König Richard Löwenherz befindet sich mit der gesammelten Adelsjugend
auf dem Weg ins Morgenland, um dort das Christentum zu verbreiten und
außerdem Ruhm und Reichtum zu erlangen. Die Zeit der Abwesenheit der
Führungselite machen sich nun Kerle aus der zweiten Reihe zu nutze, um
das Land unter sich aufzuteilen, allen voran der fiese Sheriff des
hübschen Nottinghams (Alan Rickman). Das Volk hungert ob der brutalen
Steuerpolitik des Despoten. Doch als es besonders finster aussieht,
erscheint ein alter Bekannter, frisch entflohen aus den schummrigen
Kerkern des heimgesuchten Landes: Robin of Locksley (Kevin Costner),
gestartet als jugendlicher Heißsporn, geläutert durch die Grauen, die er
gesehen hat. Doch die Zeit des Kampfes ist für ihn noch nicht vorbei:
Er findet seinen Vater ermordet, den Diener geblendet und das Schloss
bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Den Übrigen im Land geht es auch
nicht besser, wie Robin und sein Gefährte Azeem (Morgan Freeman) von
Maid Marian (Mary Elizabeth Mastrantonio) erfahren müssen. Doch viel
Zeit zum Nachdenken bleibt nicht: Die Häscher des Sheriffs sind ihm
bereits auf den Fersen, hat er doch verhindert, dass diese ein
hungerndes Kind wegen Wilderei lynchen. Robin und Azeem verstecken sich
an dem einzigen Ort, den die Schergen fürchten: dem dunklen Sherwood
Forrest...
Kevin Reynolds Neuauflage des klassischen Abenteuerstoffes vom großherzigen Bogenschützen traf 1991 genau ins Schwarze und war nach "Terminator 2: Tag der Abrechnung" mit einem Einspielergebnis von 390,5 Mio. Dollar der zweiterfolgreichste Film des Jahres. Aus heutiger Sicht wirkt "Robin Hood: König der Diebe" mit seinen bisweilen unpassenden Interieuers, grotesken schauspielerischen Überzeichnungen und so einigen schrägen Slapstick-Einlagen zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, weiß aber immer noch mit Tempo und Dynamik recht gut bei Laune zu halten. Costners Darbietung als Robin Hood ist nämlich durchaus gelungen. Der Rest des Casts bleibt allerdings relativ blass. Alan Rickman, der als Sheriff von Nottingham den Begriff Overacting zuweilen auf eine neue Bedeutungsstufe hebt und dem im direkten Vergleich eher blassen Kevin Costner in der Titelrolle somit glatt die Schau stiehlt, überdramatisiert seinen Charakter zuweilen auch und bekommt vom Drehbuch zudem einige so dämliche Sätze in den Mund gelegt, dass man schon von einer Karikatur sprechen muss. Als ernsthaften Antagonisten kann man ihn leider nicht betrachten. Bis dahin weiß der Zuschauer nun nicht so recht: schaut man einen Abenteuerfilm mit derbem humoristischem Einschlag oder soll das alles eine Parodie sein und man versteht den Großteil der Gags nicht? Erst bei Bruder Tucks finalem Augenzwinkern in die Kamera kann man sich als Zuschauer wirklich sicher sein, dass alles zuvor Gesehene tatsächlich wohl auch von den Machern nicht ganz ernst gemeint war.
Überraschendes wird zwar allenfalls Derjenige erleben, der zuvor noch so gar keine Berührung mit der Geschichte Robin Hoods hatte, dafür lässt die mit Bryan Adams' berühmten Titelsong ideal unterlegte Mischung aus Zweikämpfen, Intrigen und Geschmachte aber auch keine große Langeweile aufkommen. Da fällt es auch nicht allzu schwer ins Gewicht, dass Reynolds' Inszenierung nicht die Klasse eines Ridley Scott hat oder einige Nebenfiguren wie etwa der von Christian Slater verkörperte Will in ihrer Entwicklung wenig glaubwürdig erscheinen.
7/10
Von NSM Records kommt der Film auch im limitierten Mediabook.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
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