Samstag, 8. Januar 2022

Antlers (2021)

https://www.imdb.com/title/tt7740510/

In einer kleinen Stadt in Oregon kommt es zu einer Reihe grausamer Todesfälle, bei denen Menschen zerteilt und zerstückelt aufgefunden werden. Sheriff Paul Meadows (Jesse Plemons) tappt bei den Ermittlungen im Dunkeln. Allerdings muss seine Schwester, die junge Lehrerin Julia Meadows (Keri Russell), erkennen, dass sie den mysteriösen Vorfällen nähersteht als erwartet. Der Vater und der Bruder ihres Problemschülers Lucas (Jeremy T. Thomas) hegen ein tödliches, übernatürliches Geheimnis, das sich seinen blutigen Weg ans Tageslicht bahnt. Die grauenvollen Ereignisse reißen jedoch nicht ab, sondern nehmen weiter zu. Julia bekommt eine Vorahnung, wer oder was hinter den Taten stecken könnte: Handelt es sich bei dem Mörder um eine mysteriöse Kreatur aus den Sagen der amerikanischen Ureinwohner? Gemeinsam mit dem Jungen, den Julia vor weiterem Unheil beschützen will, muss sie auch um ihr eigenes Überleben kämpfen. 

"Antlers", der wohl am meisten erwartetste Horrorfilm des Jahres 2021, versprach allein durch die Trailer ein arg düsterer, ernstzunehmender Eintrag im Creature-Horror-Genre zu werden. Und tatsächlich gibt es so vieles, was "Antlers" vom gewöhnlichen Creature-Horror von der Stange abhebt. Allein die Kameraführung, die tollen Bilder und der stimmige Soundtrack ziehen einen sofort in seinen Bann und unterstreichen eindrucksvoll, dass der Film nicht bloß ein tumber Beitrag sein will. Da ist es gar nicht schlimm, dass der Film im dritten Akt etwas zu sehr in der typische Schema eines Horrorfilms fällt. Hier wird er beinahe unnötig brutal und übertreibt es auch mit JumpScares. Dennoch ist auch dieser finale Akt solide inszeniert und sorgt für einige gute Schock-Momente. Was allerdings in den beiden vorangegangenen Akten geschieht ist das, wovon sich sehr viele Horrorfilme eine dicke Scheibe abschneiden sollten. Die ruhigen und leisen Töne sind die stärksten Aspekte von "Antlers", einem Film der ganz genau weiß, wie man Spannung aufbaut.

Doch das wirklich überzeugende an diesem Film sind die Charaktere. Dem Film gelingt es nämlich, vernünftige Figuren mit Tiefgang zu kreieren. Alle wichtigen Figuren in diesem Film werden derart gut beleuchtet, dass man ihre Motivation immer gut nachvollziehen kann. Hauptdarstellerin Keri Russell spielt eine sehr beeindruckende Lehrerin, die ihren Job voll und ganz versteht. Besonders ihre Bindung zu ihrem Bruder Paul, der von Jesse Plemons herausragend verkörpert wird, wird enorm stark erzählt und man hat sich bei der Charakterstruktur endlich mal Gedanken gemacht. Ein weiteres Lob verdient Jeremy T. Thomas als Lucas, der eine unfassbar starke Leistung für sein Alter vollzieht. Es tut wirklich gut, in einem Horrorfilm Charaktere zu haben, die einem am Herzen liegen und bei denen es wehtut, wenn man sie verliert. Leider ist zu viel Scott Cooper und zu wenig Guillermo del Toro im Film. Cooper möchte im Arthouse-Horror-Tempel von Robert Eggers' "The Witch" oder Ari Asters "Midsommar" ankommen, hat aber niemals deren erzählerische Tiefe. Und das obwohl man ihm in jeder einzelnen Szene anmerkt, dass er das Potential dazu hätte.

"Antlers" könnte somit der Horrorfilm des Jahres sein, denn er versteht es total eine großartige Atmosphäre aufzubauen, ohne dabei den Fokus auf Brutalität zu setzen, was Horrorfilme generell nicht nötig haben. Das aufwendige Produktionsniveau, die grandiose Kamera und dassehr  gute Schauspiel sind dennoch nur Kulissen für Klischees, die im letzten Akt im Vordergrund stehen. Der Film weiß zwar, dass der wahre Horror von innen kommt, aber wirklich gruselig wird er leider zu spät, wird etwas zu generisch, aber dennoch führt er alles, was er sich vorher aufgebaut hat, zu einem konsequenten Ende. Die ersten beiden Akte sind zwar deutlich besser als der Dritte, aber auch das Finale kann dank fieser Schockeffekte und interessanter Mystik-Thematik überzeugen.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Disney / Fox Searchlight

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