Sonntag, 2. Februar 2020

Long Weekend (1978)

https://www.imdb.com/title/tt0079482/

Für ein Wochenende fahren Peter und Marcia an die australische Küste, fernab der Zivilisation - nur sie, das Meer, der weiße Strand und die Wildnis - ein Traum. Doch dieser wird sehr schnell zum Alptraum. Das Paradies verwandelt sich nach und nach zur leibhaftigen Hölle. Unheimliche Geräusche, dunkle Schatten im Meer und das bedrohliche Verhalten der Tiere steigert die innere Unruhe der beiden. Hysterisch beginnt Peter auf alles zu schießen, was sich bewegt. Marcia dreht durch und flüchtet mit dem Auto, um dem Wahnsinn zu entkommen, aber das undurchdringbare Dickicht gibt den Weg nicht frei. Verzweifelt versucht sie, zu Fuß weiterzukommen. Da fällt plötzlich ein Schuss...

"Long Weekend" hat sich seinen Ruf als kleiner Klassiker durchaus verdient, denn der Film bietet echt mal andere Horrorkost, die man am ehesten Freunden vom Tierhorror empfehlen kann. Was der Film richtig gut macht, er erzeugt ein absolut unangenehmes Gefühl. Und zwar schon von Anfang an, als man die beiden Protagonisten kennenlernt und in jeder Szene sieht, dass zwischen den Eheleuten kaum noch was zu kitten ist. Das Gefühl verstärkt sich dann noch, wenn sich die Natur gegen die beiden zu wenden scheint und hält bis zum Ende an. Dafür sollte man allerdings auf die eher ruhige und subtile Herangehensweise stehen und es simpel mögen. Simpel ist der Film nämlich absolut, dafür aber auch richtig effektiv. Der Horror in Colin Egglestons "Long Weekend" ist die meiste Zeit über nicht sichtbar, sondern schleicht sich in Form von mal ohrenbetäubenden, mal nervlich beklemmenden Geräuschen auf der raffiniert gestalteten Tonspur in die Psyche des Betrachters ein.

Scheinbar unbedeutende Aufnahmen verschiedener Tiere in der freien Natur, das Geräusch eines platzenden Adlereis, ein in der Packung verschimmeltes Hähnchen oder bedrohliche Silhouetten im Meer. In "Long Weekend" wird der ohnehin bereits vorbelastete Camping-Urlaub eines Pärchens, das ständig in laute Streitereien verfällt und kurz vor der Scheidung steht, zum Albtraum, in dem die Natur den Urlaubern die Hölle auf Erden bereitet. Man könnte Egglestons Werk leicht als plakativen Öko-Horror bezeichnen, der den rücksichtslosen Menschen, die auf Bäume einhacken, angezündete Zigaretten in Büsche werfen oder mit dem Jagdgewehr ein Tier nach dem anderen erlegen, eine gnadenlose Quittung erteilt. Viel besser funktioniert der Film aber in Verbindung mit der zentralen Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren Peter und Marcia. Eggleston öffnet angeknackste Psychen, unbehandelte Traumata und lautstarke Konflikte, um die wiederkehrend angespannte Situation zwischen dem Paar in regelmäßige Schockmomente zu kleiden.

Die Story wurde gut geschrieben, die Darsteller spielen ordentlich und nur die Figurenzeichnung hätte man etwas besser gestalten können. Dafür gibt es eine sehr dichte Atmosphäre und fast nur Kurzweil. "Long Weekend" fällt unter die Kategorie von Slow-Burnern, die sich leise und unauffällig durch subtile Spuren des Terrors fortbewegen und dabei geschickt zwischen trügerischer Wahrnehmungsvernebelung und realen Tatsachen balancieren. Gegen Ende krallt sich der Film aber abschließend noch im Kopf des Betrachters fest, mit einer derart trockenen, fiesen sowie verstörenden Einstellung, wie man sie selten zu sehen bekommt.

7/10

Von TURBINE Medien kommt der Film im auf 1.000 Stück limitierten Mediabook auf BD in HighDefintion.

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