Mittwoch, 24. April 2019

[KINO] Avengers: Endgame (2019)

https://www.imdb.com/title/tt4154796/

Thanos (Josh Brolin) hat also tatsächlich Wort gehalten, seinen Plan in die Tat umgesetzt und die Hälfte allen Lebens im Universum ausgelöscht. Die Avengers? Machtlos. Iron Man (Robert Downey Jr.) und Nebula (Karen Gillan) sitzen auf dem Planeten Titan fest, während auf der Erde absolutes Chaos herrscht. Doch dann finden Captain America (Chris Evans) und die anderen überlebenden Helden auf der Erde heraus, dass Nick Fury (Samuel L. Jackson) vor den verheerenden Ereignissen gerade noch ein Notsignal absetzen konnte, um Verstärkung auf den Plan zu rufen. Die Superhelden-Gemeinschaft bekommt mit Captain Marvel (Brie Larson) kurzerhand tatkräftige Unterstützung im Kampf gegen ihren vermeintlich übermächtigen Widersacher. Und dann ist da auch noch Ant-Man (Paul Rudd), der wie aus dem Nichts auftaucht und sich der Truppe erneut anschließt, um die ganze Sache womöglich doch noch zu einem guten Ende zu bringen...

Mit einem bloßen Fingerschnippen lies im Jahr 2018 Thanos und MARVEL die Fans im Regen stehen. Einfach so. Fassungslos verließen Zuschauer den Saal. Hatten wir das tatsächlich gerade gesehen? "Avengers: Infinity War" endete mit einem der bösesten Cliffhanger aller Zeiten. Ein Jahr Warten hieß es nun, bis der zweite Teil der Infinity-Saga, "Avengers: Endgame" in die Kinos kommen sollte. Um den Titel rankten sich lange Zeit Spekulationen, doch schließlich sollte Doctor Strange recht behalten, als er sagte "Jetzt sind wir im Endspiel." / "Now we're in the Endgame." Es ist vermutlich kaum zu glauben, aber es ist unheimlich schwer, eine spoiler-freie Rezension zu "Avengers: Endgame" zu verfassen, doch dies ist sie. Und, ehrlich gesagt, sollte man auch diese Rezension wahrscheinlich trotzdem immer noch nicht lesen, sofern man den Film noch nicht gesehen hat.

Je weniger man über "Avengers: Endgame" weiß, desto eher wird man den Film genießen können, denn die Trailer verraten rein agr nichts über das, was man serviert bekommt - was gut (und in letzter Zeit vor allem selten geworden) ist. Natürlich hätten man nun auch keine Rezension dieses Films angeklickt, wenn man nicht wissen wöllte, wie MARVELs Superhelden-Geschichte, das auf einem Jahrzehnt an Filmen aufbaut, beschaffen ist, aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass "Avengers: Infinity War", mehr als jeder "Star Wars"-Film ist "Avengers: Endgame" wirklich eine Geschichte, die erlebt werden muss. Am besten ist, man vergisst all die Beeinflussung an vagen Teaser-Trailern, die perfekt kalibrierten Interviews und irgendwelche Leaks und lässt sich einfach mitreißen, denn MARVEL liefert mit diesem Film eine passende und überraschend poetische Belohnung für die Infinity Saga.


Was man von "Avengers: Endgame" mitnehmen kann, hängt - und das muss man ehrlich sagen - viel davon ab, in wie weit man mit den vorigen einundzwanzig Filmen des mächtigen MCU verbunden ist, was man daraus mitgenommen und behalten hat. Es ist nicht nötig, diese Filme oder gar ihre Handlung zu kennen, um "Avengers: Endgame" zu verstehen, aber dieser Film verbindet unfassbar viele Teile, Filme und Situationen, dass sich manch einerfragen könnte, woher und warum und die, die sich mit diesem Universum bestens auskennen, bekommen einen so unfassbar guten Fan-Service, dass es einem mehr als nur einmal die Tränen in die Augen trebt. Insgesamt ist "Avengers: Endgame" ein Film, der das gesamte Wissen über das MCU in vollem Umfang belohnt.

Über den Film lässt sich nun auch wenig sagen, ohne zumindest auf seine Wendungen einzugehen, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass "Avengers: Endgame" ein kleines Wunder an Überraschungen ist, sowohl was die Erzählweise als auch den logistischen Ehrgeiz angeht. In "Avengers: Infinity War" sprach Thanos von der Notwendigkeit eines Gleichgewichts, und "Avengers: Endgame" erreicht dieses Ziel mit überraschender Zuversicht. In den geschickten Händen der Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely und der Regisseure Joe und Anthony Russo bewegt sich der Film zwischen Drama und Komödie, Action und SciFi und bietet neben einigen der düstersten und emotional aufrichtigsten Szenen in der Geschichte der MCU auch ein paar der witzigsten und nachdenklichsten. Hier gibt es etwas weniger witzige Momente als in "Avengers: Infinity War", aber der Films selbst ist doch heiterer und oft freudiger, als man es von einer Geschichte erwarten könnte, die mit den Folgen von Thanos Fingerschnipsen beginnt.



"Avengers: Endgame" ist ein Film, der sich anfühlt, als wäre er von Fans für Fans gemacht worden - bis zu dem Punkt, an dem einige Szenen zweifellos als regelmäßiger Fanservice bezeichnet werden können. Es ist jedoch schwierig, diese Momente als zynische Verstrickung zu sehen, so sehr wie verdiente und effektive Hommagen an die Momente, Charaktere und Beziehungen, in die der interessierte Zuschauer in den letzten elf Jahren so hineingewachsen ist. Mehrere Szenen wirken wie eine Comicseite, die zum Leben erweckt wird, und dies ist eine äußerst aufregende Erkenntnis, die einen dazu zwingt, die schiere Reichweite dessen, was MARVEL Studios-Chef Kevin Feige und sein Team zusammengetragen haben, zu erfassen.

Während "Avengers: Infinity War" sein Bestes getan hat, um mit einer riesigen Gruppe von Helden aus verschiedenen Bereichen und noch unterschiedlicheren Orten zu jonglieren, die die gesamte MCU-Geschichte abdeckt (mit teilweise etwas gemischten Ergebnissen, je nachdem, wen man fragt), ist es kein Spoiler zu sagen, dass "Avengrs: Endgame" seinen Fokus folgerichtig auf die ursprünglichen sechs Avengers (mit einem Hilfe von den anderen Überlebenden) legt, wobei jeder einen wohlverdienten Moment - oder mehrere - im Scheinwerferlicht erhält. Die Kosten für das Ableben so vieler Charaktere sind hoch, aber es zahlt sich hervorragend aus. Markus und McFeelys Skript erlaubt einige unerwartete Entwicklungen bestimmter Helden, darunter auch einige Entscheidungen, die sicherlich unübersehbar waren, aber Fans der heiligen Dreifaltigkeit der MCU, Iron Man, Captain America und Thor, sollten viele ikonische Momente finden, um zufrieden den Saal zu verlassen, auch wenn einiges ganz bitter schmeckt. Das heißt nun auchnicht, dass andere Charaktere nicht gleichermaßen ausschlaggebend sind. Zur gleichen Zeit haben mehrere Helden weniger zu tun, als man vielleicht erwarten würden, aber wenn man das MCU als Ganzes und eine potenzielle Zukunft in Betracht zieht, könnte man sehen, warum sich die Autoren entschieden haben, diesen speziellen Weg von 14.000.605 Möglichen zu beschreiten, die hätten gegangen werden können.


Es wurde viel aus dem epischen Film mit einer Dauer von 181 Minuten gemacht, aber wenn man bedenkt, wie dicht die Atmosphäre ist (und "Avengers: Endgame" packt wirklich viel in diese übergroße Laufzeit ein), fühlt sich das Tempo beim ersten Anblick straffer an als bei "Avengers: Infinity War". Die Hauptkritik (oder zumindest das einzige, über das man in breitem Sinne diskutieren könnte, ohne irgendetwas zu verderben), die sich gegen Avengers richtet, ist, dass Endgame dasselbe Problem hat, welches auch die meisten anderen MARVEL-Filme bisher ebenso geplagt hat: eine übermäßige Abhängigkeit von überproduzierten CGI-Schlachten, die trotz allem zu groß und zu aufwändig in der Inszenierung sind und man kommt nicht umhin zu sagen, das dies in betäubende Pixel-auf-Pixel-Orgien übergeht. Das ist alles beeindruckend, ohne Frage, und sieht auchnoch brachial-grandios aus, aber hier fehlt an mancher Stelle das Herz. Der Film enthält mehrere eindrucksvolle Versatzstücke, die die Handlung effektiv mit emotionalen Einsätzen begründen, und sie erweisen sich als einige der Höhepunkte der Erzählung, aber wenn sich der Fokus auf eine größere Leinwand erweitert, geht etwas von der Dringlichkeit und Klarheit verloren. Glücklicherweise behält ein Großteil der Geschichte einen klaren Fokus und bestimmte Ziele bei, die unsere Helden verfolgen müssen. Dies gibt "Avengers: Endgame" einen Impuls und eine Dichte, die es selbst in den ruhigeren, mehr von den Charakteren bestimmten Momenten antreibt.


In diesen Momenten, in denen "Avengers: Endgame" hervorragend ist, kann man - so episch wie manche Kampfsequenzen auch sein mögen - auch Einblicke in die mentalen Zustände unserer Helden erhalten, auf eine Weise, für die wir in früheren Team-Ups selten Zeit hatten. Es gibt Pausen für Trauer, Schuld, Liebe und Sehnsucht, was letztendlich die eskalierende Aktion umso lohnender macht.

Aber die größte Leistung von "Avengers: Endgame" ist vielleicht, wie es unser Verständnis und die Wertschätzung der Filme, die ihm vorausgingen, vertieft. Dies ist wirklich ein Höhepunkt für ein komplettes Franchise, nicht nur eine Lösung für den Cliffhanger von "Avengers: Infinity War". Auch wenn man nun weiß, dass das MCU dank der bereits in Entwicklung befindlichen Prequels, Fortsetzungen und Spin-Offs in der einen oder anderen Form fortbestehen wird, lässt sich nicht leugnen, dass dies das Ende einer Ära ist - nicht nur für unsere Helden, sondern für eine Generation von Fans, die gewachsen sind und sich verändert haben und mit ihnen ihre eigenen Familien geschmiedet haben. Das Endgame mag der letzte Film sein, in dem Stan Lee erscheint, aber dank dieser unauslöschlichen Charaktere und der Schauspieler, die sie mit Leben erfüllt haben, fühlt es sich an, als sei sein bedeutendes künstlerisches Erbe in guten Händen.


Zusammenfassend ist "Avengers: Endgame" ohne Zweifel der ehrgeizigste, emotionalste und ergreifendste Film des Marvel Cinematic Universums, der es zudem schafft, mehr als ein Jahrzehnt Storytelling in einem selbstbewussten (und meist kohärenten) Höhepunkt zusammenzubringen - eine Hürde, über die viele andere Blockbuster-Franchisen in ihren letzten Zügen stolpern, straucheln und stürzen.

Dies wird unweigerlich jahrelange heftige Debatten unter den Fans provozieren, und ein übermäßiges Vertrauen auf unordentliche CGI-Action wird einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber in Bezug auf Herz und Seele hält "Avengers: Endgame" nichts zurück. Dies war vielleicht nicht der einzige Weg für MARVEL, das erste Kapitel seiner weitläufigen Superhelden-Saga zu beenden, aber wenn er mit 14.000.605 möglichen Ergebnissen konfrontiert wird, gelingt es ihm, eine überraschende und befriedigende Sache zu sein. Schlicht und ergreifend grandios.

9,5/10

Von WALT DISNEY STUDIOS gab es die 4-teilige Filmreihe exklusiv bei BestBuy in einem Metall-Slipcase, welches die 4 Filme auf 4K Ultra-HD Blu-ray im Steelbook enthielt.


Quellen
Inhaltsangabe: Marvel / Disney

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