https://www.imdb.com/title/tt1025100/
Henry Brogan (Will Smith) ist ein Weltklasse-Attentäter, der sich in den
Ruhestand begeben will. Da setzt sein ehemaliger Vorgesetzter Clay
Verris (Clive Owen) plötzlich einen gefährlichen Assassinen auf ihn an,
der sich als Henrys eigener, im Geheimen erzeugter und vor allem viel
jüngerer Klon (ebenfalls Smith, aber aus dem Computer) entpuppt. Es
entbrennt ein ebenbürtiges Duell zwischen dem menschlichen Original und
seiner Kopie, in dem beide immer den nächsten Schritt des jeweils
anderen zu kennen scheinen. Brogan wird dabei von der Regierungsagentin
Danny Zakarweski (Mary Elizabeth Winstead) und seinem Kollegen Baron
(Benedict Wong) beim Überleben unterstützt, während sein Klon in eine
Identitätskrise stürzt. Werden die Profi-Killer den tödlichen
Teufelskreis durchbrechen können, den der undurchsichtige Verris in Gang
gesetzt hat?
Ang Lee hat bereits mit "Life Of Pi: Schiffbruch mit Tiger" gezeigt, dass er auf technischer Ebene gerne die Muskeln spielen lässt. Ebenso verhält es sich bei "Gemini Man". Mit 120 Bilder pro Sekunde gedreht (die Norm liegt hier eigentlich schon seit Jahren unverändert bei 24 Bilder pro Sekunde, erst Peter Jackson brachte mit "Der Hobbit"-Trilogie die High-Frame-Rate (HFR) mit 48 Bildern pro Sekunde ins Spiel) verspricht "Gemini Man" also ein wesentlich flüssigeres und schärferes Bild als alle bisherigen Kinofilme. Das macht das Bild zwra in gewisser Weise "klinisch", doch gerade für einen Actionfilm in 3D zahlt sich die neue Technik sehr gut aus. Vor allem in Slow-Motion Aufnahmen entgeht einem so kaum mehr auch das noch so kleine Detail. Jeder Wassertropfen, jede Welle auf dem Meer, jeder Chip, der aus einer zerplatzten Chipstüte fliegt, kann genauestens erfasst werden.
Der zweite große Technik-Clou, mit dem "Gemini Man" auftrumpft, ist Will Smiths jüngeres Ich, das per Motioncapture-Verfahren komplett digital entstanden ist. Und es sieht einfach fantastisch aus. Wobei es hier schon sehr auf die Belichtung des jüngeren Spiegelbilds ankommt. So lässt bei unechtem Licht oftmals, wenn auch verhältnismäßig dezent, erkennen, dass die Figur nicht echt ist und auch bei penibler Betrachtung der Augenbewegungen merkt man, dass da etwas nicht ganz richtig läuft. Das bricht die Illusion zwar etwas, aber ist in dem Umfang noch absolut zu verschmerzen und bei weitem weniger auffällig wie es zum Beispiel noch bei "Rogue One: A Star Wars Story" war. Doch so sehr "Gemini Man" auf technischer Ebene auch zu überzeugen vermag, so sehr misslingt es ihm auf inhaltlicher Ebene. Dabei stellt sich hier die generelle Frage: Ist es in Ordnung, wenn sich ein Film offenkundig und ohne großen Hehl fast ausschließlich einzig und allein auf seine Optik und Technik verlässt? Für welche Cineasten ist dieser dann zu empfehlen? Und wie ist das Ganze letzten Endes zu werten? Man kann sich richtig schwer damit tun.
"Gemini Man" kann man grundsätzlich jedem Action-Fan und Technikfanatiker da draußen ans Herz legen, und auch für den "normalen Kinogänger" ist Ang Lees Streifen gewiss eine Sichtung wert. Doch dass die schmackhafte Optik hier durch die fade Erzählweise so unnötig verwässert wird, kann man ebenso wenig außer Acht lassen. "Gemini Man" ist ein solider Actionthriller mit ein paar Sci-Fi-Elementen, allerdings auch erschreckend seicht für einen Film von Ang Lee. Selbst die Klon-Thematik wurde in Michael Bays actionlastiger Hetzjagd "Die Insel" tiefgründiger behandelt, als es hier der Fall war. Mehr als unfreiwillige Komik bringt der Film in diesem Zusammenhang kaum zustande. Inhaltlich bewegt man sich hier also auf ziemlich dünnem Eis, ist eisern geradlinig, generisch, vorhersehbar und lässt so etwas wie Charaktertiefe oder Vertiefen der durchaus anregenden Klonthematik fast vollständig vermissen. Dafür überzeugen die, verhältnismäßig rar gesäten, Actionsequenzen, und diese sind, dank der erhöhten Bildrate, flüssig, einnehmend und erfreulich wenig zerschnitten. Gerade die Verfolgungsjagd und der Kampf mit Motorrädern waren da definitiv ein nennenswertes Highlight. Auch die jüngere Version von Smith sah, von ein oder zwei kleineren Ungereimtheiten abgesehen, in denen sich das Akzeptanzlücke zu Wort meldet, verdammt gut aus. Mal schauen wo die Reise da zukünftig noch so hingehen mag.
Henry Brogan hätte auch gegen jeden anderen Feind kämpfen können. Immerhin gelingt es dem Film sein Tempo halbwegs hochzuhalten, die Actionszenen sind gut und rasant inszeniert und leiden allenfalls etwas unter der niedrigen Alterseinstufung. Der Cast wirkt größtenteils verschwendet, mit Mary Elizabeth Winstead kann man zwar immer punkten, genau wie mit Clive Owen, doch mehr als Rollen aus dem Baukasten hat man ihnen nicht zugestanden. Das gilt zwar auch für Will Smith, aber der hat sich in jüngerer Vergangenheit derart oft blamiert, dass ihm diese kleine Fingerübung gegönnt sei. "Gemini Man" macht einiges neu und eigentlich doch wieder überhaupt nichts. Das ist besonders schade, da man somit hier die Chance verpasst hat, die bahnbrechende Technik mit einer ansprechenden Geschichte zu garnieren. Der Streifen ist inszenatorisch und technisch top, schauspielerisch und vom Pacing her solide, doch die Geschichte bleibt leider weit hinter ihren Möglichkeiten und ist verdammt zweckdienlich. Ob man selbst nun für einen Actioner so viel Wert auf eine ausgeklügelte und nicht allzu einseitige Geschichte legt, muss jeder selbst entscheiden. Die zwei Stunden vergingen jedenfalls wie im Flug und waren, trotz der vorhandenen Kritik, unterhaltsam, kurzweilig und grundsolide - kurzweilige Action für Zwischendurch ohne den geringsten Nährwert. Bei dem Cast und der Regie eigentlich viel zu wenig.
6,5/10
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