Dienstag, 9. Februar 2021

The Sunchaser - The Sunchaser: Die Suche nach dem heiligen Berg (1996)

https://www.imdb.com/title/tt0117781/

Onkologe Michael Reynolds (Woody Harrelson) führt eine Tumoruntersuchung am 16jährigen Brandon ‚Blue‘ Monroe (Jon Seda) durch. Der junge Mann sitzt im Gefängnis, weil er seinen Stiefvater umgebracht und einen Raubüberfall begangen hat. Dr. Reynolds hat seine Schwierigkeiten, mit dem widerspenstigen Jungen umzugehen - und wird dessen Geisel. Im Fluchtwagen gehen es raus aus L. A., hin zu einem angeblich heilenden Berg in Arizona. Brandon ist Halb-Navajo und hofft, am magischen Ort von seiner tödlichen Krankheit befreit zu werden. Auf dem Weg dahin erleben er und Dr. Reynolds diverse brenzelige Situationen. Die Männer lernen einander besser kennen, doch Brandons Gesundheitszustand verschlechtert sich...

Michael Cimino. Er galt nach Erfolgen wie "Die Letzten beißen die Hunde" und "Die durch die Hölle gehen" als das größte Nachwuchstalent seiner Zeit. Sein Markenzeichen: ausschweifende, lange Einstellungen, penibel ausgearbeitet Dialoge, die jedes noch so wnizige Detail beleuchten sollten. Doch nach seinem dreittem Film, dem Spätwestern "Heaven's Gate", der wegen völlig überzogener Produktionskosten, vernichtender Kritiken und eines enttäuschenden Einspielergebnisses zum bis dahin größten wirtschaftlichen Misserfolg der Filmgeschichte wurde, gelang es ihm nicht mehr, filmisch Fuß zu fassen. Selbst der brillante Comeback-Versuch "Im Jahr des Drachen" konnte daran nichts ändern. Der Ruf war ruiniert, der angerichtete Schaden zu groß. Danach drehte er nur noch drei Filme. "Sunchaser", sollte mit gerade mal 57 Jahren und 20 Jahre vor seinem Tod seine letzte Arbeit bleiben. Und bezeichnend für den harten Absturz: Es ist mit Abstand sein schwächster Film.

Woody Harrelson beweist schon in dieser noch recht frühen Phase seiner immer besser werdenden Karriere seine enorme Wandlungsfähigkeit. Als selbstherrlicher, Porsche-fahrender Arzt Dr. Reynolds bewegt er sich weg von seinem damals eher verwendeten Raubein- und Cooler-Typ-Image. Er bekommt die undankbare Pflichtaufgabe zugeschanzt, ein 16jähriges, wegen mehrfachen Mordes verurteiltes Gang-Mitglied indianischer Abstammung zu behandeln, das im Endstadium an Krebs erkrankt ist. Brandon (Jon Seda) ist für ihn der personifizierte Albtraum. Eine Gestalt, wie er sie nur aus den Abendnachrichten kennt. Skrupellos, perspektivlos, dem alles scheißegal ist, weil er immer jedem scheißegal war. Ein eiskalter Killer, der ohnehin nie etwas zu verlieren hatte und mit dieser Diagnose erst recht nicht. Statt sich seinem Schicksal zu fügen entledigt sich Blue bei einer Überführung seines Bewachers und entführt Reynolds, um mit ihm als Geisel einen Roadtrip der besonderen Art zu starten. Das Ziel: Ein heiliger Berg in Shiprock, Arizona, wo er sich von einem mächtigen Medizinmann die wissenschaftlich als völlig ausgeschlossen geltende Rettung erwartet.

Kaum hat der Film begonnen, weiß der interessierte Zuschauer bereits worauf das alles hinauslaufen wird. Zwei absolut gegensätzliche Charaktere werden gezwungenermaßen eng miteinander verbunden, lernen sich auf ihrer turbulenten Reise näher, tiefer kennen und vergessen am Ende alle ihre Vorurteile bzw. zeigen ihre so lange vergrabenen, sensible Seite. Summa summarum: Sie werden bessere Menschen und ganz nebenbei noch dicke Freunde. Ist nicht neu, auch nicht zwingend gut, aber kann man wohl gelegentlich machen, nur so wie das hier aufgetischt wird grenzt das besonders am Ende an Selbstaufgabe. Doch es gibt zwei Dinge in diesem Film, von denen Michael Cimino nachweislich viel versteht: die teilweise malerischen, romantisch geprägten Aufnahmen der USA; die die wilde, rohe, wie unglaubliche schöne Ader, aber im Kern auch die melancholisch-vergängliche Seite dieses Landes aufzeigen und die Darstellerführung. Ein Händchen für mutige, aber exzellente Besetzung, was sich allein mit Woody Harrelson hervorragend auszahlt. Auch die Leistung des nie wirklich hervorgestochenen Jon Seda, der beharrlich gegen seine physische Fehlbesetzung (er soll als damals sichtbar 26-jähriger einen 16-jährigen verkörpern) und die schauderhaften Figurenzeichnungen anspielt, mit denen "Sunchaser" am Ende beinahe noch jeden Kredit gnadenlos verspielt.

Was Anfangs zwar vorhersehbar aber doch interessant begann, wird spätestens dann unerträglich, wenn "Sunchaser" in einem lächerlichen, nie richtig glaubhaften, Hauruck-Verfahren praktizierten 180°-Turnaround, bei dem der Zuschauer sich mit absurden Holzhammer-Methoden und Dialogen herumschlagen muss, was zu allem Überfluss in einem wirklich tumben Esotherik-Kitsch-Finale mündet.

4/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

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