Samstag, 8. Februar 2020

[KINO] Birds Of Prey: And The Fantabulous Emancipation Of One Harley Quinn - Birds Of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn (2020)

https://www.imdb.com/title/tt7713068/

Ex-Psychiaterin und bekennender Baseball-Fan Harley Quinn (Margot Robbie) hat sich gerade frisch von ihrem Freund Joker (in "Suicide Squad" gespielt von Jared Leto) getrennt und sucht in Gotham nach neuen Horizonten. Diese trifft sie bald in Gestalt der Superheldinnen-Truppe "Birds Of Prey", die aus Huntress (Mary Elizabeth Winstead), Black Canary (Jurnee Smollett-Bell) und Polizistin Renee Montoya (Rosie Perez) besteht und in Eigenregie die Unterwelt der Stadt kräftig durchputzt. Obwohl die Ex-Kriminelle und die Selbstjustiz-Truppe sich anfangs nicht so ganz grün sind, schließen sie sich letztlich doch für den guten Zweck zusammen: Verbrecherboss Black Mask (Ewan McGregor) kreuzt nämlich ihren Weg und bedroht mit seinen Schergen wie dem düsteren Victor Zsasz (Chris Messina) die junge Cassandra Cain (Ella Jay Basco), die ihm einen Diamanten gestohlen hat und alsbald von den Birds Of Prey und der quirligen Quinn beschützt werden muss...

Der Versuch ein eigenes, funktionierendes Filmuniversum zu etablieren ist seitens DC mittlerweile gefloppt. Viel besser sind sie damit gefahren ihre dortigen Figuren in individuelle, eigene Filme zu packen – und trotzdem geben sie das filmische Universum nicht vollständig auf. Doch Warner Bros. und das inoffizielle DC-Universum haben seit ungefähr einem Jahr einen guten Lauf. Nach dem "Justice League"-Debakel spielte "Aquaman" über eine Milliarde US-Dollar ein, "Shazam!" bekam flächendeckend positiven Kritiken und "Joker" war nicht nur brachial erfolgreich, sondern sorgte für unfassbare 11 Oscar-Nominierungen. Ob nun der aktuelle "Birds Of Prey" diesen finanziellen Erfolg fortsetzen kann, bleibt abzuwarten; eines ist jedoch sicher: der Film macht durch die bank weg Spaß. Und so soll es auch sein: kein Weltschmerzdrama in TV-Optik, sondern verspielt und herrlich wild und vor allem: wirklich fantastisch inszeniert - "Birds Of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn" zeigt allein in der formalen Abteilung sämtlichem MARVEL-Einheitsbrei den Stinkefinger und ist mit seinem in Neonfarben getunkten Look und seinen tollen Sets (allein das Finale im Vergnügungspark) weitaus mehr Comic-Charakter als seine Konkurrenz.


Der von Margot Robbie mitproduzierte neuste (Anti)Superhelden-Film ist aber auch zweifellos sehr unterhaltsam und actionlastig. Über die recht kurzweilige Laufzeit von 108 Minuten zieht Harley Quinn, frisch getrennt vom Joker, einmal quer gewaltsam und energiegeladen durch Gotham. Unterstützt wird das durch die tollen Performances von Ewan McGregor und eben Margot Robbie, die beide das Herz dieses verrückten und wirren Abenteuers sind.

Daneben punktet die teils wirklich sehr gut inszenierte Action, wodurch man dem Film vom Unterhaltungsfaktor definitiv nichts vorwerfen kann. Gepaart wird das Ganze nämlich noch mit Harley Quinns immer wieder auftretender Off-Stimme und einer witzig-wirren Erzählweise, die deutlich an die "Deadpool"-Filme erinnert (inklusive dem Durchbrechen der vierten Wand). trotzdem wird man als Zuschauer das Gefühl nicht los, dass das DC-Universum immer den zweiten Platz einnimmt. Mit "Suicide Squad" hat man MARVEL's "Guardians Of The Galaxy" kopieren wollen, mit "Justice League" die "Avengers", "Shazam!" war eigentlich ein "Spider-Man: Homecoming"- Verschnitt und "Aquaman" war trotz des neuen und einzigartigen Settings von der Geschichte her streng genommen eine Mischung aus "Thor" und "Black Panther". Nun kam ihnen MARVEL, wenn auch von den ehemaligen Fox-Studios, mit "Deadpool" gefühlt schon wieder zuvor (oder man hat sich ganz bewusst an diesem Konzept bedient). Denn "Birds Of Prey" ist nicht nur ähnlich brutal wie sein Vorbild, sondern durch die anachronistische Erzählstruktur sehr vertraut inszeniert.


Ob man im Schnitt gemerkt hat, dass das Drehbuch eigentlich recht langweilig ist und man den Film deswegen umstrukturiert hat oder ob das tatsächlich ein von vorneherein erdachtes Konzept war, sei dahingestellt. Zumindest kann "Birds Of Prey" schon sehr wirr daherkommen und die Geschichte wirkt insgesamt unausgereift, womit das Drehbuch definitiv der Schwachpunkt des Films ist.

Darüber hinaus hebt er sich allerdings auch überraschend wenig vom direkten Vorgänger "Suicide Squad" ab. Obwohl anzunehmen war, dass Warner Bros. nach "Justice League" eine Art Neustart angeordnet hat, ist es verblüffend, wie kohärent und einheitlich der Film zu "Suicide Squad" ist. Der Look und die Atmosphäre sind überaus ähnlich, die Stimmung der Welt und die Verweise auf den Vorgänger, ja man könnte annehmen, es handelt sich eigentlich um exakt die Spin-Off Fortsetzung, die man auch ohne die schlechten Reviews von "Suicide Squad" und dem Untergang von "Justice League" erwartet hätte. Angesichts so vieler Gemeinsamkeiten und Plagiaterie kann es den Zuschauer schon verwundern, wie positiv dieser Film ankommt. Denn eigentlich verhält sich "Birds Of Prey" wie ein typischer alterer DC-Extended-Universe (DCEU)-Film, mit den immer gleichen Macken: Die Geschichte ist nur mittelmäßig und sehr wirr; der Humor punktet nur ansatzweise; alles ist dennoch recht unterhaltsam, doch insgesamt handelt es sich um ein kleines, ungeschliffenes Durcheinander. Also alles wieder beim Alten möchte man meinen. Und trotzdem ist "Birds Of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn" definitiv besser als bspw. "Suicide Squad".


Die Handlung wurde klein und bodenständig gehalten, die Figuren sind alle sympathisch und das R-Rating ist dieses Mal direkt von Anfang an dabei. Ganz so brutal wie bei "Deadpool“ wird es allerdings nicht. Hier hätte man vielleicht doch noch Eier beweisen und ein Stück weiter gehen können. Die Dunkelheit des DCEU gäbe dies durchaus her. Außerdem kommt die Figur Huntress als einzige in dem ansonsten gut ausbalancierten Ensemble deutlich zu kurz. Zuletzt wäre noch der sehr launige Soundtrack zu nennen, der dennoch einen Tadel verdient hat, denn obwohl die Auswahl der Stücke wirklich perfekt ist, wird die Musik lieblos eingeführt. Anstatt nämlich die Szenerie anständig zu untermalen werden die Songs einfach nur draufgeklatscht.

Damit bleibt am Ende ein Film, der Stärken und Schwächen zu beiden Teilen mit sich führt. Für einen Neustart nach dem leblosen "Suicide Squad" und einer Mitproduzentin Margot Robbie hätte der Zuschauer sicher etwas mehr erwartet. Mittlerweile dürfte im DCEU zwar für jeden Geschmack etwas dabei sein, eine nicht vorherzusehende Auf- und Abfahrt bleibt dieses Cinematic-Universe jedoch wohl auch weiterhin. Mit Action, Witz und den schrägen Schauspieleinlagen hat "Birds Of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn“ definitiv etwas für sich. Dagegen stehen leider eine überaus mäßige Geschichte und durchschnittliche Abfolge von Ereignissen, mit der dieser Film auch ganz schnell zu einem noch größeren Reinfall hätte werden können. Kurzum: Wer Margot Robbies Auftritt als Harley Quinn in "Suicide Squad" mochte, für den ist "Birds Of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn" sicher ein Fest. Allerdings wurde die Beförderung der Antiheldin zur Vorzeigeprotagonistin teuer erkauft, die anderen Figuren bleiben zu blass. Und auch der Film selbst ist trotz seiner betont lockeren, verspielten Art nicht wirklich mutig. Spaßig ist der Einsatz der Frauentruppe, auch sympathisch, beim nächsten Mal darf es aber gerne mehr sein.

6,5/10

Von WARNER BROS. Home Entertainment gab es den Film exklusiv bei zavvi im limitierten Steelbook.

Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

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