Montag, 17. Februar 2020

狄仁傑之通天帝國 - Dí Rénjié Zhī Tōngtiān Dìguó - Detective Dee: Mystery of the Phantom Flame - Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen (2010)

https://www.imdb.com/title/tt1123373/

Im Jahr 689 soll Wu Zetian (Carina Lau) zur ersten Kaiserin Chinas gekrönt werden. Zur Feier des Tages hat sie den Bau einer 66 Meter hohen Buddha-Statue in Auftrag gegeben. Als der Bauleiter plötzlich in Flammen aufgeht und der Polizeiminister, der den Fall untersuchen sollte, es ihm wenig später gleich tut, streiken die Arbeiter aus Angst, sie könnten die nächsten sein. Wu Zetian entschließt sich, den einst von ihr höchstpersönlich eingesperrten, aber mehr als kompetenten Detektiv Dee (Andy Lau) zu befreien, um die mysteriösen Vorkommnisse aufzuklären.

Obwohl sich die Macher dieses in der Wuxia-Film-Tradition stehenden Werkes nicht wirklich entschliessen konnten, ob sie lieber einen Wuxia-Krimi, einen Martial-Arts oder doch besser einen klassischen Eastern abdrehen wollten, ist insgesamt ein sehr unterhaltsamer Streifen entstanden. Tsui Harks Comeback ins Fantasy-Kino der späten 80er, a la "Chinese Ghost Story" überrascht. Die Tendenzen ins europäische Kino sind unverkennbar. Ein absolut irrer, sinnbefreiter und urchinesischer Wuxia-Krimi zwischen "Sherlock Holmes" (zumindest Elemente daraus, ohne dabei mit der pedantischen Genauigkeit und Tiefe behandelt zu werden) und "Indiana Jones", gewürzt mit etwas "Tiger & Dragon" und "Kung Fu Hustle". Klingt irre, ist es auch. Die Handlung gibt nicht allzuviel her, ist stellenweise etwas lückenhaft und unlogisch und ein wenig zu lang ist der Film auch. Aber handwerklich ist er für eine chinesische Produktion einfach phänomenal. Ein wuchtiger Soundtrack, tolle Kamerafahrten, aufwendige Kulissen und Kostüme, eine tolle Wire-Fu-Choreo (mit Sammo Hung als Action Director) und mehr als solide Schauspieler.

Der Film beruft sich übrigens auf die historisch belegte Figur des Di Rénjié, der von 630 bis 700 lebte und unter der Kaiserin Wu Zetian verschiedene Posten, unter anderem als Kanzler innehatte. Die im Film gezeigte Geschichte ist aber frei erfunden und hat ausser dem historischen Rahmen keinerlei Bezug zur Figur. Schaut man sich dieses mit grossem technischen Aufwand erstellte Werk unvoreingenommen und ohne Erwartungshaltung an, wird man von der abenteuerlichen und phantastischen Handlungsverläufen unweigerlich mitgerissen. Teilweise ist der Film recht CGI-lastig, aber nie so sehr, dass es stört, was vor allem auch daran liegt, dass die Effekte für asiatische Verhältnisse sehr gut gelungen sind. Klar, die 220-Meter-Statue sieht in keiner Szene glaubhaft aus, aber wenn der Film eines nicht sein will, dann glaubhaft.

Wer einen glaubhaften Historienfilm mit einer vernünftigen Story und handfesten Faustkämpfen sucht, ist eindeutig im falschen Film. Wer allerdings die Wuxia-Fantasy-Streifen der späten 80er und frühen 90er mochte und eine modernisierte Krimi-Version von "A Chinese Ghost Story" ohne die Poesie, aber mit viel Action und tollen Schauwerten sehen will, dem ist "Detective Dee" trotz der Alibi-Handlung und der leichten Überlänge uneingeschränkt zu empfehlen. Vielleicht kein Meisterwerk, was hier Hark Tsui geschaffen hat, aber beste Unterhaltung "Made in China". Anders als in vielen seiner jüngeren Filme erschlägt er den Zuschauer nicht mit Ideen, sondern beschränkt sich darauf, einen netten Abenteuerfilm mit einem gut aufgelegten Andy Lau und einem interessanten politischen Unterton zu erzählen. Bitte mehr davon.

7/10

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