Mittwoch, 26. Januar 2022

Polar (2019)

https://www.imdb.com/title/tt4139588/

Auftragskiller Duncan Vizla (Mads Mikkelsen), genannt "Der schwarze Kaiser", freut sich eigentlich auf den Ruhestand, dieser wird ihm jedoch durch seinen Chef vermiest. Weil der Knauser Duncans Pension, die sich auf acht Millionen US-Dollar beläuft - immerhin handelt es sich bei ihm um den besten der Besten -, nicht bezahlen will und stattdessen eine Horde Killer auf ihn ansetzt, ist es mit dem Traum von der Rente vorbei. Duncan greift noch einmal zu seinem Arbeitsgerät und räumt mit den Widersachern ordentlich auf. Als seine unschuldige Nachbarin (Vanessa Hudgens) in die Sache hineingezogen wird, sieht der Profikiller dann endgültig rot. Er legt sich mit der gesamten Mörder-Elite Amerikas an. Das Problem: Die neue Generation von professionellen Mördern ist ihm in allem außer Erfahrung über. Die Konkurrenz ist schneller, jünger und vor allem noch um einiges kaltblütiger als es Vizla gewohnt ist - und außerdem haben es alle von ihnen auf ihn abgesehen.

Die Comic-Adaption von "Polar: Came From The Cold" ist also irgendwie seltsam. Zum einen ein völlig überzeichneter, comichafter Actionfilm mit total übertriebener Gewalt und Sexualisierung, zum anderen ein melancholisches, schwermütiges Thriller-Drama. Dabei steht die bunte, fast schon lächerliche Killertruppe im krassen Gegensatz zu der Figur von Mads Mikkelsen, als abgehalfterter, von Schuldgefühlen geplagter, Killer, der mit den Taten seiner Vergangenheit hadert. Dadurch ist "Polar" leider recht zerfasert und ergibt kein kohärentes Ganzes. "Polar", Jonas Åkerlunds erste Netflix-Produktion, wirkt so, als hätten er und sein Hauptdarsteller und Produzent Mads Mikkelsen ihren eigenen "John Wick" drehen wollen. Denn die Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen: ein schweigsamer Auftragskiller als obercool inszenierter Antiheld, der in knüppelharten Actionszenen Heerscharen von Gegnern niedermetzelt und gleichzeitig unter seiner grausamen Vergangenheit leidet. Verbunden wird dies mit teilweise wahnwitziger Kameraarbeit und grellen Neonfarben. 

Dabei nimmt sich Film bei aller Brutalität zum Glück nicht wirklich ernst und das gesamte Machwerk ist durchaus kurzweilig. Die Handlung selbst, die anfänglich ganz passabel und nachvollziehbar aufgebaut wird, ist nach der Hälfte des Films vergessen. Ab dann driftet "Polar" in eine Welt voll wahnwitzigen Stunts, Racheaktionen und roher Gewalt. Die Rollenbesetzung ist einfach gekonnt genial. Mads Mikkelsen bringt das nötige Charisma und die Bad-Ass-Attitüde für seine Rolle mit, auch wenn er dabei nicht groß gefordert wird. Vanessa Hudgens zeigt in der sehr emotionalen Schlussszene, wie viel Schauspieltalent in ihr steckt. Die einzige richtige Fehlbesetzung findet sich bei Matt Lucas, der als Haupt-Antagonist völlig zur Lachnummer verkommt und mit seinem Overacting sogar mehr nervt als zu unterhalten. Katheryn Winnick als dessen kaltblütige Angestellte, die ständig ihr Erscheinungsbild wechselt, kann dagegen mehr überzeugen. Ebenso wie die Darsteller der erwähnten Killertruppe: der Wrestler Robert Maille, die chinesische Schauspielerin Fei Ren, die beiden noch unbekannten Josh Cruddas und Anthony Grant sowie die hierzulande - zumindest bei der jüngeren Generation - durchaus prominente Ruby O. Fee als lasziver Lockvogel. Außerdem sind die häufiger in Actionfilmen anzutreffende Ayisha Issa als Mikkelsens Verbündete, Hollywood-Veteran Richard Dreyfuss als sein ehemaliger Arbeitskollege und sogar kein Geringerer als Johnny Knoxville, in einem amüsanten Auftritt in der Anfangsszene als erstes Opfer der Killer, zu sehen. Hervorzuheben ist außerdem noch der treibende elektronische Soundtrack vom erfolgreichen House-Produzenten und DJ Deadmau5, der die Bilder ansprechend untermalt. "Polar" ist also insgesamt ein zwar handwerklich mehr als überdurchschnittlicher, aber tonal chaotischer Film, der zudem an seiner nicht wirklich mitreißend erzählten Story und der erwähnten eklatanten Fehlbesetzung krankt. Er unterhält zwar als harter, anspruchsloser Actionreißer, aber es wäre wesentlich mehr drin gewesen. Schade. Vielleicht gelingt Åkerlund das aber bei einer etwaigen Fortsetzung.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix

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