Sonntag, 22. März 2009

[KINO FFFnights] 좋은 놈, 나쁜 놈, 이상한 놈 - Joheunnom Nabbeunnom Isanghannom - The Good, The Bad, The Weird (2008)

http://www.imdb.com/title/tt0901487/

In der Mandschurei der 1930er, einem Land der Gesetzlosigkeit und Revolverhelden, führt das Schicksal drei unterschiedliche Ganoven auf der Suche nach einer mysteriösen Karte zusammen. Und alles beginnt in einem Zug mitten in der Mandschurei. Tae-goo kann durch einen Überfall auf den Zug, als Erster in den Besitz der wertvollen Karte gelangen, doch Do-won und Chang-yi sind ihm bereits dicht auf den Fersen. Do-won, the Good, ist ein gerissener, einsamer Kopfgeldjäger, der sich nicht in die Karten schauen lässt. Chang-yi, the Bad, führt eine Bande knallharter Ganoven an. Er kann es nicht ertragen, den Kürzeren zu ziehen. Tae-goo, the Weird, ist ein scheinbar unbedarfter Zugräuber, der neun Leben zu haben scheint. Do-won und Chang-yi nehmen, jeder auf seine Weise, die Verfolgung von Tae-goo und der Karte auf. Eine wilde Jagd quer durch die Mandschurei, bei der die Karte mehrmals den Besitzer wechselt, beginnt. Doch auch die japanische Armee und asiatische Banditen sind hinter dem Stück Papier her. Wer der drei unterschiedlichen Ganoven kann die Karte in seinen Besitz bringen und den rätselhaften Ort, den sie kennzeichnet, als Erster erreichen? Und wer sind sie wirklich - die seltsamen drei Banditen?

Jee-woon Kim ist schon ein interessanter Regisseur, besitzt er doch die relevanten Tugenden, die einen wirklich erstklassigen Filmemacher auszeichnen sollten. An erster Stelle ist der koreanische Ästhet nämlich ein Tausendsassa, der sich genrespezifischen Kopfzeilen gänzlichen entziehen kann und erwartungsgemäß immer wieder neue Gefilde austestet, um ihnen einen eigenen Stempel aufzudrücken. Dazu schafft Kim es mit enormer einer Stilsicherheit, einer altbackenen Thematik einen ansprechenden Glanzton zu verpassen, ohne sich in dramaturgische Sackgassen zu manövrieren oder sich in seiner formalen Wertbeständigkeit in eine forcierte wie prätentiöse Abstellkammer des internationalen Kinos zu gelangen. Ein charakteristisches Merkmal in Jee-woon Kim bisheriger Vita ist, dass er ausgedienten Inhalten genau den restaurierten Drall verleiht, die den Zuschauer genau von dieser verschlissenen Tatsache ablenkt - ohne ihn durch plumpe Taschenspielertricks hinter das Licht zu führen.

Wenn es also heißt, dass Jee-woon Kim dem geliebten Western-Motiv in einem eigenen Film die ehrenwerte Aufmerksamkeit gezollt hat, dann dürfte kein Filmfan die Hände vor dem Gesicht zusammenklatschen. Nein, Jee-woon Kim hat mit seiner Neo-Action-Western-Hommage "The Good, The Bad, The Weird" erneut bewiesen, dass er in Sachen inszenatorischer Finesse zu den ganz großen Kalibern des asiatischen Kinos zählt, eben weil die leibeigene Fingerfertigkeit nicht nur in eine stereotypische Korsage gezwängt wurde, die ihre eigenen Grenzen nie austestet - oder sogar überquert, sondern weil Kim sich immer an neue Ufer begibt und sein umfassendes Talent zunehmend verdeutlicht. Wer allerdings Hoffnungen auf einen eigenständig funktionierenden Film hegt, der sich nur einem althergebrachten (Genre-)Plateau widmet, um seine eigenen Ideen zum Tragen zu bringen, der täuscht sich dennoch: "The Good, The Bad, The Weird" ist vielmehr eine rasante und von Anfang bis Ende actiongeladene Akkumulation der essenziellen Versatzstücke des Italo-Western. Wie der Titel schon verlauten lässt, war vor allem Sergio Leones prägender Klassiker "Zwei glorreiche Halunken" ("The Good, The Bad And The Ugly") maßgebliches Vorbild in Kims Motivation den Film umzusetzen. Wer nun denkt, dass Kim sich allein vor Sergio Leones ikonisierender Westernromantik ausbreitet und Clint Eastwood als wortkargen Anti-Helden ein Denkmal schnitzt, der liegt nochmals falsch. In "The Good, The Bad, The Weird" stecken unzählige Versatzstücke, die von Steven Spielbergs Abenteuerreihe "Indiana Jones", über Sergio Corbuccis tiefschwarzer Western-Schlammschlacht "Django" und Quentin Tarantino Rache-Epos "Kill Bill Vol.1" reichen.

Es hapert - wenn man schon Kritik am wilden Partystarter üben möchte - Kims Narration und strukturierter Formierung ganz klar an cinephiler Autarkie. Soll heißen: So ziemlich jede Szene, oder jeder Ausgang einer Szene, arbeitet auf eine Ehrerbietung oder Anspielung vergangener Klassiker hin, die ihre memorablen Momente von den großen Regietitanen wohldosiert in das Gesamtkonzept gestreut bekamen und nicht wie Kim, in allen 5 Minuten einen großen Knallkörper zu zünden versuchen. Und doch ist "The Good, The Bad, The Weird" weitaus unterhaltsamer und dem Neo-Western liebevoller auf die Pelle gerückt, als es vorher jemals ein anderer geschafft hat. Kim ist sich vollkommen darüber im Klaren, dass er hier nur einen Zwischenstation in seinem Schaffen kreiert, die keinerlei Mehrwert besitzt und sich ihrer No-Brainer-Mentalität vollkommen bewusst ist. Was Kims Werk in seiner unermüdlichen Zitierwut aber über die gesamte Laufzeit eindrucksvoll aufweist, ist ein enormes Tempo, welches in ihrer zügellosen Art einfach keinerlei Längen aufkommen lässt und den Zuschauer in das bleihaltige Geschehen in der von Wirrungen und Irrungen gezeichneten Mandschurei der 1930er Jahre einbindet. Kim steigert sich dabei von Shootout zu Shootout und lässt nicht nur seine Vorbilder im reanimierten Licht erstrahlen, sondern auch seine handwerkliche Meisterklasse, die sich an den verschiedensten Orten - ob in den kahlen Weiten der Mandschurei, einer tosender Lokomotive oder einem von engen Gassen dominierten Städtchen - immer wieder wunderbar entfalten kann. Da zählt es nicht, dass die Landschaftspanoramen ohne allegorisches Profil auskommen oder dass die Charaktere vollkommen eindimensional geschrieben wurden und sich in ihrer Stilisierung jeder Grauzone kaltschnäuzig entziehen. "The Good, The Bad, The Weird" ist eine hervorragend inszenierte Stimmungskanone, die nicht fordern will, sondern erfolgreich unterhält.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Splendid

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