Mittwoch, 17. Februar 2021

Guest House Paradiso (1999)

https://www.imdb.com/title/tt0202381/

Richard Twat (Rik Mayall) und Eddie Elizabeth Ndingombaba (Adrian Edmondson) führen das billigste Hotel Englands...und zwar in jedem erdenklichen Sinn: Weil das Hotel direkt neben einem Atomkraftwerk steht, hat quasi die gesamte Belegschaft das Hotel verlassen, weswegen sich die beiden Chaoten selber um alles kümmern müssen. Doch dann bekommt das Hotel unerwartet hochkarätigen Besuch: Die berühmte italienische Schauspielerin Gina Carbonara (Hélène Mahieu) möchte sich vor ihrem Verlobten Gino Bolognese (Vincent Cassel) sowie der Presse verstecken und checkt deshalb in dem Schreckenshotel ein. Sie bleibt nicht der einzige Gast. Eine Familie hat sich das Hotel ausgesucht, weil es schlicht das einzige ist, das die armen Leute sich leisten können. Selten war das Hotel so gut besucht, da kommt es zur Katastrophe im Kernkraftwerk...  

Mit "Guest House Paradiso" drehten Rik Myall und sein Partner Adrian Edmondson in den Neunzigern einen Film, der den typischen britischen Humor in den Dreck und den Stumpfsinn eines Daseins überführte. Dumm, dreist, pöbelnd, dauergeil, deprimiert und zugedröhnt. "Guest House Paradiso" nahm das "New Kids"-Phänomen um ein ganzes Jahrzehnt vorweg und überzeugte mir brüllend komischem, tief-schwarzen Humor. Das typisch englische Humorverständnis, das gar nicht so sehr auf Krawall abzielt, obwohl Stil und Gewohnheitsbruch durchaus zur Taktik zählt, sondern speiste sich zu gleichen Teilen aus den großen Vorbildern der englischen Humorszene, namentlich "Monthy Phyton's Flying Circus" und "Mr. Bean". In "Guest House Paradiso" blödeln sich Mayall und Edmondson ungeniert an jeglichen Erwartungen vorbei. Einen Plot benötigt der Film nur als Kleiderbügelfunktion, als Kitt um nicht zur Nummerrevue zu verkommen, viel wichtiger für den Film sind radioaktiv verseuchte Kugelfische, baskische Seperatistenmäuse, zimmergroße Kotzhaufen und knallrote Noppenhöschen aus Leder. Dazwischen gibts Kerzen ins Auge und Nussknacker zwischen die Beine. Wenn nicht gerade Hotelgäste mit Sherry abgefüllt werden, um ihnen im daraus resultierenden Vollrausch die Goldzähne mit einer Kneifzange herauszubrechen. Immerhin müssen Rechnungen bezahlt werden. Keine Frage "Guest House Paradiso" ist ein Kuddelmuddel an bizzaren Geschmacklosigkeiten und kruden On/Off-Ideen, viele davon münden eher in einem leise Schmunzeln als im lauten Gelächter, aber, verdammt nochmal, es funktioniert. Das mag für Freunde feinerer Ironie und gehobener Satire oft markerschütternd dämlich wirken, hat aber alleine schon durch den puren Spaß an der Freude, mit der das Duo hier Geschmacks und Erwartungsamok läuft, Berechtigung und Alleinstellungsmerkmal. Unfassbar.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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