Donnerstag, 24. Februar 2022

八佰 - Ba Bai - The Eight Hundred - The 800 (2020)

https://www.imdb.com/title/tt7294150/

Oktober 1937. In den ersten Monaten des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs verlagern sich die Kämpfe nach Shanghai, eine Stadt, in der ausländische Kolonialmächte eine Hoheit über einzelne Stadtviertel haben, die von japanischen Bomberpiloten der kaiserlich japanischen Armee weitgehend verschont werden und chinesischen Flüchtlingen als Zuflucht dienen. Eine Stadt, in der unter anderem die ausländischen Shanghailänder das Kriegsgeschehen in den umkämpften chinesischen Stadtteilen Shanghais aus sicherer Entfernung von den Konzessionen aus beobachten können, weil unter anderem natürliche Begrenzungen, wie der Fluss Suzhou, für Abstände zwischen den Stadtteilen sorgen. Nachdem die Nationalrevolutionäre Armee (NRA) in der Schlacht von Shanghai mehr als drei Monate lang der japanischen Armee standhielt, erleidet sie derart schwere Verluste, dass sie sich mangels Reserve zurückzieht, da die Gefahr besteht, eingekreist zu werden. Um einen erfolgreichen Rückzug zu gewährleisten, führt Oberstleutnant Xie Jinyuan, auf Befehl von Chiang Kai-shek 452 Soldaten der 88. Division der NRA zum Sihang-Lagerhaus – und dort in einen Kampf gegen die 20.000 Mann umfassende japanische 3. Division. Um die Moral innerhalb der Bevölkerung zu stärken, teilt der Befehlshaber der Verteidigungskräfte, Xie Jinyuan, den Bürgern außerhalb des Lagers wahrheitswidrig mit, dass 800 Soldaten das Lager verteidigen...

"The 800" ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite sind da die Bilder, die nur so vor Details strotzen, seien es die Settings, die Kostüme oder die Momente der Zerstörung. Auch die am Computer generierten Effekte sind auf extrem hohem Niveau und müssen den Vergleich mit großen Hollywood-Produktionen nicht scheuen. Ebenso beeindruckend und auch ziemlich kompromisslos ist die Kriegsaction inszeniert. Mit anderen Worten, rein optisch ist "The 800", der erfolgreichste chinesische Kinofilm 2020, auf jeden Fall ein Kracher und allein deshalb schon einen Blick wert.

Auf inhaltlicher Ebene wird es da schon etwas schwieriger. Wie zu oft in asiatischen produktionen gibt es wieder einmal viel zu viele Figuren, die bis auf wenige Ausnahmen trotz knapp 150 Minuten Laufzeit kaum tiefergehend ausgearbeitet sind. Einen klaren Protagonisten, der den Zuschauer von Anfang an begleitet, gibt es nicht. Das ist dem politischem Atem des Ganzen geschuldet, das Kollektiv zählt eben mehr als der Einzelne. Was prinzipiell ein erstebenswertes Ziel ist, keine Frage - doch der Fokus geht dabei verloren. Zudem gehören die aufopferungsvollen Helden eigentlich der Nationalrevolutionären Armee an, waren also Gegner der Kommunisten. In dem Kontext ist es auch interessant, dass der Film wohl um 13 Minuten gekürzt werden musste, um eben diese Menschen nicht zu positiv darzustellen. Hier ist man leider als westlicher Zuschauer überfordert, da der Film die damaligen Verhältnisse trotz lange Vorspann-Phase (vielleicht absichtlich) nicht so klar darstellt, wie man es sich wünschen würde, was durch die deutsche Synchronisation phasenweise nochmal verschärft wird.

In der zweiten Filmhälfte fließen dann einige schwer erträgliche Szenen in das Werk ein, die über den Hurra-Patriotismus diverser US-Produktionen deutlich hinausgehen, sei es die Schlange der freiwilligen Selbstmordbomber, die sich bildet, nachdem sich ein mit Sprengstoff bestückter junger Mann auf die Gegner geworfen hat oder das Gemetzel um die Flagge auf dem Dach der Lagerhalle. Der dabei häufig ausufernde Pathos ist auch gleichzeitig der Grund, warum der Film etwas zu lang geraten ist und sich immer wieder schleppend anfühlt.

In Erinnerung bleibt bei diesem Film neben der technischen Perfektion aber allein schon das bizarr grausame Szenario: Während im Lagerhaus brutal gestorben wird, herrscht direkt gegenüber auf der anderen Flussseite ein lebhaftes Treiben in den Straßen von Shanghai, Schaulustige aller Nationen beobachten das grausame Gemetzel wie ein Spektakel auf einer Bühne. Hier zeigt sich durchaus der Wahnsinn des Krieges fern von jeglicher Ideologie. Wenn man die Ideologie übrigens einfach mal "übersieht" und "The 800" nur als Kriegsaction-Spektakel betrachtet, könnte man am Ende ein wenig enttäuscht sein, denn eine große finale Schlacht findet nicht statt. Es empfiehlt sich auch eine kurze Information zu den Rahmen des Konflikts. Ohne Vorkenntnisse können dies die paar Erklärungen und Einblendungen nicht ersetzen. Das ist dennoch durchaus sehenswert, auch wenn der Inhalt des Öfteren etwas fragwürdig ist.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid

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