Sonntag, 16. Februar 2020

A Single Man (2009)

https://www.imdb.com/title/tt1315981/

Der Uni-Professor George (Colin Firth) leidet zutiefst unter dem Verlust seines Freundes Jim (Matthew Goode), der bei einem Autounfall starb. Er trifft die Entscheidung, sich zu erschießen. Doch zuvor will George noch einige Dinge erledigen. Er leert seinen Büroschreibtisch, schreibt gleich mehrere Abschiedsbriefe, legt die Kleidungsstücke zurecht, in denen er beerdigt werden möchte, bedenkt seine Haushälterin mit ein paar hundert Dollar und trifft noch einmal einige der Menschen, die in den vergangenen Monaten und Jahren zu seinem Leben gehörten. Darunter sind seine langjährige Freundin Charley (Julianne Moore) und sein Student Kenny (Nicholas Hoult)…

George Falconer hat ein wunderschönes Haus in Los Angeles, ein schickes Auto und genug Geld, um in maßgeschneiderten Anzügen herumzulaufen. Er hat eine gute Beziehung zu seinen Nachbarn, wird von seinen Mitmenschen wertgeschätzt und seine Schüler hängen förmlich an seinen Lippen. Und dennoch ist es offensichtlich, dass all das nicht wichtig ist. Denn George ist einsam. Jeden Tag seit acht Monaten schon wird er von dem Tod seines Liebhabers Jim heimgesucht. Trotz seiner scheinbar engen Kontakte, sogar seiner jahrelangen Freundschaft zu der in mehreren Hinsichten gleichgesinnten Charley, fühlt er sich leer und unsichtbar. Er hat den absoluten Tiefpunkt erreicht. Es muss sich etwas ändern? Aber in welche Richtung? Mit welchen Ziel? Und warum eigentlich? Hat es überhaupt einen Sinn?

"A Single Man" wirkt wie eines dieser schönen, viel zu kurzen Romane, die man am Strand während des Urlaubs liest und dann plötzlich gar keine Lust mehr hat, irgendetwas zu machen, weil sich die Traurigkeit wie eine Decke über einen gelegt hat und einen zu Boden drückt. Er ist bittersüß und schwer; kein Film, den man so nebenbei am Dienstagabend nach einem stressigen Arbeitstag gucken möchte. Wer auf einen lebensbejahenden, optimistischen Streifen hofft, liegt hier leider daneben. Auch die Musik greift dieses hoffnungslose Gefühl gut auf. Ein Streichorchester untermalt die trostlosen Szenen pulsierend und schwer, wie Wellen des Schmerzens.

Ein ganzer Tag, vierundzwanzig Stunden, wird aus der Sicht Georges erzählt, einem stiller Romantiker. Die Farben gleichen sich seiner Gefühlslage an: Brauntöne, wenn er glaubt, am Ende seiner Kräfte zu sein. Wenn er Momente der Hoffnung und Liebe erlebt, dann sehen wir die Szenen selbst durch eine rosarote Brille. Doch das Gefühl der Trostlosigkeit ist allgegenwärtig. Selbst in seinen guten, schönen Momenten hat der Film stets einen bitteren Nachgeschmack. So herzzerreißend und teilweise anstrengend dieses Baden in Selbstmitleid und Trauer auch nach einer Laufzeit von etwa eineinhalb Stundne sein mag, ist es nicht so ganz aus dem Nichts hergeholt. In eingen Artikeln von englischsprachigen Onlinezeitschriften wird der Zusammenhang zwischen Homosexualität und Selbstmordraten beleuchtet. Darin wirde erwähnt, dass die Wahrscheinlichkeit bei LGBT-Mitgliedern weitaus höher liegt als bei Heterosexuellen. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass es in einigen Ländern immer noch mit den Tod bestraft wird, sondern auch an anderen, unbewussteren Arten der Unterdrückung oder gar eigener Homophobie und Unsicherheit. Auch wenn wir heutzutage noch nicht den Punkt der vollkommenden Akzeptanz erreicht haben, sah es in den 60er Jahren (dem zeitpunkt des Films) noch weitaus schlimmer aus. Für George bedeutet das, in einigen Punkten unsichtbar sein. Und ohne seine große Liebe, der wohl sein Seelenverwandter sein musste, ist es von Einsamkeit nicht weit entfernt.

"A Single Man" ist vielen Punkten eine Liebeserklärung an die Liebe und des Lebens, in seiner Realitätsnähe aber deshalb auch genauso deprimierend und erschütternd. Eben einer dieser traurigen Filme, die man nicht allzu häufig schauen möchte, auch wenn sie noch so schön anzuschauen waren.

7,5/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen