Nach den Ereignissen von "The First Avenger: Civil War" begibt sich T'Challa alias Black Panther (Chadwick Boseman) zurück in seine afrikanische Heimat Wakanda. Er bereitet sich darauf vor, seinen rechtmäßigen Platz als König des isolierten, aber technologisch höchst fortschrittlichen Staates einzunehmen, obwohl er das nicht geplant hatte. Der Söldner Erik Killmonger (Michael B. Jordan) will ihm die Regentschaft jedoch streitig machen und sucht sich für sein Vorhaben Unterstützung beim zwielichtigen Waffenschieber Ulysses Klaue (Andy Serkis). Um das Erbe seines Vaters und seine Position als König zu bewahren, tut sich der Held mit CIA-Agent Everett K. Ross (Martin Freeman) zusammen. Außerdem unterstützt von den Mitgliedern der Dora Milaje (unter anderem Danai Gurira), einer exzellent ausgebildeten Kriegerinnentruppe, und seiner Exfreundin, der Spionin Nakia (Lupita Nyong'o), nimmt der Black Panther den Kampf gegen die beiden Schurken auf...
Es gab in "Captain America: Civil War" eine Szene, in der wie aus dem Nichts ein neuer Superheld auftauchte. Ganz in schwarz, das Gesicht unter einer schwarzen Maske, mit katzenhafter Agilität. Der "Black Panther". Und viele Kritiker waren damals wie heute der Ansicht, dass es doch endlich mal Zeit für einen schwarzen Superhelden sei, der nicht wie der "Falcon" oder "Nick Fury" beinahe ausschließlich im Hintergrund oder als Sidekick agiert, dass dies "richtig und wichtig" und noch dazu von historischer Bedeutung sei. So ein ausgemachter Unsinn. Erinnert sich keiner der Kritiker an Spawn oder "Blade"? Letzterer war der erste "richtige" Superheld im MCU, aber beide werden - so hat man das Gefühl - gern vergessen. Erinnert sich auch keiner dieser Kritiker mehr an den Satz "Setzen Sie immer auf schwarz." (aus "Passagier 57")...? Long story short: es würde kein MCU geben, wäre da nicht der Erfolg von "Blade" gewesen. Und es ist ausgemachter Unsinn, dass Menschen diesen Film lieben, weil er "historisch wichtig" ist. Einen Film soll man mögen, weil der Filme gut ist, unterhält und nicht weil er eine schwarze Besetzung hat. So. Genug der Schimpftirade, beschäftigen wir uns lieber mit dem "Black Panther".

Und vielleicht ebenso, weil er ein Stück weit vom restlichen MCU isoliert steht. Nicht vollends, das würde nicht funktionieren, aber die Welt ist doch eine ganz andere. Es fällt auf, dass MARVEL sich sehr darauf konzentrierte, die in "Phase III" laufenden Filme jeweils als separate Einheit zu etablieren. Schon "Thor: Ragnarok" grenzte sich deutlich von seinen beiden Vorgängern ab und mit "Doctor Strange" oder "Spider-Man: Homecoming" wurde gar ein gänzlich neues Kapitel (wie auch hier) aufgeschlagen. Selbst "Guardians Of The Galaxy, Vol. 2" bot alle Kraft auf, sich vom "Avengers"-Universum zu distanzieren - und nun präsentiert sich dem Zuschauer die Welt von Wakanda. Die Handlung von "Black Panther" überbrückt die Lücke zwischen "Captain America: Civil War" und dem bevorstehenden "Avengers: Infinity War", und nimmt T'Challas Krönung und eine schlummernde Bedrohung für sein Königreich auf, das mit dem Tod Königs T'Chaka wachgerüttelt wird. Dies geschieht die Form von Michael B. Jordans Figur Erik "Killmonger" Stevens, einem rachsüchtigen Exil-Wakandaner, der ebenfalls ein Auge auf den Thron geworfen hat, und Ulysses Klaue, ein von Andy Serkis gespielter, bulliger Waffenhändler. Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf die riesigen Vibranium-Lagerstätten des Landes, ein unzerstörbares Metall, das in Filmen wie diesem oft sehr nützlich ist. Hier hat MARVEL schon wieder grandiose Arbeit geleistet, denn egal wie altbacken diese Story nun auch klingen mag, sie schaffen es immer und immer wieder, eine perfekte Besetzung zusammen zu bringen, die wirklich Lust und Freude am Spiel haben und "Black Panther ist dabei keine Ausnahme.
Chadwick Boseman beweist sich hier als einer der besten, unbesungensten Schauspieler, die gerade in Hollywood agieren, und er hat die Chance bekommen, hier wirklich zu brillieren. Er strahlt eine stille Kraft, Anmut und Intelligenz aus, die eine solche Rolle erfordert. Sein Charakter T'Challa / Black Panther hat einfach die nötige "Freshness". Er ist ein junger Anführer, der entscheiden muss, in welche Richtung er sein Land gehen lassen soll. Lässt er Wakanda mit der übrigen Welt in Verbindung treten oder hält er sein Land weiterhin versteckt? Um seiner Aufgabe Herr zu werden, hat er auch ein starkes Unterstützungssystem in Form seiner immer für einen Gag bereiten Schwester Shuri (Letitia Wright), einem wissenschaftlichen Genie, seiner Ex-Liebhaberin Nakia (Lupita Nyong'o) und sein treuer General Okoye (Danai Gurira). So weit, so gut. Einer der Bereiche, in denen nahezu alle Superheldenfilme, egal ob nun DCU oder MCU, fast immer versagen, ist die Schaffung überzeugender Schurken, die nicht irgendwelche lahme Charakterklischees sind. Die einzige Ausnahme bildet hier Loki, aber das liegt eher an Tom Hiddlestons erstaunlicher Leistung als an dem Bösewicht selbst.
Vielleicht werden die Leute nach "Black Panther" auch Michael B. Jordan etwas gewogener aufnehmen und zugeben, dass er ein richtig guter Schauspieler ist. Sein Killmonger ist einer der besten Bösewichte, die Marvel jemals geschrieben hat. Er ist erstaunlich komplex und wie alle großen Schurken sind seine Motivationen nicht komplett böse. Sicher, Hass ist in gewisser Weise involviert, aber seine Figur ist nicht in seinem Hass falsch. Im gegenteil: man kann seine Situation nachempfinden. Der Konflikt zwischen ihm und T'Challa erfährt einen erfrischend langsamen Aufbau und führt zu einer mehr oder minder erwartbaren Enthüllung, was aus ihm aber einen gleichwohl sympathischen und hasserfüllten Charakter macht. Es gab auch einige nervige Stereotypen in diesem Film, jedoch sind diese einerseits belanglos, andererseits kann man darüber mit einem wohlwollenden Achselzucken einfach darüber hinwegsehen.
Das Drehbuch bietet aber auch die zu erwartenden Unebenheiten, doch sowohl Charakterdynamik und Motivationen fühlen sich größtenteils natürlich und rhythmisch an und sorgen dafür, dass es in der knapp zweistündigen Laufzeit des Films nie langweilig wird. Es gibt ein paar Szenen außerhalb von Wakanda, aber der Film als Ganzes spielt innerhalb der Stadtmauern und zentriert sowohl über, als auch unter der Oberfläche. Die Zuschauer werden in eine funktionale Welt eingeladen, die durch Metall und Technologie glänzt, aber auch durch Kultur, Sitte und Bürgerlichkeit Leben erhält.
"Black Panther" ist in zwei Dingen mehr als bemerkenswert. Zum einen, weil Wakanda so schön ist und hier der Film vom Produktionsdesign bis hin zur Kostümierung nahezu perfekt aussieht. Es gibt zwar hier und da einige raue CGI-Einschläge, durch die sich aufgrund überhasteter Übergänge und einer zu starken Abhängigkeit vom Green Screen Risse unter der ansonsten atemberaubenden Oberfläche offenbaren, aber dies nur am Rande. Zweitens ist er nicht das große Actionspektakel, was man vielleicht erwarten würde. Es gibt ein größeres Schlachtfeld im Finale, welches schön mit den Kräften des Metalls Vibranium spielt und eine sehr von "Captain America" motivierte und inspirierte Verfolgungsjagd, aber im großen und ganzen konzentriert sich die Geschichte mehr auf den Teil der Erzählung, die wirklich etwas aussagt, als alles in Materialschlachten untergehen zu lassen. Es gibt auch ein paar One-on-One-Kämpfe, die, während sie präsentiert werden, sogar noch einen etwas faden Geschmack hinterlassen, wenn man erkennt, dass diese unglaublich fortschrittliche Utopie ihren Anführer durch Kämpfe bis zum Tod (oder zur Konzession) wählt. Das ist irgendwie... seltsam weil rückständig. Aber okay.

"Black Panther" ist also eine unterhaltsame Mischung aus Vertrautem und Neuem und erzählte eine komplette Geschichte und wird so zu einem hochgradig unterhaltsamen, handwerklich perfektem Blockbuster, der sich vor einer politischen Haltung nicht drückt und trotzdem nicht fehl am Platz in seinem Franchise wirkt. Vor zehn Jahren, als "Iron Man" zum ersten Mal seinen Arc-Reaktor in Gang setzte, hätte die obige Besetzungsliste wie ein Hirngespinst ausgesehen. Aber MARVELs kreatives Risiko - wenn überhaupt, das Studio selbst als solches zählt - haben die komische Angewohnheit, im Nachhinein als sichere Bank durchzugehen. Die Mid-Credits-Sequenz ist tasächlich dann noch eine Botschaft an die Welt, die sogar passt und nicht aufgesetzt wirkt. Was soll man da noch sagen, außer: erneut gewonnen, MARVEL. Chapeau!
8,5/10
Von WALT DISNEY Studios Home Entertainment gab es den Film exklusiv bei zavvi im limitierten Steelbook. Die Erstauflage beinhaltet den Film in 4K, mit Lenticularmagnetcover im Halbschuber.
Quellen:
Inhaltsangabe: Marvel / Disney
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