Mittwoch, 16. Februar 2022

Kadaver (2020)

https://www.imdb.com/title/tt11284280/

Eine Nuklearkatastrophe verursacht eine Hungersnot. Leonora (Gitte Witt) und Jacob (Thomas Gullestad) kämpfen zusammen mit ihrer Tochter Alice (Tuva Olivia Remman) ums Überleben. Da kommt es den Dreien gelegen, dass das örtliche Hotel Überlebende ins Haus einlädt, damit diese einem Theaterstück beiwohnen und eine Mahlzeit zu sich nehmen können. Vor Ort präsentiert der Hoteldirektor Mathias (Thorbjørn Harr) das gesamte Hotel als Bühne. Die Gäste erhalten Masken, damit sie sich von den Schauspielern unterscheiden. Die Sache wird jedoch unheimlich, als immer mehr Zuschauer verschwinden. Die Grenze zwischen Inszenierung und Realität verschwindet immer mehr. Schon bald ist der dreiköpfigen Familie klar: In dem Hotel geht es nicht mit rechten Dingen zu. 

"Kadaver" ist ein gutes Beispiel für einen Film, der seinen finalen Twist schon im Titel trägt. Das ist reichlich dämlich und sichert auch dem letzten Zuschauer nach einer halben Stunde Sehzeit das Endergebnis fest zu. Dabei beginnt der Film äußerst vielversprechend und lässt den Verlauf mit enormer Spannung erwarten, als nach einer verheerenden, nicht näher definierten nuklearen Katastrophe in Norwegen Hungersnot herrscht und eine dreiköpfige Familie die Einladung annimmt, in einem noblen Luxushotel an einem interaktiven Theaterstück teilzunehmen, bei dem am Ende ein Festmahl lockt.

Die Neugierde ist geweckt, Türen werden einen Spalt geöffnet, Fragen treten auf und die Hoffnung auf ein Genrehighlight wird initiiert. Das hohe Niveau kann jedoch nur von der formvollendeten Optik, mit der visuellen Gegensätzlichkeit zwischen der grauen, zerstörten, trostlosen Welt und dem farbenfrohen, einladenden Hotel sowie die darstellerischen Leistungen und die musikalische Untermalung gehalten werden. Im Gegenzug dazu stören die derbe Unglaubwürdigkeit, die mikrigen Ekelszenen, die vielen Logikfehler, die fehlenden Emotionen und das schlussendlich doch relativ langweilige Drehbuch ohne große Spannungskurve. Einige Ideen wären gar nicht verkehrt gewesen, doch es wird entweder viel zu wenig oder rein gar nichts aus ihnen gemacht. Seltsamerweise kommt das eigentliche Thema am Ende viel zu kurz, weshalb man durchaus von vertaner Chance und verschenktem Potenzial reden kann. Auch besonders subtil geht es nicht zu, weswegen man das Ganze schnell durchschaut. Auf überraschende Drehungen und Wendungen wartet man vergeblich und wirkliche Höhepunkte in Sachen Action und Horror sind unauffindbar. "Kadaver" ist damit und unterm Strich keine völlige Zeitverschwendung, aber die endzeitliche, gelegentlich surreale Gesellschaftsparabel ist auch nicht der ganz große Wurf, denn zum Schluss fehlt es auch noch an jeglicher Kreativität, dem Zuschauer einen Abgang zu servieren, der ihm im Gedächnis bleibt. Schade.

5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix

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