Montag, 8. April 2019

[KINO] Shazam! (2019)

https://www.imdb.com/title/tt0448115/

Der 14-jährige Billy Batson (Asher Angel) ist ein Waisenjunge und lebt bei einer Pflegefamilie. Doch als er eines Tages auf einen jahrhundertealten Magier (Djimon Hounsou) trifft, verleiht ihm dieser eine mysteriöse Macht. Fortan kann sich Billy, wenn er das Wort SHAZAM! ruft, in den erwachsenen Superhelden Shazam (Zachary Levi) verwandeln. Plötzlich steckt er nicht nur in dem Körper eines durchtrainierten Hünen, sondern hat nahezu gottgleiche Superkräfte. Überschwänglich und etwas leichtsinnig geht Billy daran, gemeinsam mit seinem Freund Freddy (Jack Dylan Grazer) seine neugewonnenen Fähigkeiten als Shazam auszuprobieren, und tatsächlich ist es gar nicht so einfach, Superstärke, Fliegen und Blitze zu kontrollieren. Doch bald muss er seine Kräfte für mehr einsetzen als die Schule zu schwänzen. Denn in der Gestalt von Dr. Thaddeus Sivana (Mark Strong) naht eine tödliche Gefahr und nur Billy kann den Bösewicht stoppen...

Das hat DC mal wieder gebraucht. Ein gelungener Superheldenfilm, abseits der typischen DC-Dauerbrenner "Batman", "Wonder Woman" und "Superman". "Shazam!" zeigt mit liebenswerter Verspieltheit die Höhen und Tiefen des Superheldendaseins und kann nach einem nahezu desaströsen Beginn (in doppelter Hinsicht) mehr und mehr Punkte sammeln. Da stellt sich nur die Frage: kann man aus dem Genre des Superheldenfilms für uns noch irgendeinen neuen Impuls gewinnen? Vermutlich nicht, allerdings kann man aus dem Bestehenden unter der Verwendung der richtigen Zutaten trotzdem ein wenig Unterhaltung gewinnen und im Falle von "Shazam!" hat dies optimal funktioniert. Dabei überrascht die Story nicht wirklich: es geht um einen Waisenjungen, der quasi aus dem Nichts übermenschliche Kräfte erhält. Allerdings beschließt er damit nicht gleich die Welt zu retten, sondern erst mal jede Menge Spaß damit zu haben. Das ist dann auch gleich das bemerkenswerte und beeindruckende an diesem Film: er besitzt eine kindliche Ausstrahlung, eine Leichtigkeit und einen frechen Spaßfaktor, der zu einem unglaublich unbeschwerten Gefühl führt wie man es zuletzt beim ersten "Spider-Man"-Film zu sehen bekam und welches in seiner Gesamtheit sehr an "Big" erinnert. Da dies auch noch mit frischen unverbrauchten Darstellern geliefert wird und einem absolut humorigen Grundton macht der Film in der Tat einen unglaublichen Heidenspass.

Denn seitdem Christopher Nolan seinen "Batman" an ihren für beide Seiten produktiven dunklen Ort gebracht hat, war das filmische Superuniversum in DC so ernst wie ein Grab. Es gab Ausnahmen, kleinere Lichtschimmer inmitten dieses Schicksals. Außerhalb des animierten Bereichs waren die Geschichten und die Stimmung jedoch unangenehm, wobei sogar die Farbtöne, von trüb bis schwarz inmitten von violettem und wässrigem Blau, dies zu betonen wussten. Angesichts dessen ist das helle, knallige Rot des Superhelden-Kostüms in "Shazam!" ein frühes Warnzeichen, das wie ein Matador-Umhang so offensichtlich ist, dass hier und jetzt die trostlose und grimmige Weltuntergangsstimmung ihr Ende findet. Es ist eine schöne Abwechslung für einen Mega-Comic auf Großleinwand, wenn nicht sogar eine revolutionäre Veränderung für DC. Es gibt immer noch viel Product Placement und die üblichen langwierig, überforderten Kämpfe, Ka-Pow und Ka-Boom. Diese werden jedoch über den charmant-luftigen Rächer in Strumpfhosen geliefert, der einst als DC's "Captain Marvel", a.k.a. der mächtigste Sterbliche der Welt, bekannt war, oder wie viele Kinogänger vermutlich dachten: "Wer?".

Die Antwort erscheint stückweise in "Shazam!", einem weiteren Film über einen Superhelden mit "kleineren" Identitätsproblemen. Hier beginnt die Geschichte um das geteilte Selbst mit Billy (Asher Angel), einem Waisenjungen mit Herz, Liebenswürdigkeit und einer herzzerreißenden Geschichte. Er ist auf einer Mission, seine Mutter zu finden, eine Reise, die - wie manchmal bei ähnlichen Quests - zu einer Ersatzfamilie führt. Und dann ist da ein uralter Zauberer namens - ta-da! - "Wizard" (Djimon Hounsou), der seine magischen Kräfte an Billy weitergibt. Zurück auf der nicht ganz so magischen Erde entdeckt Billy, dass er über große Kräfte verfügen kann, indem er das Wort "Shazam!" ausspricht, was ihn zu einem Helden in einem Erwachsenenkörper (Zachary Levi) macht. Wenn sich das bekannt anhört - der Retter, der erfährt, dass er für Großartiges gedacht ist -, liegt es daran, dass die Figur dazu gedacht war, mit "Superman" zu konkurrieren. Da Shazam jedoch nicht so bekannt ist wie "Superman", ist er mit den Erwartungen der Fans, dem Schicksal der Welt und den damit verbundenen auteuristischen Bestrebungen nicht so belastet. Die Filmemacher (Henry Gayden schrieb das Drehbuch, Regie führte David F. Sandberg) halten sich an die heroische Vorlage, was bedeutet, dass es einen Regulationsschurken (den immer verlässlichen Mark Strong) mit obligatorischen Schemata gibt. Das ändert nichts daran, dass sich das Aufeinandertreffen der beiden etwas konstruiert anfühlt.

Natürlich kann ein Franchise auf dem Spiel stehen, auch wenn man bedenkt, wie oft der Film die Namen "Batman" und "Superman" fallen lässt. Er kann auch scheinbar nicht anders, wenn die gesamte DC-Filmwelt auf dem Spiel steht. Und vielleicht ist "Shazam!" ein Risiko, nur weil er ein ungewohnter Held in einem völlig überfüllten Feld ist. Gegründet 1939 und ursprünglich "Captain Marvel" genannt, war er ein Hit, der Fans wie Elvis Presley hatte, der sich anscheinend seinen Vorläufer und seinen Blitz vom Comic geliehen hatte. Aber aus rechtlichen Gründen wurde "Captain Marvel" eingelagert, um später von DC als "Shazam" wiederbelebt zu werden. (MARVEL Comics, DCs langjähriger Gegner, schaffte es, den Vornamen der Figur für den Helden, der derzeit von Brie Larson in "Captain Marvel" gespielt wird, zu kennzeichnen). Der neue Film wischt sich schnell von der alten "Shazam"-Geschichte rein, zuerst mit Billy, einem sympathischen, wenn auch etwas melancholischen Unfugmacher, der bald zu einem ansprechenden Protagonisten wird. Die Eröffnungsszene, an der ein paar selten dämliche Polizisten beteiligt sind, wirkt so uralt wie ein Bowery Boys-Film, vielleicht absichtlich. Danach entwickelt sich alles schnell zu einem einfachen, alltäglichen Rhythmus, wenn Billy zu neuen Pflegeeltern zieht und in ein etwas chaotisches Haus, die von vielen verschiedenen Kindern bevölkert wird (unter anderem von Jack Dylan Grazer). Das Haus wird von Rosa und Victor (Marta Milans und Cooper Andrews) liebevoll beaufsichtigt und bietet eine gemütliche Atmosphäre, Wärme und Geborgenheit, die sich ebenso ungezwungen wie die Mischung aus Ethnien und Rassen anfühlt.

Sobald Billy preisgibt, dass das Zauberwort sein übergroßes Alter Ego auftauchen lassen, nimmt der Film eine glückliche Wendung und umarmt zufrieden seine eigene Identität als leichte, witzige und bescheidene Unterhaltung. Levi ist vor allem für seine Fernsehrollen bekannt, lässt sich aber leicht für die große Leinwand skalieren. Er kann wie ein muskulöserer, härterer John Krasinski aussehen; als "Shazam" ist Levi jedoch ein reiner Zeichentrickfilm, von seinen Stiefeln bis hin zu seiner glatten Frisur. Wie eine Ken-Puppe aus Plastik und hübsch. Er ist die ideale, absurde Figur, an die man einen altmodischen Helden mit einem satinierten Cape mit hohem Kragen und einem dicken gelben Pfeil hängen kann, der auch noch suggestiv nach unten zeigt.

Der Pfeil ist ein blinzelnder Witz und so subtil wie die Anspielung auf die Körper-Tauschkomödie "Big" mit Tom Hanks. Es ist auch eine Erinnerung an Billys größere menschliche Reise, eine Metamorphose, die humorvoll bleibt, erkennbar unbeholfen, selbst wenn er sein Inneres zu einem heroischen Leben zwingen will. Angels Performance bildet die Grundlage für die Figur - und hält ihn an die Realität gebunden, während Levi Shazam mit einer ausgelassenen Verspieltheit hochheben lässt, die die Freude an Billys extremer Transformation ebenso wie die anhaltende jugendliche Benachteiligung und das damit verbundene Übermaß vermittelt. Es ist so eine Sache, das Böse zu bekämpfen, aber Shazams atemberaubende, lockere, unstimmige Körperlichkeit erinnert daran, dass es genauso schwer ist, sich selbst in den Griff zu bekommen. Und der Rest ist dann auch wieder Superheldenkino von der Stange aber damit nicht gleich langweilig: wenn der von Mark Strong verkörperte, finster dreinblickende Schurke eine Art Geister-Armee, bestehend aus den sieben Todsünden befehligt, reicht dies bei so einem Film für ein paar effektvolle Kämpfe, erfindet aber das Genre nicht neu. Wie dieser alberne überdrehte Held ins restliche Superhelden-Universum von DC eingegliedert werden soll ist allerdings nicht klar, da er als eigenständige Nummer absolut wunderbar funktioniert aber mit den düsteren DC-Helden, die bislang präsentiert wurden, restlos inkompatibel erscheint. Man darf gespannt sein.

7,5/10

Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film auch als "Limited 2-Disc-Edition" mit Ultra HD Blu-ray und Blu-ray im Steelbook.


Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

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