Die NASA treibt mit der "Ares 3"-Mission die Erforschung des Mars voran. Die Astronauten Mark Watney (Matt Damon), Commander Lewis (Jessica Chastain), Rick Martinez (Michael Peña), Chris Beck (Sebastian Stan), Alex Vogel (Aksel Hennie) und Beth Johanssen (Katie Mara) sind auf dem roten Planeten gelandet, inklusive eines Fahrzeugs und eines Habitats, in dem die Forscher leben und Nahrung herstellen können. Doch ein Sandsturm droht die mitgebrachte Technik samt ihrer Einwohner hinwegzufegen, so dass Commander Lewis den Befehl zum sofortigen Aufbruch gibt. Weil ihn seine Crew für tot hält, bleibt der Botaniker Mark Watney auf dem unwirtlichen fremden Planeten zurück. Vorerst ohne Möglichkeit zur Kommunikation und mit beschädigter Ausrüstung versucht er, die wenigen ihm zur Verfügung stehenden Mittel so einfallsreich wie möglich zu nutzen. Und tatsächlich gelingt es Watney, der Erde zu signalisieren, dass er noch lebt. Die NASA unter Direktor Sanders (Jeff Daniels) beginnt, die Rettung des "Marsianers" zu planen. Parallel dazu startet Watneys Crew eine eigene, riskante Mission, ihn heimzuholen…
Ganz im Gegensatz zu Regisseur Ridley Scotts letztem Ausflug ins All ("Prometheus"), schickt "Der Marsianer" den Zuschauer bewusst nicht auf eine in ferner Zukunft liegende, denkwürdige Reise zu unerforschten Welten und rätselhaften außerirdischen Rätseln, er bleibt viel mehr zeitlich und räumlich ganz nahe an aktuellen Themen und nimmt sich die bereits seit langem als nächster logischer Schritt der Raumfahrt geltende Etappe vor: eine bemannte Erforschung des Mars. Und der Film ist sich dabei der Tatsache durchaus bewusst, dass dieses Thema heute natürlich und aus der Perspektive eines klassischen, technikaffinen Science-Fiction-Streifens niemanden mehr ernsthaft hinterm Ofen hervorlockt und kommt konsequenterweise viel mehr einerseits als eine launige Reflektion über die Unzulänglichkeit der aktuellen Raumfahrttechnologie sowie andererseits als ein ironischer und leicht romantischer Blick auf die Vergangenheit daher - denn immerhin muss Watney auch auf Technik zurückgreifen, die bereits seit einigen Jahrzehnten von einer gewissen vergangenen Marsmission auf dem roten Planeten vor sich hinstaubt. Ähnlich wie "Gravity" transportiert so auch "The Martian" ein (im Kontext eines Science-Fiction-Films) realistisches bzw. glaubwürdiges und zugleich sehr pragmatisches Technikbild, das einerseits weder naiv-optimistischen Pathos verströmt und sich nicht im Staunen über phantastische Erfindungen oder technischer Wunder ergeht, noch andererseits kritisch bzw. warnend in die Zukunft der Menschheit projiziert, sondern die Technik ganz geerdet als das sieht, was sie zunächst ist: ein Werkzeug des Menschen. Ein also durch und durch otimistischer und vor allem positver Film.
Dass "Der Marsianer" ein erfreulich bodenständiger Weltraumfilm ist, zeigt sich auch darin, dass das direkt nach der den Film einleitenden Katastrophe ins Zentrum gerückte Gefühl der Einsamkeit und des Verlassenseins, ja im Falle von Watney des Tot-geglaubt-seins, und das robinsonartige, improvisierte Überleben in der sozialen und wirtschaftlichen Abgeschottenheit nur etwa das erste Viertel des Films ausmacht. Relativ schnell ist der Kontakt zur Erde wiederhergestellt und die Handlungsperspektive erweitert sich von Watney auf die beiden übrigen Parteien: die NASA auf der Erde und die Crew der Ares III bzw. die Koordination zwischen diesen dreien. Ein weiterer wichtiger Charakterzug ist die Tatsache, dass der Film immer wieder mit erfrischend leichtem Humor und einem ironischen Zwinkern sich selbst reflektiert (hervorzuheben sind hier natürlich Watneys Videotagebücher, deren Hauptadressat auch unmittelbar der Zuschauer ist) und stellenweise mit einem Schmunzeln auf die Filmgeschichte Bezug nimmt. Ähnlich rückwärtsgewandt ist zudem noch der Soundtrack angelegt, der zum größten Teil aus Disco-Hits der 70er/80er Jahre besteht und einerseits die bereits angedeutete heitere Leichtigkeit des Films unterstreicht, andererseits aber erneut die menschliche Gesellschaft ins Zentrum rückt und den Mars auch musikalisch mit den mitgebrachten (und natürlich ironischerweise zu diesem Zeitpunkt umso mehr gealterten) Kulturerzeugnissen "erdet".
Nicht unterschlagen werden darf bei alledem jedoch, dass der Film bei all dieser Leichtigkeit nie vor sich hinplätschert oder sich gar verliert, da die Handlung von allerhand brenzligen Situationen und einigen Twists jederzeit spannend gehalten wird. Großen Anteil daran hat natürlich Hauptdarsteller Matt Damon. Er spielt die Rolle des Mark Watney, ein Mensch, der sich offensichtlich mit ungewöhnlichen Situationen schnell anfreunden kann, egal wie lebensfeindlich diese erscheinen, perfekt und vor allem glaubwürdig. Gerade auch die positive und lebensbejahende Einstellung ist es auch, die den Film selbst noch mehr hervorhebt.Dennoch wäre es vielleicht auch interessant gewesen, wenn der Film noch ein wenig mehr die Einsamkeit in einer lebensfeindlichen Umgebung und die sich daran anknüpfende Gefühle des Zurückgelassenen erforscht hätte, denn so bleibt letztlich nicht viel von der Andersartigkeit der fremden Welt - der Mars wird mit der inszenierten engen Verschaltung mit der Handlung auf der Erde nicht viel mehr als ein unbequem weit entfernter Außenposten unserer eigenen Welt, die Rettung Watneys mehr eine organisatorische, physikalische Schwierigkeit, die es, noch dazu unter den Augen der internationalen Bevölkerung, zu lösen gilt, statt ein existenzielles, emotionales Problem eines Einzelnen.
Aber dieser Umstand lässt sich auch anders auffassen: Denn hat der Mensch sich den Mars nicht schon in gewissem Sinne - und vor allem gesellschaftlich und kulturell - zu eigen gemacht und wäre es überhaupt noch ein spektakuläres Ereignis, Menschen dort hin zu schicken? Zumindest lässt der Film eine solche Frage zu, denn immerhin richten sich die Augen eines weltweiten Publikums erst dann wie gebannt auf den roten Planeten, als die Mission aus dem Ruder läuft und es einen Menschen zu retten gilt - es sind also zuletzt menschliche Schicksale, die erneut im Zentrum stehen, nicht die Erforschung einer gar nicht mehr so unbekannten Welt.
Aber alles in allem macht "Der Marsianer" das, was er sich vorgenommen hat, richtig gut: nämlich ein kleiner, ironisch-leichter, aber aber nie seicht oder belanglos wirkender - eben ein etwas anderer - Weltraumfilm zu sein. Ähnlich wie z.B. "Moon" (freilich ohne dessen vertrackte Handlung) konzentriert er sich auf seine Stärken und hält sich bewusst klein - und gerade das macht ihn vielleicht sogar auf einer anderen Ebene sympathischer als das nach den Sternen greifende und sich zum philosophisch-poetischen Meisterwerk aufschwingende "Interstellar" (das sich mit Matt Damon und Jessica Chastain gleich zwei Hauptdarsteller mit "The Martian" teilt). Hervorragend.
8,5/10
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