Die nicht allzu weit entfernte Zukunft: Androiden, also menschlich erscheinende Roboter, haben unseren Alltag erleichtert, indem sie unsere Wäsche wuschen oder sonstwie im Privathaushalt eingesetzt waren. Diese Zeit der Bequemlichkeit nahm ihr Ende, als ein globaler Kurzschluss in den Gehirnen der Androiden für einen radikalen Wechsel ihres Verhaltens sorgte: Die Roboter zogen gegen die Menschen in den Krieg und wir hatten wenig bis gar keine Chancen. Ein halbes Jahr nach dem Krieg versuchen zwei Studenten, Georgia (Chloë Grace Moretz) und Sam (Algee Smith), nach Boston zu gelangen. Von dort soll sie ein Schiff nach Asien und damit in Sicherheit bringen. Doch der Weg ist gefährlich, da an jeder Ecke Roboter lauern können. Und Georgia ist im neunten Monat schwanger. Es könnte jeden Moment zur Entbindung kommen...
Chloë Grace Moretz ist eine Darstellerin mit einer seltenen emotionalen Stärke. Sie schafft es, ihren Charakteren ein spürbares Gefühl von Souveränität zu verleihen, das mit etwas tiefgreifend und unantastbar Verletzlichem verbunden ist. Vielleicht ist es diese ausdrucksstarke Darbietung, die sie zu einer perfekten Besetzung für Genrefilme macht, egal ob sie die blutgetränkte "Carrie" oder das taffe Hit-Girl spielt. In Anbetracht ihrer Begabungen und ihrer Filmografie als junge Schauspielerin fragt man sich jedoch, warum sie nicht ein viel größerer Filmstar ist. Vielleicht hat das mit der Qualität der Projekte zu tun, an denen sie mitwirkt. Denn für jeden "Suspiria" scheint sie einen grauenhaften oder glanzlosen "Mother/Android" in ihrem Lebenslauf zu haben. Dieser Film von Drehbuchautor und Regisseur Mattson Tomlin ist nämlich nur ein leerer und langweiliger postapokalyptischer Sci-Fi-Thriller, der irgendwann in der nahen Zukunft spielt, in der Amerika von einem tödlichen und gewalttätigen Aufstand künstlicher Intelligenz überrollt wird. Und das Beste an diesem Film ist Moretz' furchtlose, vollwertige Leistung als die junge und hochschwangere Georgia, die versucht, sich und ihr Baby auf einer gefährlichen Reise an der Seite ihres Freundes Sam (Algee Smith) zu retten.
Wenn der Film doch bloß ihre Bemühungen würdigen könnte, denn er Film beginnt vielversprechend auf einer Weihnachtsfeier, bei der Georgia und Sam in einem Badezimmer eingeschlossen sind und auf mehrere positive Schwangerschaftstests starren. In dieser Version der Zukunft ist es allgegenwärtig, dass sich Maschinen mit menschlichem Aussehen als Kellner unter die Gäste aus Fleisch und Blut mischen. Eine von ihnen funktioniert kurzzeitig nicht richtig und wünscht einem abreisenden Gast fälschlicherweise ein fröhliches Halloween. Dieser kleine Hinweis auf die bevorstehende Apokalypse genügt in der Welt von "Mother/Android", die daraufhin einen Zeitsprung macht, und genau deswegen in dieser frühen Phase gravierende Mängel im Wordlbuilding offenlegt. Oft wird vom Zuschauer verlangt, die neue Realität, in der sich Sam und Georgia befinden, für bare Münze zu nehmen und ja nicht zu hinterfragen, wie Georgia überhaupt angesichts ihres Zustands weiterhin so schnell reisen kann. Doch dies ist nur eines der unlogischen Dinge in diesem Film. Schnell erfährt man, dass das Duo auf dem Weg nach Boston ist, zu einer sicheren Kolonie von Amerikanern, die relativ geschützt vor den Androiden in ihrem "Niemandsland" leben. Natürlich gibt es auf dem Weg dorthin einige brenzlige Situationen, über zusammengewürfelte Siedlungen mit misstrauischen Bewohnern bis hin zu dem Eigenbrödler Arthur (Raúl Castillo), einem Computeringenieur, der Georgia mit einem von ihm erfundenen Anzug das Leben rettet, die Menschen für die Wahrnehmung der Androiden unsichtbar machen soll. Da ihr Freund irgendwann in Gefangenschaft gerät, vertraut sich Georgia Arthur an und wacht in einem bequemen Krankenhausbett in Boston auf, unter der Obhut der vermeintlich sicheren Kolonie.
Doch jeder, der Filme wie "28 Days Later" gesehen hat, wird die Wendung schon von weitem erahnen - wenn sich etwas zu gut anfühlt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch. Aber die Vorhersehbarkeit ist nicht einmal das größte Problem von "Mother/Android", der generell unter einer gewissen Ziellosigkeit leidet. Im letzten Akt des Films ist man schockiert über das Desinteresse an Georgia oder an dem, was mit ihr geschieht - und das nach einem tränenreichen Pre-Finale, welches den Zuschauer und vor allem Eltern tief berühren kann. Dabei hat die visuelle Gestaltung des Films Schwung und das kollektive Engagement der Schauspieler eine Menge Herz, aber "Mother/Android" fühlt sich unterm Strich wie ein fader Mischmasch aus verschiedenen Genres mit vergesslichem Effekt an.
4/10
Inhaltsangabe: Netflix
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