Mittwoch, 12. Januar 2022

Bajocero - Below Zero - Bajocero (Unter Null) (2021)

https://www.imdb.com/title/tt9845564/

In einer Winternacht bei Temperaturen unter null Grad wird auf einer abgelegenen Straße ein Gefangenentransporter angegriffen. Polizist Martín (Javier Gutiérrez), der am Steuer des Wagens saß, überlebt und verschanzt sich in der Kabine des Fahrzeugs. Während die Gefangenen im Van nach Wegen suchen, ihn zu töten und zu fliehen, droht auch weiter Gefahr von außen. Denn der mysteriöse Angreifer scheint fest entschlossen, einen der Gefangenen zu befreien und alles zu erledigen, was sich ihm in den Weg stellt. Martín muss um sein Leben kämpfen und bald feststellen, dass er dies nur tun kann, wenn er seine bisherigen Prinzipien über Bord wirft... 

"Bajocero" ist ein kleiner, spannender Thriller, dem man seine spanische Herkunft in beinahe jeder Szenen anmerkt. Er klaut ziemlich dreist allerhand Elemente aus Filmen wie "Con Air" und "Assault On Precinct 13" und versetzt das ganze Szenario in eisige Bergwelten. Eis und Thriller, das hat von Natur aus eigentlich immer was, doch im Film von Luis Quílez ist die Eis eine Art Geisteszustand, der genauso oder wichtiger ist als das klaustrophobische Genre-Thema. Einfach und manchmal sogar überraschend brutal erzählt sorgt der Regisseur überzeugend für eine beklemmende Atmosphäre. Leider kann sein Handwerk nicht die Mängel im Drehbuch, die enttäuschenden Enthüllungen und den schlaffen Subtext kompensieren. Die Story ist löchrig, die Charaktere teilweise unlogisch und zudem extremst limitiert. Erst im Finale kommt etwas mehr Tempo rein, doch das Motiv des Angreifers entpuppt sich als zweischneidiges Schwert. Bis dahin muss man sich allerdings mit zu viel seltsamen Handlungen und mangelnder Logik herumschlagen.

Die Motivation des Attentäters aus seiner persönlichen Perspektive schlüssig, wenn moralisch natürlich fragwürdig. Viel fragwürdiger ist jedoch die Reaktion des Protagonisten, der zwar auch aus der Emotion heraus handelt, aber somit auch rückwirkend beinah alles legitimiert, was bis dahin dazu geführt hat. Die Diskussion darüber ist nicht ganz eindeutig und dahingehend auch spannend, kann aber genauso gut auch als Ärgernis angesehen werden. Handwerklich gibt es kaum etwas zu meckern, doch insgesamt ist diese bewusste Ambivalenz noch das Nachhaltigste von einem grundsoliden Streifen, der stellenweise andeutet, was er mit einem besseren Script hätte abliefern können. Als kurzweiliger Genre-Beitrag mit allerlei Inspiration von großen Klassikern schon ganz nett, dass Alleinstellungsmerkmal oder eine markante Signatur bleibt allerdings auf der Strecke. Und so ist diese Produktion wieder eine von den vielen stabilen Videothekenwaren, die Netflix wöchentlich heraus haut - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

5,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix

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