Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sitzt der amerikanische Soldat Nick Lowell (Jared Leto) in Japan im Gefängnis. Mithilfe von Kyoshi (Tadanobu Asano), dem er bei einem Mordanschlag in der Gefängnisdusche das Leben rettet und der zur Yakuza gehört, gelingt es ihm jedoch schließlich, seine Freiheit zu erlangen. Um seine Dankbarkeit zu zeigen und ihren Respekt zu erlangen, schließt er sich den Yakuza an und arbeitet sich unter Beachtung der strengen Rituale nach oben, um als Außenseiter einen Platz in den Reihen des organisierten Verbrechen Japans einzunehmen. Die Beziehungen in der Bande verkomplizieren sich jedoch, als Nick eine Beziehung zu Kyoshis Schwester (Shioli Kutsuna) eingeht...
Ein einsamer Mann versucht mit Entschlossenheit und Willenskraft einen Platz in eine nach außen abgeriegelte Welt zu finden, einen familiären Ersatz, der ihm Loyalität, Liebe, Akzeptanz und vorgegebene Strukturen gibt. Regisseur Martin Zandvliet erkundet in dieser viel gescholtenen Netflix-Produktion unterkühlt diese existenzielle Selbsterkundung, konsequent aus dem Blick des Erkundenden. Das ergibt Sinn, denn so lernt man als Zuschauer selbst nach und nach die vielen komplizierten Rituale und Traditionen der japanischen Kultur kennen.
Offensichtlich nach den Konventionen des 60er und 70er Jahre Yakuza-Gangsterfilms erzählt, mit ihren typischen Themen des Verrats und der Ehre, trifft hier gut poliertes japanisches und amerikanisches Genre-Kino aufeinander, deren einzelnen Prämissen, die Fremdheit und das langsame Annähern, mit einer entsprechenden Genre-Filmsprache dargereicht werden. Der Zuschauer begleitet einem Gaijin mit lange Blicken und langen Einstellungen in einen ungewohnten Lebensraum voller seltsam wirkenden Gepflogenheiten und nähern uns so langsam und mit Neugierde dieser Umgebung, die nicht frei von exotischen Klischees ist. Jared Letos Charakter ist dabei ebenso geheimnisvoll und mysteriös wie die kriminelle Unterwelt der 60er Jahre in Japan. Dadurch entsteht eine kunstvolle und künstliche Stimmung, die die Fremdheit der Lebensweisen wie ein Spiegelbild des entfremdeten Protagonisten gegenüber stellt. Die Ausbrüche von Gewalt sind dabei weniger körperlich, sondern mehr psychologisch, nie ganz zu Ende erzählt. Der Zuschauer bleibt bis zum Ende ein Gast, ein faszinierter Tourist in einer ihm nicht vertrauten Welt.
Ob dieser Ansatz des Erzählens über Japan "Whitewashing" ist, oder eine "Verwestlichung" der Kultur erzeugt, weil hier angeblich ein "weißer Retter" kommt, der Japan befreit, sollte dennoch jeder für sich selbst entscheiden.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
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