London im Jahr 1888. Die ganze Stadt lebt in Angst und Schrecken denn ein grauenhafter Mörder geht in der Metropole herum. Schon fünf Prostituierte sind dem Psychopathen zum Opfer gefallen. Mit dem Fall wird Inspektor Abberline (Michael Caine) beauftragt, unterstützt von seinem Assistenten Godley (Lewis Collins). Da sie jedoch bisher kaum Erkenntnisse zu Tage gefördert haben, stehen sie sowohl bei der Presse als auch in der Öffentlichkeit in der Kritik. Doch die beiden lassen sich nicht beirren und ermitteln in jede Richtung weiter. Und langsam beginnt sich das Feld der Verdächtigen zu lichten. Die Zahl der Personen, die mit dem Fall in Verbindung gebracht werden können, wird immer geringer und die beiden kommen der Lösung immer näher. Doch dabei begeben sie sich selbst in höchste Gefahr, denn was sie während der Ermittlungen erfahren, gefällt nicht jedem...
Verfilmungen über den wohl berühmtesten Serienmörder Großbritanniens, Jack The Ripper, gibt es wahrlich zuhauf. "Jack's Back" oder "From Hell" sind einige der Beispiele, doch bei der britischen TV-Produktion "Jack The Ripper" mit einer sagenhaften Laufzeit von 189 Minuten, handelt es sich wohl um die athentischste Verfilmung des Stoffes. Mit David Weckes' Regiearbeit erhält man eine atmosphärische, enorm gut ausgestattete und eine mit Stars gespickte Verfilmung geliefert. Man berufte sich hier sich auf die Unterlagen und Untersuchungsergebnisse von Scotland Yard, die zur damaligen Zeit entstanden sind. Dies wird eingangs zum Film auch erwähnt - jedoch auch, dass es sich selbstverständlich um eine Dramatisierung der Ereignisse und es sich um Schlussfolgerungen von Experten handelt, man aber natürlich nicht zu 100% sicher sein kann, dass alles so passiert ist, wie es dargestellt wird. Generell soll sich der Film aber noch am nächsten zur Wahrheit einordnen.
Zur Authentizität trägt auch die gesamte Ausstattung bei, allen voran die außerordentlich gelungene Kulisse, die das London zum Ende des 19. Jahrhunderts perfekt einzufangen weiß. Die Stadtteile grenzen sich auch gravierend voneinander ab, wenn man das East End (sozusagen das Ghetto), welches durch eine schmutzige und suspekte Gestaltung aufwartet, oder im vollen Kontrast dazu die Umgebung der reicheren Bevölkerung oder gar die der Royals betrachtet. Die Kostüme sind selbstverständlich auf einem gleichwertigen Niveau und man fühlt sich allmählich wirklich in die damalige Zeit zurückversetzt. All das wär natürlich nichts ohne einen fähigen und geeigneten Cast, an dem es hier glücklicherweise in keiner Form mangelt. Von der kleinsten Nebenrolle bis in die Hauptrollen bekommt man hier ausgezeichnete Darstellungen serviert. Michael Caine überzeugt als Inspektor Abberline zunächst als ein abgehalfterter und zynischer Alkoholiker, der aber zeigt, dass er bei gefordertem Ernst auch konsequent seiner Linie treu bleiben kann und sich an jede Spur krallt um Hinweise zu finden. In Kombination mit seinem Partner Sgt. George Godley, gespielt von Lewis Collins, ergibt sich ein perfekt harmonierendes Ermittler-Duo, das stets auf neue Fährten stößt und den Zuschauer somit auch stetig neue Vermutungen anstellen lässt. So wird man durchweg munter mit raten, wer der Täter ist. Derartiges Mitfiebern bzw. unterschwelliges Einbeziehen des Publikums bekommt man heute nicht mehr oder nur sehr selten derart gut unterbreitet, was natürlich auf die Leistung dieses Duos zurückzuführen ist, um nochmal zu verdeutlichen, dass die beiden ihren Job verdammt gut gemacht haben.
Armand Assante als amerikanischen Theaterdarsteller Richard Mansfield, der den Verdacht des Zuschauers immer wieder durch seine mysteriöse Vorstellung auf sich zu ziehen weiß, spielt hervorragend. Das Gleiche hat man mit Ken Bones, der einen Hellseher spielt. Da bringt die Rolle an sich natürlich einiges an Skepsis mit, was den Zuschauer stets aufhorchen lässt. In anderen Rollen überzeugen Peter Armitage als sympathischer Helfer des Duos: Sergeant Kerby, Jane Seymour als die ehemalige Frau von Inspektor Abberline, die immer noch engeren Kontakt zum Inspektor hat, was dessen Objektivität schwinden lässt und innere Konflikte aufkommen lässt. Auch atmosphärisch spielt der Film ebenfalls in der ersten Liga. Die Ermittlungsarbeiten lassen den Charakteren genug Freiraum für Einführungen selbiger und lassen stets neue Theorien über die Identität des Killers aufkommen - hier gibt es nämlich ein sehr großes Spektrum an Verdächtigen, was den Plot noch spannender werden lässt. Zwar gibt es in der ersten Hälfte des Films die ein oder andere Länge, die sich aber verschmerzen lässt. Der Gewaltgrad ist völlig im Rahmen - man sieht die Morde an sich zwar nie direkt, da diese meist im Off ausgeführt werden, aber es gibt in der zweiten Hälfte hier und da schon einige Blutspritzer- und gar Fontänen zu sehen.
Nicht nur durch die Tatsache, dass der Mörder in der zweiten Hälfte anfängt mit der Polizei bzw. Scotland Yard zu spielen und der Presse immer wieder Briefe zukommen lässt, werden die Ermittler zunehmend unter starken Druck gesetzt, sondern auch dadurch, dass eine Art Bürgerwehr entsteht, die der Staatsgewalt nicht mehr zu trauen vermag, was die Stimmung stetig dichter werden lässt, bis zum Finale, welches unsagbar spannend ist und die Darsteller, allen voran natürlich Michael Caine, zur Höchstform auflaufen lässt. Dass der Film letzten Endes das Mysterium des berüchtigten Mörders "Jack the Ripper" auflöst, könnte man vielleicht als kleiner Dämpfer ansehen, aber gleichzeitig wird auch eine Klärung für das Mysterium geboten, die auf die heutige Meinung stößt, dass die Identität des Killers noch heute unbekannt zu sein scheint.
8/10
Inhaltsangabe: I-On New Media
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