Der fremde Planet, den die Crew des Kolonisationsraumschiffs Covenant erforscht, wirkt paradiesisch: Doch als die Terraforming-Spezialistin Daniels (Katherine Waterston) und ihre Kollegen, darunter der Android Walter (Michael Fassbender), Christopher (Billy Crudup) und Tennessee (Danny McBride), durch die bergige, bewaldete Landschaft laufen, fällt ihnen vor allem die merkwürdige, beunruhigende Stille auf: Kein Vogel ist zu hören – und auch kein anderes Tier. Bald schon merken die Entdecker, dass sie auf einem Planeten gelandet sind, der lebensfeindlicher kaum sein könnte. Blitzschnelle, hochintelligente und Säure-spritzende Aliens überfallen die Covenant-Crew, töten ein Mitglied nach dem anderen. Und dem Rest der Gruppe wird klar: So weit weg von der Heimat sind sie komplett auf sich allein gestellt...
Nach Ridley Scotts einflussreichen cineastischen Meilenstein "Alien", in dem der Regisseur durch die Verschmelzung von Science-Fiction und kammerspielartigen Horror eine völlig neue Dimension des Terrors schuf, war es in der Vergangenheit faszinierend zu beobachten, wie sich das Franchise unter der Führung wechselnder Regisseure verformte. Während die sieben Jahre später erschienene Fortsetzung "Aliens" von James Cameron mit seinem Fokus auf explosive Action einen ähnlich hohen Status in der Filmgeschichte erzielen konnte wie Scotts Ursprung der Reihe, brachte Regisseur David Fincher mit "Alien³" den ersten Sorgenbringer ins Kino. Infolge der problematischen Produktion und der kontroversen Umstände bei der Veröffentlichung wurde "Alien³" immer mehr zu einer Kuriosität unter den Hardlinern der "Alien"-Fans. Der damalige Regiedebütant David Fincher ist heute nicht nur einer der gefragtesten Regisseure Hollywoods, auch sein Erstlingswerk hat heute aufgrund aufgeheizter Gerüchte über kreative Einmischung, verschollene Szenen und sogar einer vollkommen unterschiedlichen Schnittfassung, die angeblich die ursprüngliche Vision Finchers wiederherstellen sollte, Kultstatus erreicht. Viele waren allerdings der Meinung, dass Finchers Werk ernsthaften Schaden davongetragen hatte und erst in der "Director's Cut Version" seine volle Wirkung entfaltet. Mit "Alien: Resurrection", dem vierten Teil der Reihe übernahm der Franzose Jean-Pierre Jeunet, doch er scheiterte, trotz eigenständiger, markanter Ansätze in den Augen vieler daran, dem Todeskampf in den Weiten des Weltalls noch gelungene Facetten abzuringen.

Mit "Alien: Covenant" inszeniert Scott nun die rachsüchtige und verstörende, filmische Antwort, die sich auf höchst bizarre Weise zwischen sämtliche Stühle setzt. Vorsorgliche Bedenken, bei dem Film handele es sich um puren Fanservice, der vor allem auf Anhänger von "Alien" abzielen sollte, verwirft der Regisseur bereits mit einem Prolog, der Michael Fassbenders Figur aus "Prometheus", Android David, gewidmet ist. Mit einer Diskussion zwischen ihm und seinem menschlichen Schöpfer greift Scott die Schöpfungsthematik seines Vorgängers unmittelbar auf, um sie in diesem 10 Jahre später angesiedelten Nachfolger wiederum auf andere Weise weiterzuspinnen. Und handwerklich ist dies auch richtig gut gemacht und in einer Düsternis gestaltet, die stellenweise schon satanische Züge annimmt.

Spätestens hier ist klar, dass sich Scott und seine Drehbuchautoren In "Alien: Covenant" sehr tief in die Mythologie der Xenomorphs graben, was sicher nicht jedem zusagen wird. Die Hintergründe der ikonischen Alien-Rasse, die sich zunächst im menschlichen Körper einnistet, um auf überaus brutal-blutige Art und Weise aus ihm hervorzubrechen, ist eng mit dem gelungensten Handlungsstrang von "Alien: Covenant" verbunden. Für viele Zuschauer, die sich nicht auf den ambitionierten, gewagten, aber eben auch extrem erklärenden Erzählansatz einlassen wollen, könnte dies eine enttäuschende Entmystifizierung eines bisher effektiv gehüteten Geheimnisses zur Folge haben. Im letzten Drittel, in dem Scott Horror und Spannung mit aggressivem Tempo und unnötigem Spektakel verwechselt, bricht dann aber das interessante Potential des Streifens schließlich endgültig in sich zusammen. Die beunruhigenden, langsamen Kamerafahrten, mit denen "Alien" damals durch die dunklen Gänge des Raumschiffs geschlichen ist und an jeder Ecke pures Grauen versprach, weichen gehetzter, wirkungsloser und blutiger Gewalt, einem abstrusen Plottwist, der lange im Voraus ersichtlich ist und zahlreichen Gedächtnismomenten, die nicht ansatzweise an die eindringliche Atmosphäre vergangener Glanzzeiten anknüpfen können.
"Alien: Covenant" sabotiert hierdurch seine eigenen Ambitionen einer innovativen Schreckensvision, indem der Xenomorph-Aspekt nachträglich eingefügt wirkt und etwas zu lieblos abgehandelt wird. Michael Fassbender und die Geschichte(n) seiner Figur(en) sind das einzige, das diesem Film einige Szenen beschert, die wohlig unter die Haut gehen und großen Horror andeuten, der fernab des eigentlichen Alien-Terrors nie aus sich selbst hervorbrechen darf. Der Film ist in jedem Fall aber sehenswert, wenngleich man die Ansprüche etwas herunterschrauben sollte.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Poster/Artwork: Twentieth Century Fox
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