Sonntag, 6. Februar 2022

인랑 - Illang - Inrang - Illang: The Wolf Brigade (2018)

https://www.imdb.com/title/tt3967878/

In der nahen Zukunft haben Nord- und Südkorea angekündigt, sich wiederzuvereinigen. Eine sieben Jahre andauernde Vorbereitungszeit soll den Weg dafür bereiten, doch eine rebellierende Terror-Sekte will die Vereinigung unter allen Umständen verhindern. Und auch eine mächtige geheime Regierungsorganisation hält wenig von den Plänen und sabotiert diese. Doch offiziell ist die Regierung natürlich dafür. Eine Elitepolizei soll daher Jagd auf die Terroristen machen. Doch als einer der Polizisten (Dong-won Gang) mitansehen muss, wie sich eine Rebellin vor seinen Augen in die Luft sprengt, beginnt er sein bisheriges Vorgehen zu hinterfragen… und wird so zum Staatsfeind.

Mamoru Oshiis Original aus dem Jahre 1995 ist ein atmosphärisches, klischeeloses Animemeisterwerk und durch und durch Anti-Faschismus, Anti-Gewalt. Die Geschichte, die es erzählt, handelt von Trauma, Intrigen und kompletter Abstumpfung. Das südkoreanische Live-Action-Remake des gleichnamigen Anime-Klassikers "Jin-Roh" heißt nun "Illang: The Wolf Brigade" und symbolisiert mit dem Märchen-Motiv vom bösen Wolf und Rotkäppchen die Grausamkeit der Menschen, die sich wie Raubtiere benehmen. Er nutzt dieses Motiv als eine Parabel über die Schwierigkeit einer Wiedervereinigung zweier Länder (hier der koreanische Nord-Süd-Konflikt). Eine Neuinterpretation dieser Geschichte ist nicht prinzipiell verkehrt, denn zeitlose Gültigkeit ist eine der Stärken von "Jin-Roh". Erzählt als dystopischer ScienceFiction-Film in einer alternativen Realität, wo zwei zentrale Figuren diese Spannungen darstellen. Obwohl die Realverfilmung sich inhaltlich (besonders am Ende) sehr weit vom Original entfernt, das düstere Worldbuilding wird beibehalten und mit fetten Sounddesign, aufwendigen Kampfszenen und edlen Bildern, die das Anime zitieren bzw. kopieren, potenziert. 

Bei der Charakterentwicklung versagt die Neuinterpretation aber leider völlig. Nicht nur, das die gut choreographierte und teilweise erfrischend, kompromisslose Action - bis auf ein paar klischeehafte Momente in der Mitte - auf die Dauer eintönig und seltsam mechanisch wirkt, der Film ist trotz seiner enormen Länge und Schauwerten seltsam leblos. Unnötig verkompliziert erzählt und mit Figuren gefüllt, die völlig farblos wirken, verliert der Zuschauer zunehmend das Interesse an den Geschehnissen. Stoisch wankt das zentrale Paar durch den Film. Eine Verbindung ist zwischen ihnen nie zu spüren, obwohl sie der humanistische und emotionale Kern der Geschichte sind. Das melodramatische Ende ist nur eine Behauptung. Und so geht der Abwärtstrend vom ehemals begnadeten Regisseur Kim Jee-woon, der mit "I Saw The Devil", "The Good, The Bad, The Weird" und "A Tale Of Two Sisters" so gute Filme im Repertoire hat, weiter. "Illang: The Wolf Brigade" sieht optisch gut aus, ist aber kalt und hat eigentlich wenig zu sagen.

5,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix

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