In der Romanverfilmung Der Nebelmann von Donato Carrisi verschwindet die 15-jährige Teenagerin Anna Lou, Tochter eines religiösen Ehepaares, spurlos aus einem italienischen Alpendorf. Jahrzehnte zuvor verschwand schon einmal ein Mädchen spurlos vom Erdboden. Der unkonventionelle Sonderermittler Vogel (Toni Servillo) rückt an, um den Fall mit medienwirksamen Methoden zu klären. In dem vermeintlichen ruhigen Örtchen stößt er auf einige Dorfbewohner, die sich äußerst verdächtig verhalten und muss daraufhin inmitten des großen Medienspektakels, das um das Verschwinden herum entsteht, den Überblick behalten, während es allerhand halbgare Spuren gibt – denn nahezu jeder Bewohner des Dorfes ist verdächtig...
Dass Romanautoren hin und wieder auch die Drehbücher schreiben, wenn eines ihrer Werke verfilmt wird, das kommt immer mal wieder vor. Dass sie zusätzlich auch die Regie übernehmen, das ist hingegen eine echte Seltenheit. Donato Carrisis "Der Nebelmann", welches auf seinem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 2015 basiert, ist so eine Seltenheit. Doch "Der Nebelmann" offenbart vor allem zum Ende hin viel zu viel vergedeutes Potential. Dabei ist die Kulisse ansprechend, der Cast gut gewählt und die Stimmung einnehmende dröge. Doch all dies wird viel zu wenig genutzt. Dazu kommt erschwerend, dass die Handlung dann doch arg konstruiert wirkt, gerade so, als wäre dem Autor gegen Ende die Luft ausgegangen und er hätte sich mit Hängen und Würgen über die Ziellinie gerettet.

Carrisi gelingt es dabei sehr schön, dass sowohl Täter wie auch Jäger lange im sprichwörtlichen Nebel verborgen bleiben. Er stiftet sogar noch ein bisschen zusätzliche Verwirrung, indem er die Geschichte in eine Rahmenhandlung packt, die Jean Reno als einen befragenden Psychologen enthält. Richtig viel trägt das dann zwar nicht zum ansonsten chronologisch vorgetragenen Inhalt bei. Es erlaubt aber zumindest eine stärker subjektive Perspektive, indem Vogel selbst zum Erzähler wird. Ein Erzähler, bei dem man selbst schnell skeptisch wird, ob er denn nun die Wahrheit sagt. Der Fall selbst rückt da manchmal etwas in den Hintergrund, die Auflösung ist auch nicht annähernd so komplex wie das ganze Drumherum. Trotzdem ist der Film für Krimifreunde eine Empfehlung wert.
7/10
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