Der pensionierte Wolf-Experte Russell Core (Jeffrey Wright) lässt die Zivilisation hinter sich und reist in den Norden Alaskas, wo die junge Mutter Medora Slone (Riley Keough) lebt, deren Sohn von einem Wolfsrudel getötet wurde. Als Core sich mit ihr auf die Suche nach den Raubtieren begibt, entwickeln die beiden einsamen Seelen eine merkwürdige und gefährliche Beziehung zueinander. Und als dann noch Medoras Ehemann Vernon (Alexander Skarsgård) aus dem Irakkrieg zurückkehrt und vom Schicksal seines Sohnes erfährt, verlieren sich alle in einer gnadenlosen Spirale der Gewalt, in die auch der Polizist Donald Marium (James Badge Dale) verwickelt wird...
Regisseur Jeremy Saulnier bewies bereits mit "Green Room", dass er ein Händchen für düsteren, schweren Stoff hat und für Filme mit einer rohen, sehr realitätsnahen Atmosphäre, die aufgrund ihrer kompakter Laufzeit absolut stimmig und rund wirken. Mit "Wolfsnächte", einem durch sein dichtes Flair & den süchtig machenden Landschaftsaufnahmen sofort einnehmenen Thriller, setzt er seine Vita äusserst erfolgreich fort. Er adaptiert den gleichnamigen Roman von William Giraldi und betritt dabei gerade auf die Struktur seines Films bezogen etwas andere Pfade, welcher mit deutlich längerer Laufzeit und eher geringerem Tempo aufwartet. Saulnier legt seinen Film anfangs als relativ gewöhnlich erscheinenden Kriminalthriller an, der den Kampf zwischen Mensch und Natur in Alaska, dem Schauplatz des Films, thematisiert. Die scheinbare Geradlinigkeit wird jedoch früh als falsche Fährte entlarvt, indem schon im ersten Filmdrittel zwei harte Wendungen in den Plot integriert werden, wodurch das anfängliche Handlungskonstrukt schnell in ein komplett anderes Licht gerückt wird und den Plot damit ziemlich unberechenbar erscheinen lässt. Dabei etabliert Saulnier recht subtil eine surreale zweite Ebene irgendwo zwischen menschlichen Abgründen und rätselhafter Mythologie, die nach und nach immer stärker den Plot durchdringt. Das verwirrende Storytelling allerdings verhindert leider immer wieder, dass man als Zuschauer auch mitgenommen wird.
Dennoch: Das Spiel des Casts ist hervorragend und doch zurückhaltend. Saulnier garniert das entschleunigt wie bedächtigt vorgetrage Geschehen
mit brutalen Gewaltspitzen (die erstaunlich perfekt zum Kontext des ruhig erzählten Films passen) und adrenalingeladenen, teilweise wahnsinnig
intensiven Actionpassagen (besonders erwähnenswert ist der Shoot-Out etwa zu Hälfte des Films), was die Intensität immer wieder unvermittelt in immense Höhen
steigen lässt. Auch atmosphärisch bewegt sich Saulniers Film auf sehr hohem Niveau. Bildgewaltige, düstere
Landschaftsaufnahmen Alaskas schaffen eine eiskalte, bedrückende
Stimmung, wodurch die abgründige Geschichte passend bebildert wird.
Mit dem antiklimatischem und irritierendem Finale, wo immer
eindeutiger die Parallele zwischen der Natur des Menschen und der von
Wölfen angedeutet wird,
verweigert Saulnier schlussendlich klar ausformulierte Antworten und
unterläuft damit auch die Erwartungshaltung der Zuschauer. "Wolfsnächte" ist eine sehr unkonventionelle Nummer, doch überaus gelungen vorgetragen.
7,5/10
Inhaltsangabe: Netflix
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