Samstag, 12. Februar 2022

Habermannův mlýn - Habermann's Mill - Habermann - Habermann: Eine Liebe im Schatten des Krieges (2010)

https://www.imdb.com/title/tt1380799/

"Habermann" erzählt die Geschichte von einer moralisch anständigen Familie, die in den finsteren Zeiten des Zweiten Weltkrieges tief hinein gerissen wird in einen verhängnisvollen Strudel aus Neid, Verrat, Hass und Gewalt. Die Familie von August Habermann (Mark Waschke) betreibt seit Generationen ein Sägewerk. Er scheint sein privates Glück gefunden zu haben, als er die Halbjüdin Jana (Hannah Herzsprung) heiratet. 1938 aber wird das Sudetenland dem Deutschen Reich angegliedert. Sturmbannführer Koslowski (Ben Becker) überzieht das ganze Dorf mit seinem Terror... 

Die deutsch-tschechische Koproduktion um das Schicksal der Sudeten bemüht sich sichtlich um eine ausgewogene Darstellung. Die Filmemacher führen daher eine ganze Reihe an Figuren ein und geben ihnen ein Gesicht. Doch das unkonzentrierte Drehbuch, das unendlich lange Zeit braucht, um all die Figuren einzuführen, strapaziert schnell die Geduld des Zuschauers. Darüber hinaus geraten die meisten Figuren zu holzschnittartigen Charakteren. Obwohl sich die Darsteller redlich bemühen, ihren Rollen Leben einzuhauchen, bekommen die wenigsten von ihnen genügend Entfaltungsmöglichkeiten. 

Steht im Mittelpunkt von "Habermann" insbesondere der persönliche Konflikt, in den der junge deutsche Unternehmer gerät, so wechselt der Film vielfach die Perspektive: In einer Episode steht seine Frau Jana im Mittelpunkt, die vom SS-Mann begehrt und auf deren Verweigerung hin von diesem verhaftet wird, in einer anderen Augusts jüngerer Bruder Hans, der sich gegen den ausdrücklichen Willen seines Bruders für den Fronteinsatz freiwillig meldet, in wiederum einem anderen Abschnitt der deutsche Arbeiter im Sägewerk, der mit der SS gemeinsame Sache macht und Kollegen verrät. Die wenig überzeugende Regiearbeit zeigt sich außerdem auch in kleineren, aber bezeichnenden Filmfehlern, etwa in dem nagelneuen Teddybären, den Habermanns kleine Tochter Melissa auf dem Arm trägt, als sie ins KZ deportiert wird und der weiterhin wie neu aussieht, als sie 1945 befreit wird.

Trotz dieser dramaturgischen Schwächen bringt die klassische, unaufgeregte Kameraführung von Juraj Herz’ "Habermann" Licht in ein bisher filmisch unaufgearbeitetes Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte, ist aber unterm Strich einer jener Filme, die viel wollen, aber wenig erreichen. Dass ein Spielfilm mit maßgeblicher tschechischer Beteiligung nicht nur das Leid der tschechischen, sondern auch das der deutschen Bevölkerung schonungslos zeigt, ist der besondere Verdienst von "Habermann". Mit einem Aufrechnen von Schuld und Leiden oder gar mit einer revisionistischen Haltung hat dies aber nichts zu tun und auch die Möglichkeit, ein zwar heikles, aber auch wichtiges Thema deutsch/ tschechischer Geschichte filmisch interessant umzusetzen, wurde bedauerlicherweise vergeben.

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix / Lighthouse

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