihren Stempel aufdrückt, aber ihnen trotzdem Individualität aus Verletzlichkeit, Intelligenz, Toughness, Weiblichkeit usw. verleiht, imponiert gewaltig.

Das Script steckt voller toller Ideen, aus denen man locker drei Filme hätte machen können. Deswegen vergeht die Laufzeit von etwas über 2 Stunden wie im Flug. Doch trotz der Laufzeit wirkt vieles ungesagt, anderes nur verknappt erzählt und in­fol­ge­des­sen oberflächlich abgehandelt. Die Story hat also immer noch einige Lücken und eine eher unglücklichen Wendung. Und doch ihren Reiz. Sie legt nach einer kurzen Einführung die höheren Gänge ein, die sie auch bis zum Schluss nicht mehr verlässt. Positiv ist außerdem zu erwähnen, dass es trotz des hohen Erzähltempos nie unübersichtlich wird. Glenn Close als Gegenspielerin arbeitet solide und eigentlich ist es auch zu einfach, sie als das komplett Böse abzustempeln. Der Film versucht sogar ihr eine Art Gewissen zu verpassen. Es ist das alte Problem: Wie wiegt man Menschenleben gegeneinander ab? Die hier angebotene Lösung wird in der Realität sicher nicht mehrheitsfähig sein, doch in nicht all zu ferner Zeit muss sich die Welt tatsächlich etwas einfallen lassen. Andernfalls löst die Natur das Problem, und das dürfte noch wesentlich hässlicher werden.

Doch die Kritik an der Ein-Kind-Politik aufgrund rasanten Bevölkerungswachstums, der durch steigende Raten von Mehrlingsgeburten, zu denen es wiederum durch genmanipulierte Nahrungsmittel kommt, und bei der Geschwister daher in Kryoschlaf versetzt werden müssen, kommt in "What Happened To Monday?" viel zu kurz. Das mag womöglich daran liegen, dass es Wirkola einfach nicht so wichtig war, die philosophische Keule à la "Blade Runner" zu schwingen, und er bloß einen einfallsreichen, kurzweiligen, verdammt unterhaltsamen, kreativen und überraschend brutalen Science-Fiction-Action-Thriller auf die Zuschauer loslassen wollte, bei dem man sich am Ende tatsächlich fragt, was mit Monday passiert ist? Und darauf auch eine vernünftige Antwort bekommt.  

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid

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