Vor sieben Jahren stürzte sich Finns Schwester Anna (Caroline Hartig) in den Tod. Ihre letzten Worte waren eindringlich: "Es darf uns nicht kriegen!" Seit diesem Tag wird der mittlerweile 18-jährige Eliteschüler Finn (Max Schimmelpfennig) von Albträumen geplagt und kämpft gegen seine inneren Dämonen an. Während seine Familie seine Angststörungen nur als Auswirkungen eines Kindheitstraumas abtut, fühlen sich die unheimlichen Ereignisse, die ihn seit dem Tod seiner Schwester einholen, mehr als real an. Von Tag zu Tag häufen sich die übernatürlichen Ereignisse und für Finn ist klar: Das alles kann keine Einbildung sein! Gemeinsam mit seiner besten Freundin Lena (Lea van Acken) will er die mysteriösen Geheimnisse lüften, die an seiner Schule für Angst und Schrecken sorgen. Dabei decken sie eine Verschwörung auf, die größer ist, als sie es sich hätten vorstellen können.
"Das Privileg: Die Auserwählten" startet rasant, äusserst stimmungsvoll und bietet dem Zuschauer genau den richtigen Anreiz, damit man bei der Stange bleibt: ein geisterhaftes Monster, Schreie aus der Dunkelheit, die blutüberströmte Schwester und das verzweifelte Wehren gegen sie, was in einem letalen Nachhelfen mündet, um so dem eigenen Tod zu entrinnen. Dass sich daraus gerade in Kindesjahren eine Psychose entwickeln kann ist nur logisch und so legt "Das Privileg: Die Auserwählten" eine ordentliche Prämisse für einen spannenden Horrofilm, made in Deutschland.
Das Regie-Duo Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde schwankt mit ihrem narrativen Ansatz zwischen Elementen aus Body-Horror, rituellem Sektengedöns, Nebelmonstern, Exorzismus und sogar dem Slasher und verliert dabei auch etwas an Spur. Mit all diesen Elementen ist der Zuschauer bald verwirrt und weiß überhaupt nicht mehr, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Der Film wirkt damit bald hoffnungslos überfrachtet und die nichtssagende Aufösung macht es auch nicht besser. Vor allem, weil einige Elemente, die zu dieser Auflösung führen so eigentlich gar nicht nötig gewesen wären. Es kommt einem so vor, als hätten Fuchssteiner und Schöde bewusst falsche Spuren gelegt, um den Zuschauer an der Nase herumzuführen. Dass man sich dabei aber selbst blöd vorkommt, war dem Duo wohl nicht bewusst. Pilze, die nur auf toten Menschen wachsen, Séancen, bei denen man bloß kein Wort sagen darf, mysteriöse Morde - der Film springt so schnell hin und her und schafft es doch nicht, eine gewisse Kongruenz aufzubauen. Selbst die obligatorische Romanze und die damit verbundene Interaktion zwischen den jungen Erwachsenen, das Herzstück bei standartisierten Horrofilmen, bleibt auf der Strecke.
Das ist gerade deshalb besonders bedauerlich, weil gerade die zentralen Figuren um Dark (Max Schimmelpfennig), Lea (Lea van Acken) und Samire (Tijan Marei) echt stark besetzt ist und zudem spürbar Lust auf Horror haben. Sie genießen wohl auch die seltene Gelegenheit, in einem Genre-Film aktiv sein zu können - selbst wenn die kitschig inszenierte Ménage-à-trois im stillgelegten Schwimmbad wohl eher dem aktuellen Zeitgeist als in dem Moment nachvollziehbaren pubertären Gelüsten geschuldet ist. Die Story indes wird vor allen gegen Ende immer abstruser und baut dann natürlich auch noch eine Fortsetzung auf, so wie es bei Horrorfilmen nicht unüblich ist. Das wirkt trashig, und das ist auch bedauerlich für diesen technisch einwandfreien Film.
Bei "Das Privileg: Die Auserwählten" muss man schon mal ein Auge zudrücken. Einmal, weil deutscher Horror echt selten ist und zudem, weil man spürt, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre, hätte man sich auf ein Thema konzentriert. Dieser wohl unterkühlte, aber überbordender Film ist sicher nicht schlecht, aber hier hätte weniger mehr sein können.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
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