Der berühmt-berüchtigte Finanzguru Lee Gates (George Clooney) hat es sogar zu einer eigenen Sendung im Fernsehen gebracht. Allerdings haben ihm seine Börsentipps, bei denen es neben der Qualität der Anlage wie in jedem TV-Format immer auch um die gute Show geht, nicht nur Fans beschert: Der Familienvater Kyle (Jack O'Connell) hat durch ein schlechtes Investment gerade seine gesamten Ersparnisse an der Börse verzockt. Den Insidertipp für die Anlage hatte er aus Gates‘ Sendung. Nun ist er derart verzweifelt, dass er bewaffnet mitten in die Liveshow stürmt und den Moderator als Geisel nimmt. Kyle droht damit, Gates umzubringen, wenn seine Aktien nicht bis Börsenschluss um mindestens 24,5 Punkte steigen. Damit liegt das Leben des Finanzgurus plötzlich in der Hand der Anleger da draußen, denn die Kameras laufen weiter und die Geiselnahme wird zunehmend zum Medienspektakel. Aber werden die Menschen vor den Bildschirmen tatsächlich in eine schlechte Anlage investieren, „nur“ um das Leben eines TV-Moderators zu retten?
"Money Monster" ist Satire und Thriller gleichermaßen, ohne dabei sonderlich skurril zu wirken. Als reiner Thriller, der sein Setting in Echtzeit ablaufen lässt und über knappe 100 Minuten hinweg äußerst geradlinig und kompakt auf den Punkt kommt, ist der Film überaus wirkungsvoll. Foster inszeniert ihren Film mit messerscharfen Schnitten, durch die sie die zunehmend unübersichtliche, chaotische Situation konzentriert zuspitzt, während die Kamera in flotten Bewegungen durch das Geschehen gleitet. Auch die Film-im-Film-Komponente, die durch das Element einer Live-Übertragung der Show zum Tragen kommt, nutzt die Regisseurin immer wieder gekonnt, um einzelne Szenen durch ansehnliche Kniffe zu pulsierenden Setpieces zu gestalten.Während "Money Monster" als verdichteter Echtzeit-Thriller
also kurzweilige Rasanz ausstrahlt, hinterlässt die angestrebte
Kapitalismuskritik innerhalb der Handlung einen eher faden Beigeschmack.
Den Drehbuchautoren des Films gelingt es nur bedingt, ein komplexes, beinahe
unübersichtliches System mit zahlreichen Schuldigen anzuklagen.
Stattdessen picken sie sich gegen Ende gezielt einen Schuldigen heraus,
der als Sündenbock, also wahrhaftiges "Money Monster", herhalten muss
und das Gesicht für die bittere, abscheuliche Seite des Kapitalismus
darstellt. Durch die Handlungswendungen im letzten Drittel verstrickt
sich der Film in einer Form der sehr schlichten Kategorisierung, durch
die sich am Ende alles in einfachem Wohlgefallen auflöst. Das ist
bedauerlich, denn auf dem Weg dahin enthält der Streifen immer wieder
satirische und durchaus schrille Einlagen, welche die übliche
Dramaturgie solcher Geiselnahme-Thriller geschickt unterwandern. In
einer Szene wird die schwangere Freundin des Attentäters vor die Kamera
gezerrt und reagiert plötzlich auf eine denkbar unerwartete Weise. Ein
herrlich böser Moment, der zum Brüllen komisch ist und zu den bissigeren
Momenten des Thrillerkinos zählen dürfte.
Dass "Money Monster" dieses Niveau an effektiven Thrills, satirischen Einlagen und ernsthafter Systemkritik zu selten stimmig miteinander kombiniert und sich zum Ende hin in seinem eigentlichen Bestreben verhebt, schadet dem Gesamteindruck eines Films, der zu viel auf einmal will und einzelne Elemente gekonnt verwendet, aber kein schlüssiges Bild entstehen lässt. Irgendwie hat "Money Monster" den Hauch eines Sidney Lumet Filmes, eine tragikomische Größe von "Hundstage" - eine bitterböse Komödie oder ein schwarzhumoriger Thriller, egal wie man es dreht und wendet. Der Inhalt ist gut, der Effekt (wie man den Inhalt vorträgt) ist sogar noch besser.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Sony Pictures
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